Ghana entdeckt die Sonne
Strom von der Sonne spielt bisher in Ghana bei der Elektrizitätsversorgung nur eine geringe Rolle. Mit einem Erneuerbare-Energien-Gesetz und Einspeisetarifen nach deutschem Vorbild möchte nun jedoch die Regierung des westafrikanischen Staates den Markt für Solarstrom und andere regenerative Energien voranbringen.
Bis zu 3000 h jährlich scheint in Ghana die Sonne. Die tägliche solare Einstrahlung beträgt mit 4 kWh/m2 bis 6 kWh/m2, mehr als doppelt so viel wie in Deutschland. Doch die Solarstromnutzung fristet bisher ein Schattendasein. Derzeit sind in dem 25 Mio. Einwohner zählenden Land, das eine Fläche von 238 537 km2 hat (etwa die Größe Rumäniens), Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von gerade 5 MW installiert. Das entspricht weniger als 0,01 % der Stromversorgung. Bisher hemmen hohe Anlagenpreise, eine geringe Kaufkraft der Mehrheit der Bevölkerung, hohe Bankzinsen sowie mangelndes Know-how die Entwicklung eines Solarstrommarktes in dem afrikanischen Land.
Doch das soll sich nun ändern: Anfang des Jahres verabschiedete das Kabinett in der Hauptstadt Accra ein neues „Renewable Energy Law“. Ziel ist es, den Anteil der Photovoltaik, der Windkraft, der Wasserkraft aus kleinen Anlagen sowie des Biomassestroms aus Rest- und Abfallstoffen bis 2020 auf 10 % der Elektrizitätserzeugung zu erhöhen. Nicht eingerechnet ist die Stromversorgung aus großen Wasserkraftanlagen am Voltastausee, die bisher schon 65 % bis 70 % der Elektrizität des Landes liefern.
Wesentlicher Bestandteil des neuen Energiegesetzes ist die Schaffung einer gesetzlichen Grundlage für die Netzeinspeisung und Einspeisetarife. „Wir brauchen Einspeisetarife, um die netzgekoppelte Photovoltaik voranzubringen, dies zeigt auch das Beispiel Deutschland“, sagt Wisdom Ahiataku-Togobo. Der Director Renewable Energy im ghanaischen Ministry of Energy spricht fließend Deutsch und hat einen Lehrauftrag in Oldenburg.
Es gelte einen „innovativen Finanzierungsweg“ zu finden, so Ahiataku-Togobo, der die Armen des Landes nicht zu stark belaste. Derzeit sei geplant, zur Finanzierung der Einspeisetarife einen „Green Fonds“ aufzulegen, der über Abgaben auf Petroleumprodukte finanziert wird.
Die Höhe der Einspeisetarife werde momentan von einer Public Utilities Regulatory Commission festgelegt, bis Oktober sei mit einer Verabschiedung zu rechnen. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sowie die Weltbank stehen Ghana beratend zur Seite.
Henk Vermeer, Geschäftsführer der ghanaischen Niederlassung des Kölner Photovoltaikgroßhändlers Energiebau, mischte im Gesetzgebungsverfahren laut eigener Aussage „aktiv mit“. Er rechnet damit, dass Einspeisetarife für Solarstrom“in Höhe von 14 Cent/kWh bis 17 Cent/kWh eingeführt werden“.
Vermeer, gebürtige Holländer, lebt seit 13 Jahren in Ghana. Er gilt als notorischer Optimist, pfiffiger Geschäftsmann und Solaraktivist. Seine Leidenschaft ist die netzgekoppelte Photovoltaik, „um Solarstrom auch in Ghana zum Durchbruch zu verhelfen“. So schaffte er es, schon 2006 als einziges Unternehmen eine Ausnahmegenehmigung der staatlichen Energiekommission für die Installation von netzgekoppelten Anlagen zu bekommen.
Die in Deutschland geschulten Installateure der Energiebau-Sunergy Ghana montierten bisher mehr als 800 netzgebundene Photovoltaikanlagen mit einer jeweiligen maximalen Leistung von bis zu 30 kW in dem westafrikanischen Land. Direkt vergütet wird der Solarstrom bisher nicht, doch dafür laufen die Stromzähler der Anlagenbetreiber je nach Menge des eingespeisten Solarstroms rückwärts.
Nun warten Investoren, dass das Solargeschäft richtig in Schwung kommt. Anwärter für den Bau erster größerer Solarparks säßen in den Startlöchern, berichtet Ahiataku-Togobo. Patrick Mertens, Geschäftsführer der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in Ghana, sieht dort gute Perspektiven für die Photovoltaik und andere erneuerbare Energien. HANS-CHRISTOPH NEIDLEIN
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