Größter Batteriespeicher Europas geht in Schwerin ans Netz
In Schwerin hat jetzt der größte kommerzielle Batteriespeicher Europas seinen Betrieb aufgenommen. Die Fünf-Megawatt-Anlage versorgt 500 Haushalte einen Tag lang mit zwischengespeichertem Überschussstrom aus Wind- und Solarkraftwerken. Gleichzeitig stabilisieren über 25.000 Lithium-Ionen-Akkus Schwankungen im Stromnetz.
Den Speicher, der aus 25.600 Lithium-Ionen-Akkus des südkoreanischen Herstellers Samsung besteht, hat sich der relativ kleine Schweriner Stromversorger Wemag zugelegt. Gebaut hat ihn das Berliner Unternehmen Younicos, ein Spezialist für Großbatterien. Die Berliner haben auch schon auf der Azoreninsel Graciosa eine Anlage aufgebaut, die dort produzierten Windstrom zwischenspeichert, sodass die 4500 Bewohner zu 80 Prozent mit emissionsfreiem Strom versorgt werden.
Für Wemag kann der Speicher, der 6,5 Millionen Euro gekostet hat – 20 Prozent davon spendierte die Bundesregierung –, durchaus lukrativ sein: Denn so genannte Regelenergie wird fürstlich entlohnt. Es genügt schon die Bereitstellung von sicher verfügbarem Strom. Umgekehrt kostet Überschussstrom, der gespeichert wird, fast nichts. Über eine Laufzeit von 20 Jahren erwartet Wemag eine niedrige einstellige Rendite.
Batteriespeicher fängt Netzschwankungen auf
Die Zwischenspeicherung des Stroms ist nicht die einzige Aufgabe der Fünf-Megawatt-Anlage. Sie soll das Netz stabilisieren. Wegen der wetterbedingten Schwankungen des Wind- und Solarstromangebots verändert sich nämlich die Frequenz des Wechselstroms, die möglichst genau 50 Hertz betragen soll. Bei Abweichungen von wenigen Prozent gehen Uhren falsch und Computer spielen verrückt. Im Extremfall bricht das Stromnetz komplett zusammen. Der gespeicherte Batteriestrom kann solche Schwankungen sekundenschnell ausgleichen.
„Bislang wird unser Stromnetz größtenteils von inflexiblen Kohlekraftwerken stabilisiert, die dafür aber ein Vielfaches der tatsächlich benötigten Ausgleichsleistung produzieren müssen und die Netze demzufolge mit Strom aus fossilen Energieträgern blockieren“, erklärt Clemens Triebel, Technischer Vorstand von Younicos. Michael Sterner, Professor für Energiespeicher an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg, gibt ihm Recht: „Aus Sicht der Wissenschaft ist klar, dass Batteriekraftwerke technisch besonders gut zur Systemstabilität beitragen können.“
Auch Aachen baut einen Fünf-Megawatt-Speicher
Experten haben ausgerechnet, dass Deutschland rund 100 Batteriespeicher benötigt, um die Netzschwankungen aufzufangen, die immer größer werden, weil weitere Solar- und Windkraftanlagen gebaut werden. Bisher gibt es lediglich in Brandenburg einen Großspeicher, der mit zwei Megawatt allerdings erheblich kleiner ist als der in Schwerin. In Aachen wird derzeit ein weiterer Fünf-Megawatt-Speicher gebaut.
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