Heizölbranche setzt in Deutschland auf Energieeffizienz
Effiziente Brennwerttechnik einsetzen und Solarthermie einbinden – so kann der Energieträger Heizöl im Gebäudebestand eine nicht unerhebliche Rolle zum Erreichen der politischen Klimaschutzziele spielen. Dabei setzt die Mineralölwirtschaft auf Heizungsmodernisierung und weitet ihr Angebot an schwefelarmem Heizöl vehement aus.
„Ohne deutliche Effizienzsteigerung im Gebäudebestand sind die politischen Energiespar- und Klimaschutzziele nicht zu verwirklichen“, sagte Christian Küchen, Geschäftsführer des Instituts für wirtschaftliche Oelheizung (IWO), vergangene Woche in Berlin auf dem Kongress „Heat“ des Bundesverbandes mittelständischer Mineralölunternehmen (Uniti). In Deutschland entfielen auf den Gebäudebereich über 40 % des Endenergieverbrauchs, ergänzte Uniti-Vorsitzender Gerd Deisenhofer. Drei Viertel davon würden für Raumwärme, ein Achtel für Warmwasser aufgewendet.
Eine wichtige Rolle spielt dabei Heizöl, werden doch heute drei von zehn Wohneinheiten mit dem Energieträger beheizt. Insgesamt sind in Deutschland knapp 6 Mio. Ölheizungen in Betrieb. Jede zehnte davon wurde vor 1983 installiert und ist dringend modernisierungsbedürftig, erläuterte Küchen: „Mit der Installation einer modernen Ölbrennwertheizung sinkt der Heizölverbrauch um bis zu 30 % gegenüber dem veralteten Standardheizkessel.“
In den letzten 20 Jahren hat sich der Heizölabsatz bereits halbiert, bei annähernd konstanter Zahl an Ölheizungen, berichtete Küchen. Dieser Effekt lasse sich zur Hälfte mit der Effizienzsteigerung der installierten Ölheizungsanlagen begründen. So stieg der Jahresnutzungsgrad aller im Bestand befindlichen Anlagen durchschnittlich von 68 % auf 87 %. Ursache hierfür ist auch die Modernisierung mit Ölniedertemperatur- und Ölbrennwerttechnik.
Je ein Viertel der Einsparung beim Heizöl in Deutschland erfolgte durch verbesserte Gebäudedämmung und durch einen Strukturwandel vom Mehrfamilienhaus zum Einfamilienhaus. Knapp 90 % der Ölheizungen stehen heute in Ein- und Zweifamilienhäusern.
Das Potenzial effizienter Heiztechnik werde vielfach unterschätzt, so Küchen. Die Heizungserneuerung zähle zu den effizientesten Sanierungsmaßnahmen im Haus. Zusätzlich lasse sich erneuerbare Energie in die Wärmeversorgung einbinden. So wurde im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte der neu installierten Ölbrennwertgeräte mit einer Solarthermieanlage kombiniert. „Öl und erneuerbare Energien sind kein Widerspruch – wir fördern das sogar.“
Aktuell tragen die erneuerbaren Energien in Deutschland mit knapp 10 % zur Wärmeerzeugung bei: 9 % steuert die Biomasse bei, je 0,5 % die Solarthermie sowie Geothermie und Umweltwärme.
Selbst bei vollständiger Ausschöpfung der Effizienz- und Substitutionspotenziale könne auf absehbare Zeit nicht auf fossile Energieträger verzichtet werden, sagte Manfred Greis, Leiter Unternehmenskommunikation der Viessmann Werke und Vizepräsident des Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH), in Berlin auf der „Heat“.
Die Ölheizung stehe für ein hohes Maß an Flexibilität und Unabhängigkeit, betonte Greis: „Der eigene Öltank ist ein verlässlicher Langzeitspeicher.“ In vielen Fällen gebe es allein aufgrund infrastruktureller Gegebenheiten keine Alternativen.
Kritik übten die Verbände auf der
„Heat“ an der derzeitigen Energiepolitik der Bundesregierung. Küchen sagte, man könne nicht einerseits die Anforderungen an die energetische Sanierung im Gebäudebereich immer weiter verschärfen und gleichzeitig fordern, dass sich die Sanierungsrate verdoppele. „Das wird nicht funktionieren.“
Schon an dem aktuellen Stau bei der Heizungsmodernisierung trage die Politik eine Mitschuld. So seien die Verbraucher durch Parolen wie „weg von Öl und Gas – hin zu erneuerbaren Energien“ stark verunsichert worden. Die propagierten Lösungen seien für viele Verbraucher aber nicht bezahlbar.
Die Potenziale der Effizienzsteigerung durch Heizungssanierung kämen bei der derzeitigen Energiepolitik zu kurz. Dies zeigte sich denn auch in diesem Jahr. In den ersten sieben Monaten ist in Deutschland der Gesamtabsatz an Wärmeerzeugern nach Berechnung des BDH um über 5 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Die Zahl neuer Ölheizkessel brach gar um fast 17 % ein.
Sechs von zehn neu installierten Ölheizkesseln verfügen bereits über Brennwerttechnik. Die Mineralölwirtschaft unterstütze diesen Trend zur Effizienzsteigerung, hob Klaus Picard, Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV), hervor. „Wir wollen auch in Zukunft Heizöl verkaufen.“
Die Brennwerttechnik setzt schwefelarmes Heizöl voraus, wofür die Raffinerien umfangreiche Investitionen in Entschwefelungsanlagen tätigen müssten, so MWV-Chef Picard. Lag der Anteil von schwefelarmem Heizöl am gesamten Heizölabsatz in 2008 noch bei nur 1 %, so waren es in 2009 schon 20 % der in Deutschland abgesetzten 25,9 Mio. t. Aktuell betrage der Anteil bereits fast 50 %, und er werde sukzessive auf 100 % steigen. ROBERT DONNERBAUER
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