Erneuerbare Energien 06.09.2024, 08:11 Uhr

Hohe Kosten und sinkende Zustimmung: EnBW-Chef spricht Klartext zur Energiewende

EnBW-Chef Georg Stamatelopoulos warnt vor schwierigen Zeiten für die Energiewende. Er sieht die Akzeptanz dafür schwinden, da die hohen Kosten schwer nachvollziehbar sind.

Stromkosten

Hohe Investitionen und sinkende Akzeptanz gefährden die Energiewende.

Foto: PantherMedia / Jiri Hera

Gerade aufgrund der steigenden Energiekosten nimmt die Zustimmung zur Energiewende in der Bevölkerung laut EnBW-Chef Georg Stamatelopoulos ab. Während es auf lokaler Ebene schon länger Widerstand gegen Maßnahmen wie den Bau von Windkraftanlagen gab, werde die Kritik nun zunehmend auch auf globaler Ebene geäußert, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

„Die Leute verstehen nicht, warum das alles Geld kostet“ , zitiert die dpa seine Worte. Die Aussage, dass Sonne und Wind keine Rechnung schicken, sei zwar richtig. „Die kann aber auch irreführend ausgelegt werden.“

Fehlende gesellschaftliche Akzeptanz

Es sei wichtig zu erklären, dass der Ausbau erneuerbarer Energien auch den Ausbau von Netzen und dezentralen Speichern erfordere, was die Kosten erhöhe. Gleichzeitig gebe es jedoch Einsparmöglichkeiten, wie etwa durch oberirdische statt unterirdische Stromtrassen. Die Politik verstehe dies nach seiner Einschätzung, das eigentliche Problem sei jedoch die fehlende gesellschaftliche Akzeptanz. „Wenn wir die Menschen verlieren, dann wird das Mammutprojekt Energiewende erschwert“, warnt Georg Stamatelopoulos.

Infrastrukturausgaben zahlen sich erst auf lange Sicht aus, da der Vorteil erneuerbarer Energien – keine Brennstoffkosten – erst nach dem Bau spürbar wird. Mit der wachsenden Nachfrage nach Strom durch die Elektrifizierung von Verkehr und Heizung verteilen sich die Kosten zudem auf mehr Bereiche. Stamatelopoulos betonte, dass langfristig mit sinkenden Energiepreisen zu rechnen sei.

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Es sei sinnvoll, dass der Staat die hohen Investitionen in die Infrastruktur in der Phase unterstützt, in der der Energieverbrauch noch nicht so stark angestiegen ist. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft und die Beratungsfirma EY schätzen die erforderlichen Investitionen, um die Ziele der Energiewende bis 2035 zu erreichen, auf über 1,2 Billionen Euro. „Das überfordert alle Kunden, nicht nur die Industrie“, sagte EnBW-Chef.

Das Thema Bezahlbarkeit nicht auf die leichte Schulter nehmen

Stamatelopoulos wollte nicht bewerten, ob ein Sondervermögen für die weitere Finanzierung der Energiewende nötig sei – das sei Aufgabe der Politik. Es gebe verschiedene Vorschläge, wie Teile der Kosten über einen längeren Zeitraum verteilt werden könnten. Dies müsse diskutiert werden, betonte er. Auch für EnBW stelle die Finanzierung der nötigen Investitionen in diesem Jahrzehnt eine große Herausforderung dar. Der hohe Finanzbedarf sei jedoch unstrittig.

Der Fokus lag lange Zeit hauptsächlich auf dem Klimaschutz, der zusammen mit Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit ein Dreieck bildet. Diese Ausrichtung entsprach der allgemeinen Stimmung und war nicht ausschließlich auf die Politik der Grünen zurückzuführen. „Der Ukraine-Krieg hat sehr viel dazu beigetragen, die zwei anderen Dimensionen des energiewirtschaftlichen Dreiecks wiederzuentdecken“, erklärte Stamatelopoulos. „Wir dürfen weder die Versorgungssicherheit aufs Spiel setzen noch das Thema Bezahlbarkeit auf die leichte Schulter nehmen.“

Deutschland kann erst später klimaneutral werden

Er wies darauf hin, dass ein zu hoher Strompreis möglicherweise zu Einschränkungen beim Klimaschutz führen könnte, was bedeuten würde, dass Deutschland erst später klimaneutral wird. Zwar sei es möglich, dass das Ziel bis 2045 nicht ganz erreicht werde, doch sollte man es nicht aufgeben. Es gebe die Chance, pragmatische Lösungen zu finden.

Laut dem EnBW-Chef zeigen sich auch bei den Plänen des Bundeswirtschaftsministeriums für das künftige „Strommarktdesign“ Probleme bei der Umsetzung. Bis 2028 soll ein Mechanismus entwickelt werden, der Anbieter belohnt, die steuerbare Kraftwerkskapazitäten bereitstellen. Diese sollen den Energiebedarf in Zeiten decken, in denen Wind und Sonne nicht genügend Energie liefern. Er beschrieb dies als eine Art „Feuerwehr“ des Systems. (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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