Gebäudeenergiegesetz: Worauf Hausbesitzer bei der Auswahl von Wärmepumpen achten sollten
Frank Hammerschmidt, Country Manager Deutschland bei Woltair, teilt in einem Interview wertvolle Einblicke darüber, worauf man bei der Auswahl einer Wärmepumpe achten sollte. Gleichzeitig gibt er praktische Ratschläge, um sich vor Falschinformationen zu schützen. Besonderes Augenmerk legt er dabei auf den Winterbetrieb von Wärmepumpen.
Herr Hammerschmidt, könnten Sie uns einen Überblick über das Gebäudeenergiegesetz (GEG) in Deutschland geben und insbesondere darüber, wie es die Anforderungen an die Nutzung erneuerbarer Energien in Heizungssystemen ab 2024 beeinflusst?
Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) in Deutschland vereint und aktualisiert verschiedene Regelungen zu Energieeffizienz und erneuerbaren Energien für Gebäude. Bereits seit dem 1. November 2020 ist das GEG in Kraft. Es legt energetische Anforderungen an Neubauten und Bestandsgebäude fest, insbesondere im Hinblick auf den Primärenergiebedarf und den Transmissionswärmeverlust.
Ab 2024 sieht das GEG vor, dass neu installierte Heizungen in Neubauten zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Das bedeutet, dass ein erheblicher Anteil der Wärmeversorgung aus regenerativen Quellen wie Wärmepumpen, Solarthermie oder Biomasse stammen muss. Diese Maßnahme zielt darauf ab, den Einsatz fossiler Energieträger zu reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energien im Gebäudesektor zu erhöhen, um Klimaziele zu erreichen.
Welche Bedeutung hat die Verwendung von Wärmepumpen, insbesondere im Hinblick auf die Anforderung, dass ab 2024 neu installierte Heizungen zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen?
Die Verwendung von Wärmepumpen wird definitiv immer mehr an Bedeutung gewinnen, da sie eine effiziente Möglichkeit bieten, die Anforderung des GEGs zu erfüllen. Wärmepumpen nutzen natürlich vorhandene Energiequellen wie Luft, Wasser oder Erdwärme und tragen somit dazu bei, den Anteil regenerativer Energien im Heizungsbereich zu erhöhen, was den Klimaschutzzielen entspricht.
Auf eine intuitive Bedienbarkeit achten
Wenn Sie jetzt eine Wärmepumpe kaufen würden, ohne jetzt den Hersteller zu nennen, worauf würden Sie als Erstes achten?
Beim Kauf einer Wärmepumpe geht es zuerst mal darum, welches Effizienzpotenzial die Wärmepumpe hat, also eine einfache Kosten-Nutzen-Abwägung.
Um hier einen guten Überblick zu bekommen, wäre es mir wichtig, ein Angebot mit den Gesamtkosten zu haben, inklusive Installation – idealerweise als Rundum-Sorglos-Paket – und anschließender Wartung durch eine Fachkraft. Dazu gehört für mich auch die Einreichung der Förderanträge, die für Laien häufig kompliziert sein kann.
Bei der Wärmepumpe kommt es im Gegensatz zu anderen Heizquellen sehr stark auf eine wirklich passgenaue Dimensionierung an. Darüber hinaus würde ich auf eine intuitive Bedienbarkeit achten und dass ich ggf. auch meine persönlichen Spezifikationen wie erhöhten Stromverbrauch in den Abendstunden, etc. hinterlegen kann. Je nachdem, wo die Wärmepumpe installiert werden soll, würden bei mir auch Design, Abmessungen sowie ggfs. auch Lautstärke eine wichtige Rolle spielen.
Wärmepumpe als längerfristiges Investment sehen
Viele Hausbesitzer stehen vor der Herausforderung, kurzfristig eine bezahlbare Lösung für Neubauten oder einen Ersatz für ihre alten Gas- bzw. Ölheizungen zu finden. Wie können Wärmepumpen in diesem Zusammenhang eine effektive und bezahlbare Lösung darstellen?
In Deutschland können Hausbesitzer von attraktiven Förderprogrammen profitieren. Darüber hinaus ist es wichtig, die Anschaffung einer Wärmepumpe gerade mit Blick auf das Einsparpotential bei den Heizkosten als längerfristiges Investment zu sehen. Die Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit von Wärmepumpen ermöglichen einen Einsatz in verschiedenen Gebäude-Situationen, sei es bei Neubauten oder bei Bestandsgebäuden.
