Staufen große Ausnahme 04.11.2014, 06:55 Uhr

Geothermie ist trotz einzelner Schäden ein sehr sicheres Verfahren

Gebäudeschäden im direkten Umfeld von Erdwärmebohrungen wie der spektakuläre Fall der südbadischen Stadt Staufen sind die Ausnahme und nicht die Regel. Vor allem Fehler bei den Bohrungen sind der Grund für die wenigen Schadensfälle, so ein aktuelles Gutachten.

Briefmarke mit zebrochenem Krug

Briefmarke zugunsten von Staufen: Mit der Marke will die Staufenstiftung die Sanierung der Altstadt fördern.

Foto: Staufenstiftung

Die idyllische 7800-Seelen-Gemeinde Staufen in Südbaden ist seit gut sieben Jahren in den Schlagzeilen. Die Touristen stehen vor handbreiten Rissen in den historischen Fassaden der mittelalterlichen Häuser. Schon um fast 60 Zentimeter haben sich Teile der Stadt angehoben.

Eine Geothermie-Bohrung sollte das Rathaus mit der umweltfreundlichen Wärme aus der Tiefe beheizen. Doch die Bohrsonden trafen im Untergrund schon früh auf Gips, der nun in Verbindung mit Wasser aufquillt und für die erheblichen Gebäudeschäden sorgt.

Schuld war der besondere Untergrund

Diese Bohrung in Staufen und acht weitere Erdwärmbohrprojekte mit Folgeschäden in Baden-Württemberg haben Wissenschaftler am Institut für Angewandte Geowissenschaften (AGW) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) jetzt qualitativ und quantitativ untersucht. „Eine erste Einschätzung hat ergeben, dass sich die Wahrscheinlichkeit eines Schadensfalls mit dem Erreichen der Grenze zwischen Keuper und dem darunter liegenden Muschelkalk um das 40-fache erhöht“, berichtet Professor Philipp Blum.

Durch die Bohrung bis in eine Tiefe von 170 Meter gelangte Grundwasser mit starkem Druck in die darüberliegende Gips-Keuper-Schicht. Die Folge: Der Gips quellt seit dem auf und hat die Oberfläche in Teilen der Stadt um 60 cm erhöht. 260 Häuser sind von Schäden betroffen.

Durch die Bohrung bis in eine Tiefe von 170 Meter gelangte Grundwasser mit starkem Druck in die darüberliegende Gips-Keuper-Schicht. Die Folge: Der Gips quellt seit dem auf und hat die Oberfläche in Teilen der Stadt um 60 cm erhöht. 260 Häuser sind von Schäden betroffen.

Quelle: Staufenstiftung

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Sales Manager (m/w/d) Metering VIVAVIS AG
Ettlingen / Homeoffice Zum Job 
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Sales Manager (m/w/d) im Bereich der Energie- und Wasserversorgung VIVAVIS AG
Vertriebsregion Mitte (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) Zum Job 
Chemische Fabrik Kreussler & Co. GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Advanced Energy Solutions Chemische Fabrik Kreussler & Co. GmbH
Wiesbaden Zum Job 
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Strategische Netzplanung Strom Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
FUNKE Wärmeaustauscher Apparatebau GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) FUNKE Wärmeaustauscher Apparatebau GmbH
Gronau (Leine) Zum Job 
Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen-Firmenlogo
Ingenieur / Naturwissenschaftler (m/w/d) für den Einsatz im Arbeitsschutz / Umweltschutz / Verbraucherschutz (Bachelor of Science / Bachelor of Engineering / Diplom / FH) Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen
Braunschweig Zum Job 
Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen-Firmenlogo
Ingenieur / Naturwissenschaftler (m/w/d) für den Einsatz im Arbeitsschutz / Umweltschutz / Verbraucherschutz (Master, Diplom Uni) Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen
verschiedene Standorte Zum Job 
Thyssengas GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Projektleiter Leitungsbau (m/w/d) Thyssengas GmbH
Dortmund Zum Job 
Iqony Solutions GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Prozesssimulation/Verfahrenstechnik Iqony Solutions GmbH
WESSLING Consulting Engineering GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Abteilungsleiter Gebäudeschadstoffe (m/w/d) WESSLING Consulting Engineering GmbH & Co. KG
Berlin-Adlershof Zum Job 
Hochschule Angewandte Wissenschaften München-Firmenlogo
Professur für Modellbildung und Simulation in der Energie- und Gebäudetechnik (W2) Hochschule Angewandte Wissenschaften München
München Zum Job 
Forschungszentrum Jülich GmbH-Firmenlogo
Teamleiter:in - Integrierte Ressourcenbewertung (w/m/d) Forschungszentrum Jülich GmbH
Jülich bei Köln Zum Job 
Iqony Solutions GmbH-Firmenlogo
Key-Account-Manager:in (m/w/d) Iqony Solutions GmbH
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Sales Manager (m/w/d) Industrie VIVAVIS AG
Ettlingen Zum Job 
Birkenstock Productions Sachsen GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur für Versorgungstechnik (TGA) (m/w/d) Birkenstock Productions Sachsen GmbH
Görlitz Zum Job 
Berliner Stadtreinigung (BSR)-Firmenlogo
Mitarbeiter:in (w/m/d) strategisches Stoffstrom- und Anlagenmanagement Berliner Stadtreinigung (BSR)
Stadtwerke Essen AG-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker (gn) für Kanal- und Entwässerungsplanung Stadtwerke Essen AG
TenneT TSO GmbH-Firmenlogo
Genehmigungsplaner (m/w/d) TenneT TSO GmbH
Kiel, Stockelsdorf Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Betriebsleiterin / Betriebsleiter (w/m/d) Biogasanlage Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Berlin-Ruhleben Zum Job 
TenneT TSO GmbH-Firmenlogo
Ingenieur als Projektleiter Leitungsbau (m/w/d) TenneT TSO GmbH
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Sales Manager (m/w/d) Metering VIVAVIS AG
Ettlingen / Homeoffice Zum Job 
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Sales Manager (m/w/d) im Bereich der Energie- und Wasserversorgung VIVAVIS AG
Vertriebsregion Mitte (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) Zum Job 
Chemische Fabrik Kreussler & Co. GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Advanced Energy Solutions Chemische Fabrik Kreussler & Co. GmbH
Wiesbaden Zum Job 
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Strategische Netzplanung Strom Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 

