Fernwärme-Ausbau wird deutlich teurer als geplant
Der geplante Ausbau der Fernwärmenetze in Deutschland droht deutlich teurer zu werden als bisher angenommen. Bis 2030 müssen 43,5 Milliarden Euro investiert werden. Bisher war man von Ausbaukosten in Höhe von 32,9 Milliarden Euro ausgegangen.
Um die ambitionierten Klimaziele Deutschlands zu erreichen, stehen Fernwärmeversorger vor enormen finanziellen Herausforderungen. Bis 2030 müssen sie insgesamt 43,5 Milliarden Euro in den Ausbau und die Modernisierung der Fernwärmeinfrastruktur investieren. Diese Zahl geht aus einer aktualisierten Studie der Prognos AG hervor, die im Auftrag des Energieeffizienzverbandes AGFW und des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) erstellt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Exponentielles Wachstum der Fernwärme bis 2045
Die Prognos-Studie zeigt, dass sich die Anzahl der an die Fernwärme angeschlossenen Gebäude bis 2045 verdreifachen wird. Das bedeutet, dass etwa 3,6 Millionen Wohngebäude und 14 Millionen Wohneinheiten dann mit Fernwärme versorgt werden. Dies erfordert nicht nur eine Erweiterung der Netze, sondern auch den Einsatz vielfältiger Energiequellen. Zu den genutzten Energieträgern zählen industrielle Abwärme, Großwärmepumpen, Wasserstoff-Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), tiefe Geothermie, Abfallverbrennung, Biomasse und Freiflächen-Solarthermie.
Bis 2030 soll der Anteil der erneuerbaren Energien und der Abwärmenutzung in der Fernwärmeerzeugung auf 50 Prozent steigen. Bis 2045 wird dieser Anteil sogar 100 Prozent erreichen. Dies ist ein wesentlicher Schritt, um die Klimaneutralität zu gewährleisten und die Emissionen im Vergleich zu 1990 um 65 Prozent zu reduzieren.
Bis 2030 43,5 Milliarden Euro Investitionen notwendig
Die notwendigen Investitionen für den Ausbau der Fernwärmenetze, Wärmespeicher und neuen Erzeugungsanlagen belaufen sich bis 2030 auf 43,5 Milliarden Euro und bis 2045 auf 74,4 Milliarden Euro. Die Studie betont, dass zur Erreichung dieser Ziele jährliche Investitionskostenzuschüsse von 3,5 Milliarden Euro notwendig sind, sofern die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) und das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) in ihrer aktuellen Form bestehen bleiben.
Im Vergleich zur ursprünglichen Studie von 2020 ist der Investitionsbedarf um 10,6 Milliarden Euro gestiegen. Dies liegt unter anderem daran, dass die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze erst im Herbst 2022 in Kraft getreten ist. Dadurch müssen die Investitionen nun in den verbleibenden sieben Jahren bis 2030 getätigt werden, was den jährlichen Förderbedarf auf etwa 3,4 Milliarden Euro erhöht.
Dringlichkeit der ausreichenden Finanzierung
Trotz ihrer inhaltlichen Güte ist die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze finanziell nicht ausreichend ausgestattet. Bis Ende 2028 sind hierfür insgesamt nur 3,5 Milliarden Euro vorgesehen. Diese Mittel reichen jedoch bei weitem nicht aus, um die notwendigen Maßnahmen für den Ausbau der Fernwärme zu finanzieren. „Ein passender Förderrahmen ist eine zentrale Voraussetzung“, betont Werner Lutsch, Geschäftsführer des AGFW. Er fordert eine ausreichende Ausstattung der BEW mit Finanzmitteln und die Verlängerung des KWKG.
Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des VKU, hebt die Bedeutung der Fernwärme in der Wärmeplanung hervor. „Welche Potenziale vor Ort zur Verfügung stehen, wird im Kontext der Wärmeplanung identifiziert“, sagt er. Bundesweit werden bis Juni 2026 beziehungsweise Juni 2028 Wärmepläne erstellt. Diese Pläne müssen jedoch nicht nur aufgestellt, sondern auch umgesetzt werden. Viele Stadtwerke unterstützen ihre Kommunen bei der Umsetzung und fordern verlässliche Rahmenbedingungen und Förderungen.
Erkenntnisse der Studie auf einen Blick
Basierend auf dem Entwicklungspfad der Studie ergeben sich folgende Erkenntnisse:
- Bis 2045 verdreifacht sich die Anzahl der an die Fernwärme angeschlossenen Gebäude auf 3,6 Millionen Wohngebäude.
- Die Anzahl der fernwärmeversorgten Wohnungen steigt von aktuell rund 6 Millionen auf 14 Millionen.
- Die Energieträgerstruktur der Fernwärmeerzeugung ist vielfältig und umfasst industrielle Abwärme, Großwärmepumpen, Wasserstoff-KWK, tiefe Geothermie, Abfallverbrennung, Biomasse und Freiflächen-Solarthermie.
- Der Anteil erneuerbarer Energien und Abwärmenutzung bei der Fernwärmeerzeugung wird bis 2030 auf 50 Prozent erhöht und erreicht bis 2045 100 Prozent.
- Für den Ausbau der Fernwärmenetze, Wärmespeicher und neuen Erzeugungsanlagen sind bis 2030 Investitionen in Höhe von 43,5 Milliarden Euro notwendig, bis 2045 steigt dieser Betrag auf 74,4 Milliarden Euro.
- Sollten die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) und das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) in ihrer aktuellen Form fortgeführt werden, besteht bis 2030 ein jährlicher Förderbedarf von 3,5 Milliarden Euro für Investitionskostenzuschüsse.
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