Heiztechnik 31.05.2023, 12:10 Uhr

Fernwärme: Eine umweltfreundliche Heizmethode?

Künftig sollen nur noch Heizungen mit erneuerbaren Energien erlaubt sein. Fernwärme ist eine Alternative. Doch wie umweltfreundlich ist diese Heizmethode derzeit und wie sieht es in Zukunft damit aus?

Fernwärme ist die Alternative zu eigenen Heizungsanlage, doch wie umweltfreundlich ist sie?

Foto: Panthermedia.net/dgdimension

Fernwärme ist die Alternative zu eigenen Heizungsanlage, doch wie umweltfreundlich ist sie?

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Fernwärme ist eine Form der Wärmeversorgung, bei der heißes Wasser oder Dampf über ein Netzwerk von Rohrleitungen von einem zentralen Heizwerk oder Kraftwerk zu Gebäuden oder Wohnungen transportiert wird.

Was ist Fernwärme und wie funktioniert sie?

Heizen mit Dampf oder Wasser – das klingt modern und innovativ. Ist es aber gar nicht. Bereits im antiken Rom kannte man diese Form der Wärmeversorgung. In Sachen Heizung waren die alten Römer ohnehin ganz weit vorn. Gelten sie doch als Erfinder der Fußbodenheizung. Und auch heißes Wasser aus Thermalquellen nutzten sie, um Gebäude zu beheizen oder mit warmem Wasser zu versorgen. Dies geschah schon damals mittels Rohrleitungen. Natürlich nicht mit der heutigen Technik für Fernwärme, aber dem Grundprinzip nach schon.

Nach dem Untergang des römischen Reiches verschwand die Technik der Fernwärme jedoch für mehrere Jahrhunderte von der Bildfläche. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts besannen sich die Menschen wieder auf den Wärmetransport über ein Leitungsnetz. Einer der Gründe war die Brandgefahr in den dicht besiedelten Städten durch offenes Feuer sowie die damit verbundene Luftverschmutzung.

Vereinfacht gesagt versteht man unter Fernwärme eine zentrale Versorgung von Gebäuden (egal ob Wohnraum oder Gewerbe) mit Heizung und Warmwasser. Die Wärme gelangt über Rohrleitungsnetze vom Versorger zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Zu den Versorgern zählen üblicherweise Heizkraftwerke mit sogenannter Kraft-Wärme-Kopplung. In der Regel wird die Wärme durch Verbrennung von fossilen Stoffen, wie Kohle, Öl oder Gas oder durch erneuerbare Energiequellen wie Biomasse oder Geothermie erzeugt. Fernwärme kann auch mit Abwärme aus Industrieprozessen oder Müllverbrennungsanlagen produziert werden, wodurch eine effiziente Energieversorgung gewährleistet wird.

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In Deutschland steht derzeit allerdings bei den Brennstoffen für Fernwärme das Gas mit 42 Prozent an erster Stelle. Es folgen Müll und Wärmelieferung über Dritte mit 32 Prozent und Steinkohle mit 19 Prozent. Braunkohle und Mineralöl machen den geringsten Anteil aus.

Fernwärme-Heizungen nutzen 5,6 Millionen Haushalte in Deutschland. Das entspricht 13,9 Prozent und Platz drei auf der Liste der meistgenutzten Heizarten. Bei letztgenannten sind die Gasheizungen derzeit noch Spitzenreiter mit 48,2 Prozent – das entspricht 19,6 Millionen Haushalten. Auf Platz zwei folgen Ölheizungen in 10,4 Millionen Haushalten (25,6 Prozent). Platz vier belegen sonstige Heizarten (zum Beispiel Holzpellets) mit 7,5 Prozent, beziehungsweise drei Millionen Haushalten. Mit Strom heizen die Menschen in 1,9 Millionen Haushalten (4,8 Prozent).

Was sind die Vorteile und Nachteile von Fernwärme?

Wie ziemlich jede Art zu heizen, hat Fernwärme nicht nur Vorteile. Die Fernwärmeversorgung ist insbesondere in städtischen Gebieten sehr effektiv, da sie die Energieeffizienz verbessert und die Abhängigkeit von individuellen Heizsystemen reduziert. Zudem rechnet sich Fernwärme erst dann, wenn möglichst viele Nutzer an das Netz angeschlossen sind.

Die Vorteile im Überblick

Wer sein Haus oder seine Wohnung mit Fernwärme versorgen lässt, braucht keine eigene Heizungsanlage und hat auch sonst noch einige Vorteile:

  • Energieeffizienz: Die Fernwärmeversorgung macht es möglich, effizienter zu heizen, indem sie Abwärme aus Industrieprozessen oder Müllverbrennungsanlagen nutzt, die ansonsten ungenutzt verpuffen würde.
  • Kostenersparnis: Da die Wärmeversorgung zentralisiert ist, können Skaleneffekte genutzt werden, um die Kosten der Wärmeerzeugung und -verteilung zu senken.
  • Weniger Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen: Auch wenn es bei der Verteilung der Brennstoffe aktuell noch anders aussieht, macht die Fernwärmeversorgung den Weg frei für erneuerbare Energiequellen wie Biomasse, Geothermie und Solarenergie. Dadurch reduziert sich langfristig die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und die CO2-Emissionen sinken.
  • Weniger Platzbedarf: Im Vergleich zu individuellen Heizsystemen nimmt die Fernwärmeversorgung kaum Platz in Anspruch, da weder Kessel, Heizungen oder Brennstofflager benötigt werden.
  • Bessere Betriebssicherheit: Durch die zentrale Überwachung und Steuerung der Wärmeversorgung ist eine stabilere Betriebssicherheit gewährleistet.
  • Flexibilität: Die Fernwärmeversorgung lässt sich an verschiedene Bedürfnisse und Anforderungen anpassen, etwa durch eine höhere Kapazität oder die Verwendung verschiedener Energiequellen.
  • Klimaschutz: Die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen und die Reduktion von CO2-Emissionen tragen zur Erreichung der Klimaziele bei.