Dann geschieht folgendes: Das Keuper, ein Anhydrit (Kalziumsulfat), wandelt sich durch den Wasserkontakt in Gips um. Das Gestein vergrößert sein Volumen. An der Erdoberfläche führt das zu Geländehebungen und Rissen in Gebäuden, so wie es auch in Staufen geschehen ist.

Risiko für Schadensfall liegt unter 0,002 Prozent

Insgesamt haben die Forscher errechnet, dass jedoch ein sehr geringes Risiko für einen Schadensfall durch Erdwärmebohrungen besteht. Es liegt unter 0,002 Prozent. „Im Vergleich dazu liegt die Wahrscheinlichkeit, an den Folgen der Luftverschmutzung durch Kohlekraftwerke zu sterben, in Deutschland bei 0,003 Prozent pro Jahr“, sagt Manuel Grimm, Forscher am AGW des KIT und Hauptautor der Studie. „Die Wahrscheinlichkeit, in Deutschland bei einem Verkehrsunfall tödlich zu verunglücken, liegt sogar bei 0,007 Prozent po Jahr.“

Über 30.000 Erdwärmsonden installiert

In Baden-Württemberg wurden bis Ende 2013 mehr als 30.000 Erdwärmesonden für die oberflächennahe Geothermie installiert. Die Geothermie hat unbestreitbar einige Vorteile: Die Wärme wird nachhaltig gewonnen, sie schont vorhandene Ressourcen, sie hilft, den Energieimport zu senken und Kohlendioxid-Emissionen zu senken. Ein weiterer Vorteil der Erdwärmesonden: Sie lassen sich dezentral einsetzen und benötigen nur sehr wenig Platz.

Bei 90 Prozent der untersuchten Schadensfälle sind Grundwasserleiter durch auf- oder absteigende Wässer miteinander verbunden worden. Als Ursache konnten die Forscher eine unvollständige, undichte Hinterfüllung der Erdwärmesonden ausmachen. Diese Hinterfüllung des Hohlraumes zwischen Bohrlochwand und Rohren ist daher ein extrem wichtiger Beitrag für den Grundwasserschutz.

Alle bisher bekannten Schadensfälle im Kontext von Erdwärmebohrungen traten vor der Veröffentlichung der „Leitlinien Qualitätssicherung Erdwärmesonde“ (LQS EWS) auf.

Kein zweites Staufen

Die Forscher betonen, dass auch geologisch sehr heterogene Fälle grundsätzlich beherrschbar sind. So sind rund 820 Erdwärmesonden-Anlagen in Baden-Württemberg, welche die Grenze zwischen Keuper und Muschelkalk erreicht haben, völlig ohne Probleme installiert worden. Kein zweites Staufen also, die Geothermie ist heute ein sehr sicheres und nachhaltiges Verfahren zur Wärmegewinnung, so das Fazit.

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.