Gas erzeugt Strom und Fernwärme effizienter als Kohle
Am Kraftwerksstandort Timelkam in Oberösterreich wurde ein altes Steinkohlekraftwerk stillgelegt und durch ein neues Gas- und Dampfkraftwerk (GuD) mehr als ersetzt. Es bietet die rund siebenfache Leistung und verursacht pro erzeugte Kilowattstunde rund zwei Drittel weniger Kohlendioxid und noch weniger Stickoxide. Wirtschaftlich ist es obendrein. VDI nachrichten, Timelkam/Österreich, 22. 1. 10, swe
Veraltete Kraftwerke und die europäische Klimaschutzpolitik führen auch im Nachbarland Österreich zum verstärkten Einsatz alternativer Energien und dem Ersatz alter thermischer Kraftwerke durch effiziente Gas- und Dampfkraftwerke (GuD) mit kombinierter Kraft-Wärme-Kopplung (KWK).
Ein Beispiel: der nordöstlich von Salzburg gelegene Kraftwerksstandort Timelkam. Dort wurde ein altes Kohlekraftwerk, das einst mit heimischer Braunkohle, später dann mit importierter Steinkohle befeuert wurde, durch ein GuD-Kraftwerk ersetzt. Die Effizienz konnte um 40 % gesteigert, die spezifischen Kohlendioxidemissionen um 65 % und die spezifischen Stickoxidemissionen um 90 % gesenkt werden. So die Bilanz von rund einem Jahr Betrieb, die Norbert Rechberger, Geschäftsführer der Energie AG Oberösterreich Kraftwerke zieht, der das Kraftwerk zusammen mit der eidgenössischen Groupe E gehört.
Angesichts des gestiegenen Energiebedarfs wurde die Stromerzeugung gegenüber dem Kohlekraftwerk um das Siebenfache erhöht. Bei einer elektrischen Leistung von mehr als 400 MW und einer Stromproduktion von jährlich rund 2500 GWh lässt sich der Strombedarf von über 700 000 Haushalten decken, erläutert Rechberger bei der Vorstellung der Anlage. Der elektrische Wirkungsgrad der mit Erdgas befeuerten GuD-Anlage erreicht fast 59 %, ergänzt Martin Wilkening von Siemens Energy (Fossil Power Generation), die als Industriepartner das Projekt umsetzten. „GuD-Kraftwerke sind aufgrund ihres hohen Wirkungsgrads und des eingesetzten Energieträgers die derzeit umweltfreundlichsten fossil befeuerten Kraftwerke.“ Durch zusätzliche Fernwärmeauskopplung mit einer thermischen Leistung von bis zu 100 MW ergebe sich im Fall von Timelkam eine Brennstoffausnutzung von bis zu 70 %.
Von der Wirtschaftlichkeit des Kraftwerks zeigt sich Geschäftsführer Rechberger überzeugt. Dabei spielen die Investitionskosten von 207 Mio. € eine untergeordnete Rolle. Denn bei einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung über einen Zeitraum von 20 Jahren sei der Gaspreis für 75 % bis 80 % der insgesamt anfallenden Kosten verantwortlich. Das bedeutet: „Man muss die Bewirtschaftung so einer Anlage gut verstehen.“
Dies betreffe zum einen die Märkte und zum anderen auch die Technik. So seien gute Kenntnisse sowohl der Gasmärkte für eine effiziente Beschaffung mit langfristigen Verträgen und kurzfristigen Spotmengen als auch der Strommärkte für die im europäischen Wettbewerb stehende Stromproduktion notwendig.
Hilfreich sei schließlich die hohe Flexibilität des Kraftwerks. So könne die Last in einem Bereich zwischen 25 % und 100 % moduliert werden. Pro Minute ließe sich dabei die Leistung um 16 MW verändern. In der Regel sei die Anlage von Montag in der Frühe bis Freitag in der Nacht am Netz. Am Wochenende rechtfertige der geringe Preis an den Strommärkten – aufgrund des europaweit geringeren Strombedarfs – zumeist keinen Betrieb.
Für die ganzjährige Grundversorgung ist in Timelkam seit 2005 auch ein Biomassekraftwerk in Betrieb. Mit einer Leistung von 15 MW elektrisch und 15 MW thermisch liefert das Kraftwerk jährlich 95 GWh Strom und 88 GWh Fernwärme. Rund 115 000 t Biomasse werden dabei pro Jahr verfeuert. Alles aus heimischer Umgebung, hebt Rechberger hervor. So werden aus der Forstwirtschaft, der Industrie und der Entsorgung z. B. Rinde, Sägespäne und Schleifstaub, Altholz (wie Kisten oder Paletten) und Waldhackgut eingesetzt.
ROBERT DONNERBAUER
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