Holländischer Solar-Fahrradweg effektiver als gedacht
Nach sechs Monaten Praxistest ziehen die Betreiber des ersten Solar-Fahrradweges der Welt eine erfolgreiche Bilanz: Die 70 Meter lange SolaRoad in den Niederlanden hat über 3000 Kilowattstunden Strom erzeugt. Das reicht aus, um einen Singlehaushalt ein volles Jahr mit Energie zu versorgen.
Der unscheinbare Fahrradweg im niederländischen Stadteil Krummenie in der Gemeinde Zaanstad, etwa 25 Kilometer nördlich von Amsterdam, ist gerade mal 70 Meter lang und birgt doch enormes Potential. Denn sein Fahrbelag besteht aus Solarzellen, er erzeugt tagsüber kontinuierlich Strom. SolarRoad wurde im November 2014 offiziell vom Wirtschaftsminister der Niederlande, Henk Kamp, eingeweiht.
Nun, nach einem halben Jahr, ist es Zeit, Bilanz zu ziehen. Und diese Bilanz ist eindeutig positiv, die Stromausbeute hat alle Erwartungen der Macher übertroffen. Die SolarRoad hat in den ersten sechs Monaten über 3000 Kilowattstunden Strom geliefert. „Wenn wir das auf eine Jahresausbeute hochrechnen, erwarten wir mehr als die 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter, die wir im Laborstadium als Obergrenze geschätzt haben“, freut sich SolaRoad-Sprecher Sten de Wit. „Das reicht, um einen Singlehaushalt ein Jahr lang mit Strom zu versorgen.“
2,5 Mal mit dem E-Roller um die Erde
Alternativ reicht der Stromertrag der ersten sechs Monate aus, um mit einem Elektroroller den Blauen Planeten gleich 2,5 Mal zu umrunden. Das ist beachtlich, zumal die Testphase in den wenig sonnenreichen Wintermonaten begonnen hat. Es ist daher zu erwarten, dass der Stromertrag über die Sommermonate noch deutlich ansteigt.
Die SolaRoad besteht aus rechteckigen Betonmodulen, die jeweils zweieinhalb mal dreieinhalb Meter messen. In diese Module sind Silizium-Solarzellen eingebettet. Eine Schicht aus Sicherheitsglas deckt die Module ab. Darüber befindet sich noch einmal eine Schicht aus Sicherheitsglas, deren Oberfläche aufgeraut ist, um die Sturzgefahr zu reduzieren. Berührungsängste mit der Fahrbahn aus Glas haben die fahrradaffinen Holländer nicht. Im sechsmonatigen Testzeitraum befuhren bereits 150.000 Fahrradfahrer die SolaRoad.
Direkt neben der Fahrbahn aus Glas verläuft eine zweite Fahrspur, die keine Solarzellen enthält. Sie dient für Experimente mit verschiedenen Oberflächenbeschichtungen. Diese Experimente sind auch nötig. Denn bereits Ende Dezember 2014 begann sich ein Teil der SolaRoad-Beschichtung zu lösen. Verantwortlich dafür waren laut Hersteller die starken Temperaturschwankungen im Winter. Eine deutlich verbesserte Beschichtung haben die Macher bereits entwickelt.
Straßen bieten theoretisch riesiges Energiepotential
Das Potential von mit Solarzellen ausgestatteten Verkehrsflächen ist gigantisch: So umfasst die Verkehrsfläche in Deutschland etwa 18.000 Quadratkilometer. Vollständig mit Solarzellen bestückt, würden die öffentlichen Plätze, Flughäfen, Parkplätze und die 650.000 Kilometer Straßen gut doppelt so viel Strom liefern, wie Deutschland im ganzen Jahr verbraucht. Klar ist aber auch: Weil die Solarzellen als Straßenbelag nicht optimal zur Sonne ausgerichtet werden können, bleiben sie etwa um ein Drittel unter ihrem Potential.
Wer sich selbst ein Bild von diesem zukunftsweisenden Energieprojekt machen möchte: Die SolaRoad befindet sich in Krommenie, nahe der Landstraße N203, ganz in der Nähe der Texaco-Tankstelle. Für das Navi hier die GPS-Koordinaten: 52 Grad und 49 Minuten nördliche Breite und 4 Grad und 76 Minuten östliche Länge.
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