Frankreich stattet alle Haushalte mit intelligenten Stromzählern aus
Frankreich will für fünf Milliarden Euro alle 35 Millionen Haushalte mit intelligenten Stromzählern ausrüsten. Damit will das Land sein Stromnetz stabilisieren, in dem auch immer mehr Strom aus Wind und Sonne fließt.
Wenn in der Bretagne und der Region Provence- Alpes-Cote d’Azur Alarm ausgelöst wird, schalten die Bürger ihre großen Stromverbraucher ab. Dann nämlich herrscht im Netz Flaute, weil beispielsweise der Wind zu schwach weht oder die Sonne sich hinter den Wolken versteckt. In einem Pilotprojekt hat der französische Netzbetreiber RTE (Réseau de transport de l’électricité) Kunden mit intelligenten Stromzählern und einer Warnanlage ausgestattet, um zu testen, wie sich Verbrauchsspitzen vermeiden lassen.
In wenigen Jahren sollen in fast allen französischen Haushalten solche Smart Meter genannten Strommessgeräte hängen. Das hat der Stromnetzbetreiber ERDF (Électricité Réseau Distribution France) beschlossen. Linky heißt der Zähler, den der Schweizer Spezialist Landys+Gyr entwickelt hat. Wie ein Computer oder ein Smartphon ist Linky WLAN-fähig, kann also mit dem Internet kommunizieren.
Die Stromversorger rufen den Verbrauch via Internet in bestimmten Intervallen ab, beispielsweise alle 15 Minuten. Die Bewohner selbst können ihren Verbrauch in Echtzeit per Computer oder Smartphone überprüfen, selbst wenn sie nicht zu Hause sind.
2016 sollen schon drei Millionen Haushalte umgerüstet sein
Die getaktete Verbrauchsabfrage ermöglicht es, den Strompreis an Nachfrage und Angebot anzupassen. In verbrauchsarmen Zeiten ist er niedriger als beispielsweise morgens, wenn Millionen Bürger sich auf den Arbeitstag vorbereiten. Die Bürger können, wie im Test von RTE, auch gewarnt werden, wenn Strommangel droht. Das ist bei der breiten Einführung allerdings nicht vorgesehen.
Bereits 2016 sollen drei Millionen Haushalte mit intelligenten Zählern ausgestattet sein. 2021 sollen es 35 Millionen sein. Die Kosten liegen bei insgesamt rund fünf Milliarden Euro, eine Investition, die sich bereits in wenigen Jahren auszahlt, weil weniger teure Regelenergie nötig ist, wenn sich der Stromverbrauch verstetigt.
Darauf hoffen die Versorger. In einer zweiten Stufe lässt sich die Verbrauchskurve weiter glätten. Alle Haushalte könnten in Echtzeit informiert werden, wann es ein Überangebot an Strom gibt und wann Mangel herrscht.
Billiger Strom bei Überangebot
Während es dann auf das Verantwortungsbewusstsein des Einzelnen ankommt, gibt es in der dritten Stufe ein wirksames Lockmittel. Weil der Verbrauch in kurzen Intervallen abgelesen wird, kann der Tarif an das Stromangebot angepasst werden. Wenn die Sonne besonders kräftig scheint, ist es am billigsten. Neue Waschmaschinen, Trocknern, Geschirrspülern und Kühlgeräten, die internetfähig sind – auf der jüngsten Internationalen Funkausstellung in Berlin waren solche Geräte schon zu sehen –, könnten sich in Abhängigkeit vom gerade aktuellen Tarif sogar automatisch ein- und ausschalten. Miele hatte jüngst in den VDI nachrichten angekündigt, schon in zehn Jahren nur noch vernetzte Geräte anzubieten.
In Deutschland gibt es keinen konkreten Plan, intelligente Zähler flächendeckend einzuführen. Dabei wäre es gerade hier besonders wichtig, weil der Anteil an unzuverlässigen Stromerzeugern weitaus höher liegt als in Frankreich. Immerhin bieten einige Stromversorger, etwa Yello in Köln und EnBW in Karlsruhe, ihren Kunden Smart Meters an.
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