Neue Sicherheitstechnologie 19.04.2022, 07:00 Uhr

Explosionsgefahr gebannt: Glasfaser-Sensoren erkennen Wasserstoff

Wasserstoff gewinnt in Zeiten erneuerbarer Energien als Energiespeicher an Bedeutung, doch zusammen mit Luft ist das Gas in weiten Grenzen explosiv. Deshalb haben Fraunhofer-Forschende einen neuen Sensor zur Überwachung entwickelt.

Wasserstoff-Gewinnung

Wasserstoff gewinnt an Bedeutung: Neue Sensoren machen den Umgang mit dem Gas sicherer.

Foto: panthermedia.net/aa-w

Wasserstoff ist der wichtigste chemische Energieträger beim Wandel von fossilen hin zu klimaneutralen, regenerativen Energien. Bereits heute werden 55 Terrawattstunden (TWh) bis 60 TWh Wasserstoff in Deutschland produziert und verbraucht. Dabei handelt es sich aber größtenteils um „grauen“ Wasserstoff aus Erdgas; nur etwa fünf Prozent sind „grüner“ Wasserstoff – Tendenz steigend.

Zwar ist das Gas nicht giftig, allerdings führen Leckagen schnell zu kritischen Situationen. Enthält Luft mehr als 4% an Wasserstoff, entstehen explosionsfähige Gemische. Das kann etwa in schlecht belüfteten Räumen passieren. Bereits ein Funke kann schwere Knallgas-Explosionen auslösen. Für Ingenieurinnen und Ingenieure bedeutet das: Sie müssen deutlich höhere Maßstäbe bei der Sicherheit anlegen als bei Kohlenwasserstoffen. Dazu gehört, Wasserstoff in der Luft schon bei niedrigen Konzentrationen zu erfassen, etwa mit Glasfaser-Sensoren. Solche Technologien hat das Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut HHI, jetzt entwickelt.

Kraftstoffe aus erneuerbaren Energien: Forscher entwickeln Benzinzusatz aus Riesengras

Herkömmliche Sensoren sind bei Wasserstoff schlecht geeignet

Der Hintergrund: Schon seit Jahren gibt es Messgeräte, um Wasserstoff in Gasgemischen zu detektieren. „Herkömmliche Sicherheitssensoren, die zur Erfassung von Wasserstoff derzeit kommerziell verfügbar sind – das sind in der Regel katalytische Wärmetönungssensoren oder elektrochemische Zellen –, benötigen eine elektrische Stromversorgung“, erklärt Günter Flachenecker vom Fraunhofer HHI. „Beide Varianten könnten so, wenn das Gerät oder die elektrischen Zuleitungen einen Defekt aufweisen, im schlimmsten Fall selbst als Zündquelle die Explosion auslösen, die sie eigentlich verhindern sollten.“ Glasfasersensoren haben solche Schwachpunkte nicht. Diese sind auch nicht aufwändig zu verkabeln; sie lassen sich relativ problemlos in unterschiedliche Anwendungen integrieren. Dazu gehören stationäre Anlagen, aber auch Fahrzeuge zum Transport von Wasserstoff.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Energietechnik - Umspannwerke/Hochspannungsfreileitung - Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Spezialistin oder Spezialist Faunistik (w/m/d) für den Bereich Brückenersatzneubau Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Energie und Wasser Potsdam GmbH-Firmenlogo
Energy-Analyst (m/w/d) Energie und Wasser Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH über Jacobi consulting GmbH-Firmenlogo
Leiter Netzbetrieb Gas (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH über Jacobi consulting GmbH
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr-Firmenlogo
Traineeprogramm - Bachelor Fachrichtung Maschinenbau / Energie- und Gebäudetechnik (m/w/d) Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
bayernweit Zum Job 
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr-Firmenlogo
Traineeprogramm - Bachelor Fachrichtung Maschinenbau / Energie- und Gebäudetechnik (m/w/d) Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Fachkraft für Nah- und Fernwärme-Hausanschlüsse (m/w/d) Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG
Esslingen am Neckar Zum Job 
Landeshauptstadt Düsseldorf-Firmenlogo
Leitung des städtischen Krematoriums für das Garten-, Friedhofs- und Forstamt Landeshauptstadt Düsseldorf
Düsseldorf Zum Job 
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Wirtschaftsjurist*in / Ingenieur*in (m/w/d) für Contract & Claimsmanagement in Projektender Energiewende THOST Projektmanagement GmbH
Stuttgart, Mannheim Zum Job 
RES Deutschland GmbH-Firmenlogo
Head of Engineering / Leitung technische Planung Wind- & Solarparks (m/w/d) RES Deutschland GmbH
Vörstetten Zum Job 
MEWA Textil-Service SE & Co. Management OHG-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Elektrotechnik MEWA Textil-Service SE & Co. Management OHG
Wiesbaden Zum Job 
KÜBLER GmbH-Firmenlogo
Techniker / Ingenieur / Fachplaner / TGA (m/w/d) Heizungstechnik und Elektro KÜBLER GmbH
Ludwigshafen Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Vertragsmanager*in Großprojekte Mobilität (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
naturenergie hochrhein AG-Firmenlogo
Projektentwickler kommunale Energielösungen (m/w/d) naturenergie hochrhein AG
Rheinfelden (Baden) Zum Job 
Stadtwerke Augsburg Energie GmbH-Firmenlogo
TGA-Planer*in / Ingenieur*in / Techniker*in (m/w/d) technische Gebäudeausrüstung Stadtwerke Augsburg Energie GmbH
Augsburg Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Abteilungsleitung Deponien und Altablagerungen (w/m/d) Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Kromberg & Schubert Automotive GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Ingenieur / Materialwissenschaften (m/w/d) Kromberg & Schubert Automotive GmbH & Co. KG
Abensberg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) für Geotechnik, Abfall, Altlasten und Georisiken Die Autobahn GmbH des Bundes
Nürnberg Zum Job 
Hamburger Hochbahn AG-Firmenlogo
Senior - Projektleiter Elektrotechnik Betriebsanlagen (w/m/d) Hamburger Hochbahn AG
Hamburg Zum Job 
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung-Firmenlogo
Technische Referentin / Technischer Referent (w/m/d) Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Verbundprojekt „H2WOOD – BLACKFOREST“: Regenerativer Wasserstoff aus regionalen Holzabfällen

