Teure Rohstoffe 19.06.2013, 12:29 Uhr

Fahrzeugindustrie fahndet weiter nach Technik zur Abwärmenutzung

Um die thermische Rekuperation in Fahrzeugen ist es nach dem euphorischen Aufbruch Mitte des letzten Jahrzehnts still geworden. Doch hinter den Kulissen läuft die Forschung mit hoher Intensität weiter. Mit steigenden Kraftstoffpreisen und anziehenden Klimavorgaben der EU erweist sich Abwärme als kostbares Gut.

Thermoelektrische Generatoren erzeugen aus Wärme Strom. Eine Herausforderung sind die hohen Temperaturen.

Thermoelektrische Generatoren erzeugen aus Wärme Strom. Eine Herausforderung sind die hohen Temperaturen.

Foto: IAV

Es ist ein Jammer. Von 100 Liter Kraftstoff lassen auch moderne Otto- und Dieselmotoren 60 bis bis 70 Literl als Abwärme in Kühlwasser und Abgas verpuffen. Strengere CO2-Grenzwerte und hohe Kraftstoffpreise lenken die Aufmerksamkeit verstärkt auf dieses verlorene Potenzial.

Ein Ansatz, es zu nutzen, sind thermoelektrische Generatoren (TEG). Sie wandeln Abwärme mithilfe spezieller Halbleitermaterialien in Strom. Schlüssel dazu ist ein vor knapp 200 Jahren von Thomas Seebeck entdeckter Effekt: Ist ein Material hohen Temperaturdifferenzen ausgesetzt, entsteht Spannung. Der Weg vom Seebeck-Effekt zur automobilen Serienkomponente ist allerdings steiniger als vermutet.

Daniel Jänsch verfolgt die TEG-Technik seit Jahren. Der Experte leitet regelmäßig eine Thermoelektrik-Tagung, die sein Arbeitgeber IAV 2008 ins Leben rief, um den Dialog zwischen Materialforschung und Automobilindustrie in Gang zu bringen. Mit Erfolg. „Hierzulande richten heute deutlich mehr Wissenschaftler und Unternehmen ihre Aufmerksamkeit auf die Möglichkeiten, Abwärme zu nutzen“, sagt er. So auch in elf Projekten des Förderprogramms „Thermopower“, an dem mehrere Autohersteller und Zulieferer beteiligt sind. Ein weiteres Förderprogramm widmet sich der Grundlagenforschung rund um thermoelektrische Materialien.

Technik erst im Prototypenstadium

Noch stehen Kosten, Qualität und Verfügbarkeit dieser Materialien dem Serieneinsatz im Wege. „TEG sind bestenfalls in der Vorentwicklung angekommen“, räumt Jänsch ein. Zwar lassen BMW, VW und Daimler auf Tagungen immer wieder durchblicken, dass sie am Thema arbeiten. Doch wenn überhaupt befinden sich ihre Projekte im Prototypenstadium.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Indorama Ventures Polymers Germany GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur Verfahrenstechnik (m/w/d) Chemische Produktion Indorama Ventures Polymers Germany GmbH
Gersthofen Zum Job 
Jungheinrich AG-Firmenlogo
EHS-Projektingenieur (m/w/d) mit Schwerpunkt Energieeffizienz Jungheinrich AG
deutschlandweit Zum Job 
ENGIE Deutschland GmbH-Firmenlogo
Projektmanager Vertrieb Energiedienstleistungen (m/w/d) ENGIE Deutschland GmbH
Frankfurt oder Stuttgart, bundesweit Zum Job 
Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW-Firmenlogo
Ingenieurinnen / Ingenieure bzw. Technikerinnen / Techniker oder Meisterinnen / Meister der Elektrotechnik (w/m/d) Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW
Münster Zum Job 
Veltum GmbH-Firmenlogo
Planungsingenieur:in für Versorgungstechnik Heizung, Lüftung, Sanitär Veltum GmbH
Waldeck Zum Job 
Energie und Wasser Potsdam GmbH-Firmenlogo
Senior-Mehrsparten-Projektbearbeiter (m/w/d) Realisierung Energie und Wasser Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH-Firmenlogo
Naturwissenschaftler/in oder Ingenieur/in als Experte für Immissionsschutz (w/m/d) DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH
DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/in / Umweltwissenschaftler/in im Bereich Energie und Emissionshandel (w/m/d) DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH
naturenergie hochrhein AG-Firmenlogo
Projektentwickler (m/w/d) Technischer Vertrieb naturenergie hochrhein AG
Rheinfelden (Baden), Schallstadt, Donaueschingen Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Betriebsingenieurin / Betriebsingenieur (w/m/d) Müllheizkraftwerk Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
VH-7 Medienküche GmbH-Firmenlogo
Bauingenieur / Umweltingenieur oder Ingenieur Umweltschutztechnik (M/w/d) VH-7 Medienküche GmbH
Stuttgart Zum Job 
Kölner Verkehrs-Betriebe AG-Firmenlogo
Koordinator*in im Arbeits-, Brand- und Umweltschutz Kölner Verkehrs-Betriebe AG
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Betriebsingenieur (m/w/d) Elektrotechnik/Energietechnik für die Niederspannung bzw. Hochspannung Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Strategische Netzplanung (m/w/d) für Strom, Datennetze, Infokabel, 450 MHz Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
TÜV Technische Überwachung Hessen GmbH-Firmenlogo
Sachverständiger Elektrotechnik / Ausbildung zum Sachverständigen Elektrotechnik (m/w/d) TÜV Technische Überwachung Hessen GmbH
Frankfurt am Main Zum Job 
TÜV Technische Überwachung Hessen GmbH-Firmenlogo
Sachverständiger für Brand- und Explosionsschutz (m/w/d) TÜV Technische Überwachung Hessen GmbH
Industriepark Höchst/Frankfurt am Main Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
(Junior) Ingenieur Quartiersentwicklung Anschlussservice (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur Landschaftspflege und Umwelt (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH-Firmenlogo
Leitender Ingenieur (m/w/d) Netzbau und -betrieb Strom und Breitband Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH
Schneverdingen Zum Job 
TA Europe Business Consulting GmbH-Firmenlogo
Real Estate Consultant ESG & Sustainability (m/w/d) TA Europe Business Consulting GmbH
verschiedene Standorte Zum Job 

