Gibraltar baut Wellenkraftwerk direkt an seiner Küste
In wenigen Jahren will Gibraltar 15 Prozent seines Strombedarfs aus der Kraft der Wellen gewinnen. Die britische Enklave plant ein Wellenkraftwerk direkt vor der Küste.
Rund 150 Millionen Kilowattstunden Strom verbrauchen die knapp 30.000 Einwohner der britischen Exklave Gibraltar pro Jahr. Mehr als 95 Prozent davon erzeugen bislang Dieselgeneratoren. Dabei gibt es an der Südspitze Europas Sonne satt.
Doch auf dem felsigen Fleckchen Erde gibt es nicht genügend Platz für ausgedehnte Solarkraftwerke. Trotzdem will der Gouverneur weg vom Diesel. Schon in sechs Jahren sollen 15 Prozent des Stroms emissionsfrei erzeugt werden.
Israelische Ingenieure bauen Kraftwerk für Gibraltar
Da bietet sich die Kraft der Wellen an, die unermüdlich gegen die Küste rollen. Das israelische Unternehmen Eco Wave Power (EWP) darf das erste Wellenkraftwerk Gibraltars errichten. Bisher verfügt EWP lediglich über Versuchsanlagen. Die Anlage vor Gibraltar wird nun die erste Anlage im Dauerbetrieb.
Gleich zwei technische Konzepte haben die israelischen Ingenieure erdacht: den Power Clapper und den Power Wing. Sie unterscheiden sich im wesentlichen durch die Form der Schwimmkörper, die auf den Wellen tanzen. Der Clapper ähnelt einer überdimensionalen Landeklappe, der Wing erinnert an einen Flügel. Über ein Gestänge sind die Schwimmkörper mit dem eigentlichen Kraftwerk an Land verbunden.
Die Wellen bewegen Clapper und Wing in vertikaler Richtung. Das Gestänge überträgt die Kraft auf eine Pumpe an Land. Diese setzt eine Hydraulikflüssigkeit unter Druck, der sich in einer speziellen Turbine entlädt. Der angeschlossene Generator erzeugt Strom. Weil sich alle potenziell umweltgefährdende Baugruppen an Land befinden ist die Gefahr einer Verschmutzung des Meeres gering.
Produktionsstopp bei hohem Wellengang
Die Schwimmkörper sind mit Sensoren bestückt, die die Bewegungen messen. Treiben es die Wellen zu toll, sodass das Kraftwerk beschädigt werden könnte, werden die Schwimmkörper hochgeklappt.
EWP verspricht eine Lebensdauer von 30 Jahren. Die Produktionskosten lägen nicht höher als die von anderen Kraftwerken. Derzeit zahlen die Einwohner der Exklave zwischen 10 und 16 Cent pro Kilowattstunde, also deutlich weniger als etwa die Deutschen mit 25 Cent. Gibraltars Verwaltung hat zugesagt, den Strom aus Meeresenergie 25 Jahre lang abzunehmen.
Die Israelis beginnen mit einer 500-Kilowatt-Anlage, die bei einer Jahresnutzung von 200 Volllasttagen 2,4 Millionen Kilowattstunden produzieren würde. Das entspricht 1,6 Prozent des Verbrauchs. Mit der geplanten Aufstockung auf fünf Megawatt hätte Gibraltars Gouverneur sein Nahziel erreicht.
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