Mit Glasfasern Wasserstoff nachweisen

Lichtleitende Glasfasern hätten Flachenecker zufolge jedoch mehrere wünschenswerte Eigenschaften. Sie sind robust und haben Durchmesser von zirka einem Viertel Millimeter, was ihren Einsatz in sicherheitsrelevanten Anwendungen ermöglicht. Doch zunächst haben die Ingenieurinnen und Ingenieure Glasfasern für den geplanten Einsatz vorbereitet. Per Laser wurden feine Strukturen in den ihren Kern eingeprägt, sogenannte Faser-Bragg-Gitter. Das sind Interferenzfilter, sprich optische Bauelemente, die Licht frequenzabhängig reflektieren.Im nächsten Schritt wurden die Glasfasern mit Palladium oder speziellen Legierungen dieses Metalls beschichtet.

„Palladium hat die Eigenschaft, dass es Wasserstoff aufsaugt, ähnlich wie ein Schwamm“, sagt der Forscher. „Sobald die beiden Stoffe aufeinandertreffen, zerfällt der Wasserstoff in seine atomaren Fragmente und die freigesetzten Wasserstoffatome dringen in das Kristallgerüst des Palladiums ein.“ Das führe zu einer Dehnung der Glasfaser – und über Faser-Bragg-Gitter könne man augenblicklich Veränderungen der Lichtimpulse messen. Das Gute daran: Sinkt in der umgebenden Luft die Wasserstoffkonzentration wieder, entweicht das Gas aus dem Palladium und die Glasfasern kehren in ihre normale Geometrie zurück. Der Sensor kann langfristig eingesetzt werden. Andere Gase, etwa Kohlenwasserstoffe, stören die Messung nicht. Nur Moleküle mit kleiner Geometrie können mit Palladium wechselwirken; größere, etwa Stickstoff, Sauerstoff oder Kohlenwasserstoffe, führen zu keinen optischen Effekten. Die Detektoren sind nicht nur baulich robust, sondern auch kaum störanfällig für sonstige Gase.

Umfangreiche Einsatzmöglichkeiten des Wasserstoff-Detektors

Vor diesem Hintergrund können sich Flachenecker sowie seine Kolleginnen und Kollegen zahlreiche Einsatzmöglichkeiten der neuen Sensoren vorstellen. Das beginnt bei Fahrzeugen mit Wasserstoffantrieb und geht weiter bei Wasserstofftankstellen. Auch Werkstätten, die solche Fahrzeuge reparieren, könnten von der neuen Technologie ebenfalls profitieren. Weitere Einsatzmöglichkeiten ergeben sich bei Elektrolyseuren, die Strom aus erneuerbaren Energien nutzen, um Wasserstoff herzustellen.

Der Vorteil der Technologie: Sensoren und elektronische Komponenten zur Analyse der optischen Signale lassen sich räumlich entfernt platzieren, was gefahrlose Messungen ermöglicht. Wird eine bestimmte Wasserstoffkonzentration überschritten, lösen Systeme nicht nur Alarm aus. Sie können auch Fenster öffnen oder Ventile schließen.

Wasserstoff-Sensoren auf dem Weg zur Kommerzialisierung

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Lokale Brandschutzunternehmen sind als kommerzielle Partner mit im Boot. Ziel des ersten Projekts war, Glasfasersensoren in LKWs einzubauen. Nach dem erfolgreichen Abschluss dieser Phase geht es jetzt darum, den Wasserstoff-Sensor weiter zu testen: als Vorbereitung für die Zertifizierung und Kommerzialisierung.

Mehr zum Thema Wasserstoff

Ein Beitrag von:

  • Michael van den Heuvel

    Michael van den Heuvel hat Chemie studiert. Unter anderem arbeitet er für Medscape, DocCheck, für die Universität München und für pharmazeutische Fachmagazine. Seit 2017 ist er selbstständiger Journalist und Gesellschafter von Content Qualitäten. Seine Themen: Chemie/physikalische Chemie, Energie, Umwelt, KI, Medizin/Medizintechnik.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.