Energiepark unter Wasser 17.09.2013, 14:23 Uhr

Grünes Licht für Europas größtes Gezeitenkraftwerk in Schottland

Die schottische Regierung hat grünes Licht für den Bau des größten Gezeitenkraftwerks in Europa gegeben, das zwischen der schottischen Nordküste und den Orkney-Inseln entstehen soll. In mehreren Baustufen soll eine Strom-Erzeugungskapazität von schließlich nahezu 400 Megawatt geschaffen werden.

400 solcher Turbinen sollen für Europas größtes Gezeitenkraftwerk auf dem Meeresboden zwischen der schottischen Nordküste und den Orkney-Inseln installiert werden

400 solcher Turbinen sollen für Europas größtes Gezeitenkraftwerk auf dem Meeresboden zwischen der schottischen Nordküste und den Orkney-Inseln installiert werden

Foto: Atlantis

Das Vorhaben wird ausgeführt von der MeyGen Ltd., einem britischen Unternehmen, das sich zu jeweils 45 Prozent im Besitz der amerikanischen Investmentbank Morgan Stanley und des europäischen Energiekonzerns International Power befindet. Die restlichen zehn Prozent hält das auf Meeresprojekte spezialisierte britische Maschinenbauunternehmen Atlantis Resources Corporation.

Vorgesehen sind insgesamt 400 Turbinen unter Wasser

In der allerersten Ausbaustufe werden jetzt sechs Turbinen auf dem Meeresgrund installiert. Danach sollen weitere 80 Turbinen folgen. Insgesamt sind 400 Turbinen vorgesehen, die jeweils 1500 Tonnen wiegen. Jede Turbine ist 22,5 Meter hoch und hat einen Rotor-Durchmesser von 18 Metern. Die Soll-Leistung je Turbine beträgt ein Megawatt. Der Meeresgrund, auf dem die Turbinen verankert werden, ist von Meygen auf die Dauer von 25 Jahren von Crown Estate, einem Unternehmen der britischen Krone, das unter anderem alle Gewässer rund um Großbritannien innerhalb der Hoheitszone des Landes besitzt, gepachtet worden.

Ein idealer Standort für ein Gezeitenkraftwerk

Die Gewässer, in denen das Gezeitenkraftwerk entsteht, sind unter dem Namen Pentland Firth bekannt. Sie eigenen sich in geradezu idealer Weise für den Betrieb eines Gezeiten-Kraftwerks, weil das Wasser zwischen der schottischen Nordküste und der nahe gelegenen, zu den Orkneys zählenden Insel Stroma regelmäßig und mit hoher Geschwindigkeit fließt. Damit ist Pentland Firth vielen anderen potenziellen Standorten für Gezeitenkraftwerke in Europa deutlich überlegen.

Überproduktion von Strom droht

Wenn die ersten 86 Turbinen von Pentland Firth installiert sind, produziert das Gezeitenkraftwerk voraussichtlich bereits 40 Prozent des gesamten Strombedarfs des schottischen Hochlands. Zusammen mit den fast unzähligen Windparks in Schottland zeichnet sich damit schnell eine Überkapazität bei Strom ab. Um das zu vermeiden müssen größere Leitungskapazitäten aufgebaut werden, um den schottischen Strom in die wichtigsten britischen Bedarfsregionen zu transportieren.

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Ungeachtet dieses Problems strebt die schottische Landesregierung danach, den Ausbau der Gezeiten-Stromgewinnung so schnell und stark wie möglich zu forcieren. Dazu wird nicht nur das Pentlant Firth-Projekt gefördert. Staatliche Fördermittel haben jetzt auch die gleichfalls in Schottland ansässigen Unternehmen Aquamarine Power und Pelamis Wave Power erhalten. Das durch Gezeitenkraftwerke sich bietende Stromerzeugungspotential rund um die britischen Küsten wird auf vermutlich bis zu 20 Prozent des gesamten Strombedarfs des Landes veranschlagt. Die Nutzung der Gezeiten für die Stromgewinnung ist allerdings gerade im Norden des Landes nicht einfach, da die harten Wetterbedingungen vielen Projekten immer wieder im Wege stehen. Auf der anderen Seite verfügt gerade Schottland durch die große Öl- und Gasförderung aus der Nordsee über erfahrenes Personal und vielfältige Zulieferunternehmen, die auch für den Bau und Betrieb von Gezeitenkraftwerken eingesetzt werden können. 

Ein Beitrag von:

  • Peter Odrich

    Peter Odrich studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrsbetriebe. Nach 28 Jahren als Wirtschaftsredakteur einer deutschen überregionalen Tageszeitung mit langer Tätigkeit in Ostasien kehrte er ins heimatliche Grossbritannien zurück. Seitdem berichtet er freiberuflich für Zeitungen und Technische Informationsdienste in verschiedenen Ländern. Dabei stehen Verkehrsthemen, Metalle und ostasiatische Themen im Vordergrund.

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