Großbritannien baut riesiges Lagunenkraftwerk
Großbritannien nutzt die Kraft der Gezeiten für die Stromgewinnung: In Wales entsteht ein 785 Millionen Euro teures Lagunenkraftwerk, das 2017 in Betrieb gehen soll. Es erzeugt 400 Millionen kWh Strom pro Jahr.
Tiefblaues Wasser unter Palmen am weißen Strand – das ist die gängige Vorstellung einer Lagune. Dass sie aber auch ganz anders aussehen können, wird sich bald in Wales zeigen. Dort wird ein riesiges Lagunenkraftwerk erstellt. Bei Flut strömt Meerwasser in die Lagune und erzeugt dabei Strom. Bei Ebbe fließt das Wasser wieder ins Meer zurück – und erzeugt dabei ebenfalls Strom.
Tidal Lagoon hat Baugenehmigung erhalten
Das britische Unternehmen Tidal Lagoon (Swansea Bay) hat von der Regierung in London die Genehmigung für den Bau dieser Anlage schon erhalten. Doch ehe die Bauarbeiten beginnen können, muss noch eine Vereinbarung mit Crown Estate unterzeichnet werden. Crown Estate ist ein Unternehmen des britischen Königshauses, das unter anderem einen breiten Wasserstreifen entlang der gesamten britischen Küste besitzt. Auch für die meisten Windturbinen, die im Meer stehen, ist eine solche Genehmigung erforderlich. De facto handelt es sich allerdings um ein Formerfordernis.
Tidal Lagoon rechnet damit, dass die Bagger, die den langen Erdwall aufschütten, im März kommenden Jahres die Arbeit aufnehmen werden. Die Stromproduktion soll dann im Jahre 2017 nach einer Gesamtinvestition von umgerechnet 785 Millionen Euro anlaufen.
Seewall der Lagune wird zehn Kilometer lang
In unmittelbarer Nähe der südwalisischen Stadt Swansea wird der Seewall aufgeschüttet, der die Lagune vom Meer abtrennt. Dieser Wall aus Stein, Sand und Beton wird zehn Kilometer lang werden. Die Wasserfläche der Lagune soll elf Quadratkilometern groß sein. Auf der Krone, also der Oberfläche des Seewalls, werden getrennte Wege für Radfahrer und Fußgänger angelegt. Gerechnet wird mit einem hohen Touristenaufkommen.
Kraftwerk bleibt weitgehend unsichtbar
In den Seewall wird eine Vielzahl von Turbinen installiert, die unter der Wasseroberfläche arbeiten und damit nicht ins Auge fallen. Die Rotorblätter können je nach Wasserflussrichtung verstellt werden. Wenn die Flut in Ebbe umschlägt, stehen die Turbinen allerdings für eine Weile still. Das Gleiche ist beim Wechsel von Ebbe zu Flut der Fall. Die Stromproduktion, die jährlich 400 Millionen kWh erreichen soll, läuft also mit Unterbrechungen, so wie das auch bei Solar- und Windanlagen der Fall ist.
Was das Lagunenkraftwerk allerdings von Solar- und Windanlagen unterscheidet, das ist die genaue Berechenbarkeit der Stillstandszeiten. Das macht es einfacher, die Stromversorgung der Abnehmer temporär aus anderen Quellen zu sichern. Tidal Lagoon geht davon aus, dass die wirtschaftliche Lebensdauer der Anlage rund 120 Jahre betragen dürfte. Dies rechtfertige auch die relativ hohen Investitionskosten. Das Unternehmen will in Großbritannien weitere vier bis sechs ähnlich arbeitende Gezeitenkraftwerke bauen.
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