Innovativer Nickel-Komplex 09.04.2021, 14:40 Uhr

Ganz neues Material sticht Lithium-Ionen-Akkus aus

Akkus schnell laden und schnell entladen: Das könnte bald zur Realität werden. Denn russische Forscher präsentieren ein neues Material als Alternative zu Lithium-Ionen-Akkus. Was steckt dahinter?

Ein Nickel-Komplex könnte die Akku-Technologie revolutionieren.
Foto: Anatoliy A. Vereshchagin/Universität St. Petersburg

Ein Nickel-Komplex könnte die Akku-Technologie revolutionieren.

Foto: Anatoliy A. Vereshchagin/Universität St. Petersburg

Ohne Lithium-Ionen-Akkus ist unser Leben kaum vorstellbar. Sie versorgen zahlreiche tragbare elektronischen Geräte mit der nötigen Energie, sind aber auch zentrale Bausteine der Elektromobilität. Ihre Präsenz am Markt darf nicht über Schwachstellen hinwegtäuschen. Dazu gehören die potenzielle Brandgefahr und der Leistungsverlust bei tiefen Temperaturen. Auch die Umweltbelastung bei der Entsorgung verbrauchter Akkus ist kritisch. Diverse Schwermetalle müssen abgetrennt und dem Recycling zugeführt werden.

Eine mögliche Lösung kommt aus Russland. Oleg Levin, er ist Professor am Institut für Elektrochemie der Universität St. Petersburg, hat Redox-aktive, Stickstoff-haltige Polymere als Materialien für die elektrochemische Energiespeicherung untersucht. Die neu synthetisierten Verbindungen zeichnen sich durch eine hohe Energiedichte sowie durch eine hohe Lade- und Entladegeschwindigkeit aus. Die Molekülklasse ist schon länger bekannt, eignete sich bislang aber kaum zum praktischen Einsatz in Akkus. Denn ihre unzureichende elektrische Leitfähigkeit erschwerte jeden Einsatz selbst bei leitfähigen Zusätzen wie Kohlenstoff als Graphit.

Elektromobilität: Batteriefabriken schießen wie Pilze aus dem Boden

Neues Elektrodenmaterial für Lithium-Ionen-Akkus

Wie ist der Durchbruch gelungen? In ihren Labors untersuchten Levin und seine Kollegen diverse Materialien. Ein Nickel-Salen-Komplex erwies sich als besonders vielversprechend. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Komplexverbindung. Salen ist eine organische Verbindung aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Stickstoff. Sie nimmt Nickel-Ionen wie eine Krebsschere in die Zange. Chemiker sprechen deshalb von Chelat-Komplexen. Diese Verbindungen sind besonders stabil, haben aber auch elektrochemisch interessante Eigenschaften. Sie wirken als molekularer Draht und verändern ihre Eigenschaften über einen weiten Temperaturbereich kaum. Nickel-Salen-Komplexe könne als Schutzschicht verwendet werden, um Kabel direkt an Elektroden von Lithium-Ionen-Akkus abzudecken und so zu schützen. Sie eignen sich aber auch als aktive Komponente, um elektrochemische Energie zu speichern.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Servicetechniker (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Techniker in der Tunnelüberwachung und Verkehrssteuerung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Hochschule Reutlingen-Firmenlogo
Akademische:r Mitarbeiter:in "Wärmewende" (m/w/x) Hochschule Reutlingen
Reutlingen Zum Job 
IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Elektrotechnik LV (m/w/d) IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH
Berlin-Marzahn Zum Job 
Mall GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Wasserwirtschaft / Umweltwissenschaft (m/w/d) Mall GmbH
Donaueschingen Zum Job 
Stadtwerke Bad Vilbel GmbH-Firmenlogo
Regulierungsmanager in Teilzeit/Vollzeit (m/w/d) Stadtwerke Bad Vilbel GmbH
Bad Vilbel Zum Job 
VGH Versicherungen-Firmenlogo
Energiemanager (m/w/d) VGH Versicherungen
Hannover Zum Job 
Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV)-Firmenlogo
Dipl.-Ingenieurin / Dipl.-Ingenieur (m/w/d) oder Bachelor / Master (m/w/d) Fachrichtung Architektur oder Bauingenieurwesen Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV)
Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professor:in (W2) für das Lehrgebiet "Automatisierungssysteme in Gebäude-, Energie- und Umwelttechnik" Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences
Esslingen am Neckar Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Teamleitung Verkehrssicherheit (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Broadcast Solutions GmbH-Firmenlogo
Elektroingenieur* in Vollzeit (m/w/d) Broadcast Solutions GmbH
Stadtreinigung Hamburg Anstalt des öffentlichen Rechts-Firmenlogo
Sachgebietsleitung (m/w/d) Deponietechnik Stadtreinigung Hamburg Anstalt des öffentlichen Rechts
Hamburg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur Immissionsschutz (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hohen Neuendorf Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Diplom (FH) Landespflege, Landschaftsplanung oder vergleichbar (planungsorientierte Ausrichtung) Regierungspräsidium Freiburg
Bad Säckingen, Donaueschingen, Singen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abfallexperte Bau/Stoffstrommanager (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Stuttgart Zum Job 
Bundesamt für Strahlenschutz-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) Liegenschafts- und Gebäudemanagement Bundesamt für Strahlenschutz
Oberschleißheim (bei München), Salzgitter, Berlin Zum Job 
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst-Firmenlogo
Gebäudeenergieberater*in HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
Hildesheim Zum Job 
ONTRAS Gastransport GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Maschinen- und Anlagentechnik (m/w/d) ONTRAS Gastransport GmbH
Leipzig Zum Job 
MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN-Firmenlogo
Ingenieur*in (Gebäude- u. Energietechnik) für das Helmholtz Kompetenznetzwerk Klimagerecht Bauen MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN
Technische Werke Emmerich am Rhein GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur*in Kanalplanung / -bau Technische Werke Emmerich am Rhein GmbH
Emmerich am Rhein Zum Job 

