Klimaschutz 04.07.2022, 13:36 Uhr

Energiewende kann ohne Atomkraftwerke gelingen

Braucht Deutschland seine drei letzten Atomkraftwerke über 2022 hinaus? Studien zeigen: Klimaneutralität bis 2045 ist auch ohne Atomenergie möglich.

Atomkraftwerk Neckarwestheim

Das Kernkraftwerk Neckarwestheim. Hier produziert EnBW in Block 2 noch bis Ende 2022 Strom.

Foto: PantherMedia / Bernd Leitner

Ende der vergangenen Woche hat der Direktor der Internationalen Energieagentur (IEA) Fatih Birol, eine Lanze für die Kernenergie gebrochen: Sie könne eine wesentliche Rolle dabei spielen, die weltweite Energieversorgung frei von fossilen Brennstoffen zu machen. „Im Kontext der globalen Energiekrise, explodierende Preise fossiler Brennstoffe, Bedenken um die Versorgungssicherheit und ambitionierter Klimaziele, glaube ich, dass die Kernkraft eine einmalige Gelegenheit für ein Comeback hat“, sagte Birol angesichts einer aktuellen Studie seiner Agentur.

Viele Atomkraftwerke sind chinesischer oder russischer Herkunft

Allerdings sei eine neue Blüte der Kernenergie keineswegs garantiert. Sie hänge vor allem davon ab, dass die Regierungen der Länder, die der Technologie gegenüber offen sind, entsprechende Regelungen treffen. Sie müssten den sicheren und nachhaltigen Betrieb von Kernkraftwerken sicherstellen und ein solides Umfeld für entsprechende Investitionen in neue Kerntechnologien schaffen. Mit Sorge sieht Birol, dass in vielen fortschrittlichen Ländern die Kerntechnik weltweit keine führende Rolle mehr spielt: „27 der 31 seit 2017 gestarteten Bauprojekte für Atomkraftwerke sind russische oder chinesische Entwicklungen.“

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Klimaneutrale Kohle- oder Gaskraftwerke – Geothermie macht’s möglich!

Birols Appell pro Kernkraft trifft auf die derzeit in Deutschland geführte Diskussion, die verbleibenden hiesigen Atomkraftwerke über ihren festgelegten Abschalttermin Ende 2022 hinaus zu betreiben. So soll die Kernkraft zur Versorgungssicherheit, zum Klimaschutz und zu niedrigen Strompreisen beitragen. „Diese Versprechen aber kann sie gar nicht erfüllen“, heißt es nun in einer aktuellen Metastudie der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) in Berlin.

Laufzeitverlängerung in Deutschland keine Option

Unter dem Titel „Ein erneuerbares Energiesystem für Deutschland ohne Atomkraft“ hat sie sieben Studien aus unterschiedlichen Quellen verglichen und kommt zum Fazit, dass die Kernkraft kurzfristig keine Abhilfe gegen Engpässe in der Energieversorgung leisten kann. So seien die notwendigen Sicherheitsüberprüfungen der drei noch laufenden Anlagen bereits seit drei Jahren überfällig, die Ausnahmegenehmigung dazu basiert auf der geplanten Abschaltung. Außerdem seien die Brennelemente fast aufgebraucht, eine Neubeschaffung würde zwölf bis 15 Monate dauern, es fehle an ausgebildetem Personal und für die Endlagerung des Atommülls müssten die Betreiber 2,5 Mrd. € als Deckungsvorsorge aufbringen. Deswegen lehnen diese auch den Weiterbetrieb ab.

Schwankende Stromversorgung: Forscher suchen Lösung

Alle in der Metaanalyse verglichenen Studien – u.a. von Agora Energiewende, dem BDI, dem Bundesverband erneuerbarer Energien, dem Bundeswirtschaftsministerium und der Deutschen Energieagentur dena – kommen übereinstimmend zu dem Ergebnis: Energiewende und Klimaschutz sind ohne Atomkraft machbar. Auch der Kohleausstieg bis 2030 wäre demnach möglich, wenn die Erneuerbaren Energien zügig ausgebaut und weitere Maßnahmen in Sachen Energieeffizienz und Flexibilisierung zügig umgesetzt würden.

Ausbau Erneuerbarer Energien deutlich steigern

Als Fazit stellt die Analyse eindeutig klar: Die Klimaschutzziele lassen sich nur erreichen, wenn der Ausbau der Erneuerbare Energien gegenüber den Vorjahren deutlich gesteigert wird. Dabei werde Strom eine immer größere Rolle spielen, weil auch Endanwendungen wie Heizsysteme und Verkehrsträger zunehmend elektrifiziert werden. Das aber bringe durch die deutlich höheren Wirkungsgrade erhebliche Effizienzgewinne. Deswegen werde zwar der Stromverbrauch steigen, der Primärenergiebedarf aber sinken.

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Energieimporte werden zurückgehen

Zusätzlich fordert die AEE-Studie die Politik auf, geeignete Rahmenbedingungen für die Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff und anderen synthetischen, strombasierten Energieträgern zu schaffen. So sei sicherzustellen, dass diese rechtzeitig und in ausreichender Menge zur Verfügung stünden. Zur Versorgungssicherheit würde darüber hinaus der europäische Stromaustausch beitragen. Wobei alle verglichenen Studien davon ausgehen, dass die Energieimporte Deutschlands generell zurückgehen werden.

Der Russische Angriffskrieg in der Ukraine wurde in keiner der verglichenen Studien berücksichtigt – sie stammen überwiegend aus dem Jahr 2021 – Aber die AEE kommt zu dem Ergebnis, dass es gegenüber den dort getroffenen Annahmen lediglich zu vorübergehenden Verschiebungen von Erdgas hin zur Kohle komme. Dazu heißt es: „Die dadurch kurzzeitig erhöhten CO2-Emissionen können durch einen verstärkten Ausbau der Erneuerbaren Energien später wieder kompensiert werden.“

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Ein Beitrag von:

  • Jens D. Billerbeck

    Jens D. Billerbeck

    Leiter Content Management im VDI Verlag. Studierte Elektrotechnik in Duisburg und arbeitet seit seiner Schulzeit jounalistisch. Nach Volontariat und Studienabschluss Redakteur der VDI nachrichten u. a. für Mikroelektronik, Hard- und Software, digitale Medien und mehr.

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