Wärmepumpen gelten als vielversprechende Option, um die Anforderungen des GEG zu erfüllen. Könnten Sie uns über die Vorteile von Wärmepumpen gegenüber herkömmlichen Heizsystemen wie Gas- oder Ölheizungen sprechen?
Wärmepumpen sind die wohl vielversprechendste Lösung für die GEG-Anforderungen, da sie erneuerbare Energiequellen nutzen und so den CO₂-Ausstoß massiv reduzieren. Vor allem im Vergleich zu Gas- oder Ölheizungen bieten sie langfristige Kostenersparnisse, finanzielle Unterstützung durch Förderprogramme, Vielseitigkeit in der Anwendung und tragen aktiv zur Umweltschonung bei.
Fachgerechte Installation und Feineinstellung der Anlage
Welche Kriterien und Faktoren sollten Hausbesitzer berücksichtigen, wenn sie eine Wärmepumpe auswählen, insbesondere im Hinblick auf Effizienz, Kosten und Umweltverträglichkeit?
Bei der Auswahl einer Wärmepumpe sollten Hausbesitzer auf deren Effizienzratings und Leistungskoeffizienten achten. Es sollten immer die Gesamtkosten betrachtet werden, sprich einschließlich Installation und Betrieb und abzüglich der nutzbaren Förderprogramme. Auch gerade mit Blick auf die verwendeten Kältemittel würde ich empfehlen, wenn irgendwie möglich, auf umweltschonendere und damit zukunftssichere Lösungen wie R290 zu setzen. Für eine optimale Funktionsweise und langfristige Einsparungen sind darüber hinaus die Anpassungsfähigkeit an die individuellen Gebäudeanforderungen sowie eine fachgerechte Installation und Feineinstellung der Anlage entscheidend.
Laut Ihren Erfahrungen: Welche Missverständnisse oder Falschinformationen sind häufig verbreitet, wenn es um die Auswahl und Nutzung von Wärmepumpen geht, und wie können Hausbesitzer sich davor schützen?
Es gibt viele Falschinformationen zu Wärmepumpen, die Hausbesitzern vor dem Kauf oftmals Sorgen bereiten. Einer der häufigsten Mythen, der uns aktuell immer wieder begegnet, dreht sich um das Thema Lautstärke von Wärmepumpen. Oftmals wird pauschal behauptet: Wärmepumpen sind sehr laut! Es gibt mit Sicherheit Unterschiede mit Blick auf Leistungsklassen oder auch Hersteller, aber moderne Wärmepumpen erzeugen im Regelbetrieb zwischen 30 dB und 50 dB – das entspricht in etwa dem Geräuschpegel eines Kühlschranks. Wenn heutzutage eine Wärmepumpe als „laut“ wahrgenommen wird, lässt sich das nahezu immer auf eine ungünstig gewählte Positionierung und entsprechender Schallverstärkung zurückführen.
Gerade wenn es um die Installation der Wärmepumpe geht, sollte man darauf achten, mit einem erfahrenen und zertifizierten Partner zusammenzuarbeiten.
Einsatz von Wärmepumpen im Winter
Im Hinblick auf den Einsatz von Wärmepumpen im Winter: Wie effizient sind Wärmepumpen bei niedrigen Temperaturen und wie können Hausbesitzer sicherstellen, dass sie auch in der kalten Jahreszeit ausreichend Wärme liefern?
Das ist eine Frage, die immer wieder aufkommt. Viele Hausbesitzer, die über eine Wärmepumpe nachdenken, haben Bedenken, dass die Wärmepumpe nicht genügend Wärme bei kalten Außentemperaturen erzeugt.
Auch hier kann man guten Gewissens sagen, dass moderne Wärmepumpen selbst bei -20° Außentemperatur zuverlässig Vorlauftemperaturen von mehr als 50° C generieren können. Ein guter Beleg dafür ist deren deutlich populäreren Verbreitung in Europas Norden. Sollte es dann tatsächlich mal zu Extremtemperaturen kommen, gibt es nahezu immer einen integrierten Heizstab der die Heizung automatisch unterstützen kann.
Das Wichtigste ist nur, dass die Anlage korrekt installiert und dimensioniert ist.
Wie beeinflusst die niedrigere Außentemperatur im Winter die Effizienz von Wärmepumpen und welche Maßnahmen können Hausbesitzer ergreifen, um sicherzustellen, dass ihre Wärmepumpe auch in den kalten Monaten effizient und zuverlässig arbeitet?
