Gasnetze: Kleine Biogasanlagen speisen bald wirtschaftlich ein
Aufbereiten und Einspeisen von Biogas in das Erdgasnetz sind technisch aufwändig und mit hohen Kosten verbunden. Daher wurden bisher vor allem sehr große Anlagen realisiert. Doch nun wendet sich das Blatt. Der Biogasanlagen-hersteller MT-Energie in Zeven will beweisen, dass die Einspeisung auch für kleinere Biogasanlagen eine Alternative zur Stromerzeugung ist. „Mit diesem Zevener Modell orientieren wir uns bewusst nicht an den Boni, wie sie das Erneuerbare-Energien-Gesetz bietet“, betont Geschäftsführer Bodo Drescher.
Beim „Zevener Modell“ des Anlagenherstellers MT-Energie handelt es sich um eine Biogasanlage kombiniert mit einem Blockheizkraftwerk (BHKW) und einer elektrischen Leistung von ca. 400 kW. Das BHKW liefert genügend Wärme, um die Biogasaufbereitung zu versorgen. Die erfolgt über eine drucklose Aminwäsche mit einem entsprechenden Wärmebedarf.
Damit das Biomethan wie Erdgas verwendet werden kann, müssen andere Gase aus dem Biogas entfernt werden – Aufbereiten nennen das die Fachleute. Bei der Aminwäsche geschieht dies durch eine chemische Reaktion von CO2 mit Aminen, die als eine Art Waschmittel in einem Zylinder zum Einsatz kommen.
Die Aminwäsche hat im Vergleich zu physikalischen Aufbereitungsverfahren vor allem wirtschaftliche Vorteile. Diese benötigen als Prozessenergie Strom, die Aminwäsche arbeitet mit der preiswerten Wärme des Biogas-BHKW.
In diesem Zusammenhang weist Bodo Drescher, Geschäftsführer von MT Energie im niedersächsischen Zeven, auf eine Lücke in der gesetzlichen Regelungen für Bioenergie hin: „Es ist in sich nicht logisch, dass mit fossil erzeugtem Strom Biomethan produziert werden kann.“ Der Betriebsstrom für die physikalische Biogasaufbereitung muss nicht aus erneuerbaren Quellen stammen.
Die restliche Motorabwärme beim Zevener Modell dient dazu, die Gärtemperatur in den Fermentern der Biogasanlage aufrechtzuerhalten. Im Ergebnis lässt sich so das BHKW mit einer Wärmeauskopplung von über 70 % betreiben. „Was die Kosten betrifft, sind wir auf Augenhöhe mit den großen Anlagen“, betont Drescher. Denn aufgrund der geringen Rohgasmenge von 250 Nm3/h (Nm3: Normkubikmeter) kann das Biomethan in das örtliche Mitteldrucknetz der Stadtwerke Zeven eingespeist werden. Verbraucht wird es an wärmegeführten BHKW, etwa an Schulen und Schwimmbädern.
Im Gegensatz zur Einspeisung in ein Hochdrucknetz werden so die Kosten für die Verdichtung eingespart, die bei der Einspeisung ins Regionalnetz anfallen, das einen höheren Druck aufweist. Betragen die Investitionskosten für eine Einspeiseanlage im Regionalnetz etwa 250 000 €, sind es hier unter Einhalten des DVGW-Regelwerkes nur 100 000 € (DVGW: Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches). Zwar ist bei dieser kleineren Anlage der spezifische Wert der Aufbereitungskosten höher als bei Anlagen, die 700 Nm3/h einspeisen, und zwar um bis zu 0,7 Cent/kWh Brennwert. Diese höheren spezifischen Kosten werden aber durch eingesparte Transport- und Bilanzierungskosten kompensiert.
Dieser wirtschaftliche Vorteil für den Netzbetreiber wird bei den gegenwärtigen gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht honoriert. Denn die Kosten des Netzbetreibers für Aufbereitung und Konditionierung mit Flüssiggas sind nach dem Energiewirtschaftsgesetz „wälzungsfähig“: Letztlich werden sie allen Gaskunden in Rechnung gestellt.
Es fehlt daher der Anreiz, in Zukunft die Kosten zu senken und die zur Gasaufbereitung verwendete Technik stärker unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu optimieren. In Zeven erfolgt die Brennwertanpassung ohne Flüssiggaszugabe, weil die Anlage ein sehr reines Gehalt mit einem Methangehalt von bis zu 99 % erzeugt.
Die vor gut einem Jahr in Betrieb gegangene Biogasanlage könnte mindestens eine elektrische Leistung von 800 kW liefern. Eine BHKW-Nutzung ist allerdings nur bis 500 kW gegeben.
Im örtlichen Verbrauchsnetz der Stadtwerke Zeven, einer Kleinstadt mit knapp 13 000 Einwohnern, beträgt die Grundlast in den Sommermonaten 300 Nm3/h. Als untere Grenze für die Wirtschaftlichkeit sieht MT Energie eine Einspeisemenge von 130 Nm3/h an.
„Für das Zevener Modell sind gerade Stadtwerke in kleineren Städten prädestiniert“, glaubt daher MT-Energie-Chef Drescher. Gegenüber Anlagen mit größeren Biomethanmengen kämen dafür wesentlich mehr Gemeinden in Frage.
Zudem befinden sich die Biogasanlagen in einer Größenordnung, die gut von Landwirten selbst betrieben werden kann. Als Partner für die verbrauchsnahe Biomethanerzeugung kommen Stadtwerke in Frage, die als Abnehmer für das Biogas durch den Verzicht auf den Zwischenhandel auch einen höheren Preis zahlen könnten, argumentiert Geschäftsführer Drescher. THOMAS GAUL
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