Das sah 2008 anders aus. BMW preschte mit Fahrzeugversuchen weit vor. Es schien eine Frage der Zeit, bis Serienfahrzeuge Abwärme nutzen. Doch die Materialfrage ist ungelöst. Laut Marktbeobachtern sind Thermoelektrika selbst für Kleinserien nicht in ausreichender Menge und Qualität verfügbar. Im Labormaßstab gibt es dagegen vielversprechende Fortschritte.

Mit Nanotechnologie gelang es zuletzt, die Halbleiter gezielt zu verunreinigen und ihre Wirkungsgrade so deutlich zu steigern. Bei den favorisierten Hochtemperaturmaterialien und beim Klassiker Bismut-Tellurid (Bi2Te3) geht es im Labor gut voran. Die großtechnische Skalierung lässt aber auf sich warten.

Forscher suchen nach alternativen Materialien

Obendrein bleibt die Rohstoffverfügbarkeit ein Problem. Schon ohne Nachfrage der Automobilindustrie unterliegen Bismut, Antimon, Tellur oder Germanium heftigen Preisschwankungen. Und die bekannten Tellur-Vorkommen würden nur wenige Jahre reichen, wenn in Neufahrzeugen flächendeckend Tellurid-TEG zum Einsatz kämen. Darum arbeiten die Materialwissenschaftler an Alternativen, etwa Skutteruditen, Half-Heuslern, Siliciden und sehr günstigen Oxiden.

Solange geeignete Materialien auf sich warten lassen, ist es schwierig, Modulaufbau und Verbindungstechnologien zu optimieren. Was keineswegs trivial ist: Denn die oft spröden Materialien müssen ein Autoleben lang allen Umwelteinflüssen trotzen. Damit ihr Einsatz lohnt, sind Bauräume gefragt, in denen große Temperaturunterschiede zwischen Warm- und Kaltseite realisierbar sind.

Jänsch ist trotz aller Hürden optimistisch, dass sich die nötigen Fortschritte einstellen werden. „Die Materialforschung erkennt inzwischen an, dass Autohersteller strenge Maßstäbe an Kosten, Qualität, Verfügbarkeit und Effizienz anlegen“, erklärt er. Erste Projekte würden gezielt nach Thermoelektrika forschen, die bei noch vertretbarem Wirkungsgrad unter 10 €/kg kosten. Heutige Preise bewegen sich zwischen 100 €/kg und 1000 €/kg wobei pro Fahrzeug je nach Anwendung und Güte der Integration mehrere kg benötigt werden.

Latentwärmespeicher als Alternative zur Energieumwandlung in Strom.

Angesichts der Ungewissheiten rund um TEG suchen Fahrzeugentwickler alternative Ansätze zur Abwärmenutzung. Etwa Latentwärmespeicher, in denen Phasenwechselmaterialien Wärme speichern und bei Bedarf auf einen Schlag abgeben. Sie könnten künftig vor dem Start den Fahrgastraum oder den Katalysator heizen. Letzteres hätte den Vorteil, das der KAT bei Kaltstarts schneller auf Betriebstemperatur käme. Das würde nicht nur 1 g/km CO2 einsparen, sondern die CO- und HC-Emissionen beim Kaltstart um bis zu 95 % senken. Gerade für häufig startende Hybride oder Stromer mit Verbrennungsmotor als Reichweitenverlängerer sind solche Latentwärmespeicher interessant.

Eine weitere Alternative ist, Abwärme per Clausius-Rankine-Prozess zu nutzen. Mit heißem Abgas wird dabei Wasser verdampft und durch eine Turbine getrieben. Nach Einschätzung des Zulieferers Eberspächer ließe sich so die Lichtmaschine entlasten oder ersetzen, was in bis zu 10 g/km weniger CO2-Ausstoß resultiere. Auch Bosch arbeitet an Wärmerückgewinnung mit Dampf. Expansionsmaschinen sollen in Nfz Abwärme in Strom fürs Bordnetz oder in zusätzlichen mechanischen Antrieb der Kurbelwelle wandeln. Der Zulieferer erwartet, dass solche Systeme den Verbrauch von Fernverkehrs-Lkw um bis zu 2500 l Diesel pro Jahr senken können.

Ein Beitrag von:

  • Peter Trechow

    Peter Trechow ist Journalist für Umwelt- und Technikthemen. Er schreibt für überregionale Medien unter anderem über neue Entwicklungen in Forschung und Lehre und Unternehmen in der Technikbranche.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.