Auch wenn Wärmepumpen bei Extremtemperaturen temporär etwas mehr Strom benötigen können, spielt dies in Deutschland kaum eine Rolle, da es hierfür nicht kalt genug wird. Allerdings lassen sich durchaus selbst im Winter Stromkosten sparen. Eine Möglichkeit ist es, Strom mit einer Photovoltaikanlage selbst zu generieren und zu speichern und mit der Wärmepumpe zu kombinieren. So ist man unabhängig von volatilen Strompreisen und kann mit Hilfe des Stromspeichers auch später auf den erzeugten Strom zurückgreifen.
Außerdem „belohnen” Stromanbieter Besitzer von Wärmepumpen, denn die Tarife werden deutlich günstiger, sofern man zwei Voraussetzungen erfüllt: Einen Stromzähler, der unabhängig vom Hausstrom ist und die Möglichkeit, dass der Netzbetreiber die Wärmepumpe fernsteuern kann. Um das Stromnetz stabil zu halten, kann er dann bei hoher Nachfrage die Stromversorgung kurzfristig unterbrechen. Dabei geht jedoch keine Wärme verloren und Besitzer profitieren dennoch von einem reduzierten Stromtarif.
Gibt es spezielle Anforderungen oder Voraussetzungen im Zusammenhang mit dem Gebäudeenergiegesetz, die Hausbesitzer beachten sollten, um sicherzustellen, dass ihre Wärmepumpe den Anforderungen gerecht wird?
Das GEG ist insbesondere für Hausbauer von Neubauten relevant, die auf jeden Fall die 65 Prozent erneuerbarer Energien bei ihrer Heizmethode erfüllen müssen. Alle anderen haben erstmal noch eine Schonfrist, die bisher nicht klar definiert ist. Ansonsten sind die Regelungen im GEG technologieoffen. Heißt, dass die, die auf 65 Prozent erneuerbare Energien umsteigen (wollen), das auf verschiedene Arten machen können. Das kann eine Wärmepumpe sein, aber auch eine Biomasseheizung oder Stromdirektheizung. Es muss dabei eben nur auf 65 Prozent erneuerbare Energien zurückgegriffen werden.
Künstliche Intelligenz und Systemvernetzung
Welche zukünftigen Entwicklungen und Innovationen im Bereich der Wärmepumpentechnologie sind aus Ihrer Sicht zu erwarten, insbesondere vor dem Hintergrund des Gebäudeenergiegesetzes?
Mit Gültigkeit des neuen GEGs ab Januar 2024 gehen wir einer weiteren spürbaren Nachfragesteigerung aus – insbesondere im Bereich der Neubauten. Der Trend der letzten Jahre ist hier recht eindeutig, da der Anteil von Wärmepumpen bei Neubauten in den letzten zehn Jahren bereits von 22% auf über 50% gestiegen ist. Im Bestandsbereich werden sich unserer Ansicht nach in den kommenden Jahren je nach kommunaler Verfügbarkeit Fernwärme und Wärmepumpen sukzessive durchsetzen – der Grundstein wurde hierzu ebenfalls bereits im aktuellen GEG gelegt und am Ende wird es neben dem Zeit- sowie dem Kosten-Nutzen-Faktor eine Frage der (Un-) Anhängigkeit und Verfügbarkeit werden.
Die Umrüstung von Bestandsgebäuden wird aber definitiv zunehmen.
Wenn es um Innovationen geht, erwarten wir, dass das Thema Künstliche Intelligenz und Systemvernetzung auch hier immer mehr Anwendung finden wird. Es gibt bereits heute smarte Wärmepumpen und es werden immer mehr davon auf den Markt kommen, die Wetterbedingungen und Energiebedarf mit einbeziehen. Unsere neue eigene Wärmepumpe bietet beispielsweise neben Fernzugriff smarte Funktionen wie Verbrauchsoptimierung und personalisierbaren Heizbetrieb. Sie ist in der Lage, Wetterdaten zu sammeln, auszuwerten sowie darauf entsprechend zu reagieren. Generell wird auch eine intelligente Verbrauchssteuerung in z.B. im Zusammenspiel mit vorhandenen Photovoltaik-Anlagen oder Elektroautos sowie die Nutzung smarter Tarifangebote immer mehr zum Alltagsthema werden.
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