Erste Solar- und Windstromanlage auf einem Hochhaus in Berlin
Diese Solar- und Windstromanlage sieht komisch aus: Sie hängt genau an der Dachkante eines Hochhauses in Berlin. Sie arbeitet trotz ihrer Propeller nahezu lautlos. Optimal für den innerstädtischen Einsatz. Und wie funktioniert die Anlage mit dem Namen Windrail?
Ein merkwürdiges Gebilde ziert die Dachkante eines zwölfstöckigen Hochhauses in Berlin-Spandau: Windrail ist ein Zwitter, der gleichzeitig Strom aus Wind und Sonne erzeugen kann. Die ungewöhnliche Anlage nutzt normalen Wind genauso wie die Aufwinde, die sich aufgrund der Thermik an der Fassade bilden. Und das ist auch der Grund, warum die Anlage mit ihren integrierten Windrädern direkt an der Dachkante sitzt.
Um noch mehr Energie umzusetzen, fangen die Entwickler des Zürcher Unternehmens Anerdgy die Luftströmungen in einem Venturi-Rohr ein, das deren Geschwindigkeit noch erhöht. Auf der Rückseite der Anlage sind Solarzellen montiert, die eine Spitzenleistung von 12 kW haben.
Windrail liefert 18.000 Kilowattstunden pro Jahr
Jedes Modul besteht aus vier Solarpaneelen und einem Windkanal mit jeweils zwei Windturbinen. Jede der Turbinen hat eine Nennleistung von 1 kW. Insgesamt montierten die Schweizer zehn dieser Module. So beträgt die Gesamtleistung von Wind- und Solaranlage 22 kW.
Jährlich erwartet der Besitzer des Hauses, die Berliner Gesellschaft Gewobag, die die Anlage in Auftrag gegeben hat, einen Jahresertrag von 18.000 kWh. Dazu kommen weitere 76.500 kWh aus einem zusätzlichen Solarkraftwerk, das auf dem Dach ebenfalls noch Platz gefunden hat. Dessen Spitzenleistung beträgt 88 kW. Die Einsparung an Kohlendioxid beträgt pro Jahr 45.000 kg, haben die Berliner auf der Basis des Berliner Strommixes errechnet.
Wind verbessert den Solarzellen-Ertrag
Die Kombination aus Wind- und Solaranlage verbessert die Leistung der Solarzellen aus Silizium. Deren Wirkungsgrad reduziert sich bei Erwärmung. Die durchströmende Luft kühlt die Rückseite der Module, sodass der Wirkungsgradverlust geringer ist.
„Die online steuerbaren Kleinkraftwerke eignen sich hervorragend für Sanierungen und Neubauten hoher Gebäude mit Flachdach“, sagt Sven Köhler, der CEO von Anerdgy. Andreas Irmer, Geschäftsführer der Berliner Stadtwerke, die die Dritten im Bunde sind, stimmt Köhler zu: „Die Windrails sind ein innovativer Weg, die Energiepotenziale in Städten besser zu nutzen. Während klassische Windräder in Großstädten allenfalls an der Peripherie begrenzte Plätze finden, ist das Potenzial für diese Kombi-Technik immens.“ Zumal sie nicht stören. Sie arbeiten kaum hörbar.
Der Öko-Strom wird im Haus verbraucht
Der erzeugte Strom wird im Normalfall zu 100 Prozent im Haus von den Fahrstühlen, einer Pumpe, die den Wasserdruck erhöht, weiteren haustechnischen Anlagen und den Mietern verbraucht. Eine Einspeisung ins öffentliche Netz dürfte nur in seltenen Fällen nötig sein. Gewobag will noch weitere Gebäude mit Windrails aufwerten.
Auf die Dächer würden aber auch die Miniwindräder Liam F1 passen. Die sind ziemlich klein, trotzdem kleine technische Wunder und erzeugen fast lautlos Strom aus Wind.
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