Nachteile im Überblick

Trotz der vielen Vorteile hat die Fernwärmeversorgung auch einige Nachteile, darunter:

  • Abhängigkeit von zentraler Wärmequelle: Die Abhängigkeit von einer zentralen Wärmequelle kann zu Engpässen und Unterbrechungen in der Versorgung führen, wenn es Probleme mit der Wärmeerzeugung oder -verteilung gibt.
  • Einschränkungen bei der Planung: Die Planung muss im Voraus erfolgen und kann daher die räumliche Planung und Architektur von Gebäuden einschränken. Ein nachträglicher Anschluss an das Fernwärmesystem ist meist mit hohen Kosten verbunden. Bei Neubaugebieten wiederum bietet sich ein Anschluss der kompletten Siedlung an das System an.
  • Hohe Investitionskosten: Eine Infrastruktur für die Fernwärmeversorgung einzurichten, ist kostenintensiv und hat lange Amortisationszeiten.
  • Eingeschränkte Wahlmöglichkeiten: Verbraucherinnen und Verbraucher können ihren Versorger nicht frei wählen. Wer an das Fernwärmenetz angeschlossen ist, muss den dahinterstehenden Anbieter akzeptieren. Auch ein Wechsel des Heizsystems ist sehr aufwändig.
  • Verluste durch Wärmeübertragung: Die Übertragung von Wärme über große Entfernungen kann zu Wärmeverlusten führen, die die Effizienz beeinträchtigen können.
  • Limitierte Flexibilität: Fernwärme ist mitunter weniger flexibel als individuelle Heizsysteme, da sie auf eine bestimmte Anzahl von Nutzerinnen und Nutzern ausgelegt ist, was Anpassungen schwieriger macht.

Welche Kosten entstehen?

Die Kosten für Fernwärme hängen von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Art der Wärmeerzeugung, der Entfernung zwischen der Wärmequelle und dem Endverbraucher oder der Endverbraucherin, der Größe des zu heizenden Gebäudes und der Tarifstruktur des Wärmeversorgers. Im Allgemeinen sind die Kosten für Fernwärme vergleichbar mit denen für andere Heizsysteme wie Gas- oder Ölheizungen. In einigen Fällen kann Fernwärme jedoch teurer oder günstiger sein, je nach lokalen Bedingungen und Tarifen.

Einige Wärmeversorger berechnen die Kosten für Fernwärme auf der Basis eines Grundpreises und eines Verbrauchspreises pro Kilowattstunde (kWh), ähnlich wie bei Strom- oder Gasrechnungen. Die durchschnittlichen Fernwärme-Kosten pro kWh liegen laut bundesweitem Heizspiegel derzeit bei 9,4 Cent (Stand: Mai 2023). Andere Wärmeversorger bieten möglicherweise Pauschalpreise für Fernwärme an, die auf der Größe des zu beheizenden Gebäudes basieren.

Die genauen Kosten für Fernwärme können von Region zu Region und von Wärmeversorger zu Wärmeversorger unterschiedlich sein. Wenn Sie die potenziellen Fernwärmekosten berechnen wollen, sollten Sie deshalb keine durchschnittlichen Werte verwenden, sondern die des örtlichen Anbieters.

Klimaschutz: Ausblick in die Zukunft der Fernwärme

Aktuell produzieren die Versorger die Fernwärme überwiegend mit fossilen Brennstoffen. In Anbetracht des Klimawandels muss und soll sich dies mittelfristig ändern. Bereits jetzt werden solarthermische Anlagen als Unterstützung genutzt, um Wärme direkt in das Fernwärmenetz einzuspeisen.

Laut Expertinnen und Experten haben vor allem Großwärmepumpen das Potenzial, die Fernwärme klimafreundlicher zu machen. Solche Wärmepumpen können auch Niedertemperaturabwärme nutzen. Ist bislang nur die Abwärme von großen Anlagen wie Müllverbrennungsanlagen oder Heizkraftwerken nutzbar, erlauben es Großwärmepumpen, die Abwärme von beispielsweise Supermärkten, kleineren Gewerbebetrieben oder auch Kläranlagen zu verwenden.

Eine der größten Kraftreserven für eine klimafreundliche Fernwärme ist die Tiefengeothermie, eine Form der Geothermie, bei der Wärme aus tiefen Schichten der Erde genutzt wird. Dabei wird weit in die Erde gebohrt, um heißes Gestein und Wasser unterhalb der Erdoberfläche zu erreichen. In einer Geothermieanlage wird die Erdwärme über einen Wärmetauscher an ein zweites Kreislaufsystem abgegeben. Die gewonnene Wärme fließt als Fernwärme zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern.

Die Nutzung von Tiefengeothermie in Verbindung mit Fernwärme bietet eine zuverlässige und umweltfreundliche Wärmeerzeugung sowie eine stabile und konstante Versorgung. Allerdings sind die Errichtung und der Betrieb von Geothermieanlagen sehr kostenintensiv und erfordern spezialisiertes Wissen und Technologie.

Ein Beitrag von:

  • Julia Klinkusch

    Julia Klinkusch ist seit 2008 selbstständige Journalistin und hat sich auf Wissenschafts- und Gesundheitsthemen spezialisiert. Seit 2010 gehört sie zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Klima, KI, Technik, Umwelt, Medizin/Medizintechnik.

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