Bis zu diesem Durchbruch musste ein steiniger Weg zurückgelegt werden. Die Forscher aus St. Petersburg haben bereits 2016 mit grundlegenden Arbeiten begonnen. Die Entwicklung des jetzt vorgestellten Polymers dauerte mehr als drei Jahre. Zu Beginn testeten die Wissenschaftler ihr Konzept am Computer. Sie kombinierten verschiedene Komponenten im Rahmen von Simulationen, um herauszufinden, welches molekulare Rückgrat sich besonders eignet. Anschließend synthetisierten sie unzählige Verbindung im Labor. Dieser Schritt erwies sich als recht aufwändig. Nicht alle Komplexe waren stabil genug, um sie in elektrochemischen Zellen einzusetzen. Nickel-Salen-Komplexe erfüllten alle Eigenschaften. Diese Moleküle zeichnen sich durch ein stabiles freies Radikal, das zur schnellen Oxidation und Reduktion beim Laden und Entladen fähig ist, aus. Das erklärt die besonderen Eigenschaften, die für Lithium-Ionen-Akkus benötigt werden.

Batterien: Blau leuchtendes Mineral schafft ungeahnte Möglichkeiten

Lithium-Ionen-Akkus: Erste Tests der elektrochemischen Zelle im Labor 

Anschließend untersuchten die Wissenschaftler ihr neues Material unter Praxisbedingungen. Sie stellten daraus eine Kathode für ihren Akku in der experimentellen Stromquelle her. Die Anode musste nicht neu konzipiert werden. Hier kamen bekannte Materialien zum Einsatz. „Zusammen bilden sie ein System, das in einigen Bereichen Lithium-Ionen-Akkus bald ersetzen kann“, hofft Levin. Zu den Ergebnissen seiner Tests sagt der Forscher: „Ein mit unserem Polymer hergestellter Akku wird in Sekundenschnelle aufgeladen – etwa zehnmal schneller als ein herkömmlicher Lithium-Ionen-Akku.“ Dies sei durch eine Reihe von Tests bestätigt worden.

Lithium: Überraschender Fund in deutschem Bergwerk

Außerdem kann der neue Akku bei niedrigen Temperaturen betrieben werden. Er ist eine Option, wenn es um schnelle Ladevorgänge geht. Die Feuergefahr stuft Levin als gering ein. Man erinnere sich: Lithium-Ionen-Akkus sind immer wieder in Brand geraten. Das Löschen gestaltet sich als schwierig. Die St. Petersburger Forscher sehen aber noch weitere Vorteile in ihrem Akku. Nickel benötigen sie nur in geringer Menge. Der Bedarf an umweltschädlichen Metallen ist geringer als in vergleichbaren Lithium-Ionen-Akkus.

Rekord! Wirkungsgrad von fast 69 Prozent für Dünnschicht-Photovoltaik

Dennoch kommen auf die Arbeitsgruppe einige Herausforderungen zu. Ihr experimenteller Akku hat nur 30% bis 40% der Kapazität herkömmlicher Systeme – ein gewaltiger Nachteil. „Wir arbeiten derzeit daran, diese Eigenschaft unter Beibehaltung der Lade-Entlade-Rate zu verbessern“, sagt Oleg Levin.

Mehr zum Thema Akkus:

Ein Beitrag von:

  • Michael van den Heuvel

    Michael van den Heuvel hat Chemie studiert. Unter anderem arbeitet er für Medscape, DocCheck, für die Universität München und für pharmazeutische Fachmagazine. Seit 2017 ist er selbstständiger Journalist und Gesellschafter von Content Qualitäten. Seine Themen: Chemie/physikalische Chemie, Energie, Umwelt, KI, Medizin/Medizintechnik.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.