Biomasse 22.10.2010, 19:49 Uhr

Holz heizt ein im Kohlekraftwerk

Holz verfeuern in Kohlekraftwerken? Um das sogenannte Co-Firing entbrennen derzeit heiße Diskussionen: Die einen sehen in Holz einen bezahlbaren, kohlendioxidneutralen Ersatz für den fossilen Energieträger Kohle, die anderen wollen die Verbrennung nur als letzte Stufe der Holznutzung.

Der Energiekonzern Vattenfall möchte, so die jüngst erklärte neue Firmenstrategie, nachhaltig werden. So wurde bereits in Berlin Holz als Zweitbrennstoff im Kleinmaßstab mit im Spandauer Kohlekraftwerk Reuter verfeuert. Eine Ausweitung für den Block Reuter C und das Heizkraftwerk Moabit ist geplant. In Vattenfalls Berliner Kohlekraftwerken sollen 5 % Holz mit verbrannt werden.

RWE baut ebenfalls entsprechende Werke. Im Neubauprojekt im niederländischen Eemshaven hat RWE beantragt, bis zu 10 % klimaneutrale Biomasse in den Kessel wandern zu lassen und so den CO2-Ausstoß des Werkes zu mindern. Neben Holzabfällen und -pellets sei geplant vor allem Reetgras und Grünschnitt mit zu verfeuern.

In Belgien und demnächst in Großbritannien wird das Co-Firing von Holz, meist Industriepellets, finanziell gefördert. Auch in Finnland, den Niederlanden und Dänemark wird fleißig Holz verstromt, um Klimaziele zu erreichen.

Die Frage ist: Ist Co-Firing wirklich nachhaltig und klimaschonend? Davon, dass das hierzulande oder irgendwo anders den Holzmarkt destabilisiere, will Hannes-Stefan Hönemann, Pressesprecher Vattenfall für den Standort Berlin, nichts wissen. „Wir bekommen bisher ungenutztes Restholz von den Berliner Bezirksgartenämtern und gewinnen welches in eigenen Kurzumtriebsplantagen auf Brachflächen und schlechten Böden. Ein Drittel kaufen wir auf dem internationalen Markt von unserem Lieferanten Buchanan, an dem wir uns auch beteiligt haben“, sagt er. Auf die Dauer könnten für Vattenfall 10 000 ha Kurzumtriebsplantagen in Brandenburg entstehen, jetzt sind es 150 ha.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur Immissionsschutz (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hohen Neuendorf Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Diplom (FH) Landespflege, Landschaftsplanung oder vergleichbar (planungsorientierte Ausrichtung) Regierungspräsidium Freiburg
Bad Säckingen, Donaueschingen, Singen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abfallexperte Bau/Stoffstrommanager (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Stuttgart Zum Job 
Bundesamt für Strahlenschutz-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) Liegenschafts- und Gebäudemanagement Bundesamt für Strahlenschutz
Oberschleißheim (bei München), Salzgitter, Berlin Zum Job 
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst-Firmenlogo
Gebäudeenergieberater*in HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
Hildesheim Zum Job 
ONTRAS Gastransport GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Maschinen- und Anlagentechnik (m/w/d) ONTRAS Gastransport GmbH
Leipzig Zum Job 
MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN-Firmenlogo
Ingenieur*in (Gebäude- u. Energietechnik) für das Helmholtz Kompetenznetzwerk Klimagerecht Bauen MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN
Technische Werke Emmerich am Rhein GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur*in Kanalplanung / -bau Technische Werke Emmerich am Rhein GmbH
Emmerich am Rhein Zum Job 
Kreis Coesfeld-Firmenlogo
Ingenieurin/Ingenieur (m/w/d) im Bereich betrieblicher Umweltschutz Kreis Coesfeld
Coesfeld Zum Job 
Landkreis Grafschaft Bentheim-Firmenlogo
Ingenieur*in in den Bereichen Landschaftsplanung und Naturschutz Landkreis Grafschaft Bentheim
Nordhorn Zum Job 
Landkreis Grafschaft Bentheim-Firmenlogo
Projektingenieur*in für die Bearbeitung des HORIZON Förderprojektes "SpongeWorks" Landkreis Grafschaft Bentheim
Nordhorn Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Projektleitung (m/w/d) Abfall Die Autobahn GmbH des Bundes
Heilbronn Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Teamleitung (w/m/d) Verkehrsbehörde Die Autobahn GmbH des Bundes
Stuttgart Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur/in (m/w/d) für Boden-, Baustoff- und Abfallmanagement Die Autobahn GmbH des Bundes
Freiburg, Donaueschingen Zum Job 
ANDRITZ Separation GmbH-Firmenlogo
Qualitätsingenieur (m/w/d) Schwerpunkt HSE ANDRITZ Separation GmbH
Vierkirchen Zum Job 
Stadt Köln-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) im Umwelt- und Verbraucherschutzamt Stadt Köln
Bundesamt für Strahlenschutz-Firmenlogo
Ingenieur*in (FH/Bachelor) (m/w/d) Elektrotechnik, Physik, Medizintechnik, Informationstechnik im "Kompetenzzentrum Elektromagnetische Felder" der Abteilung "Wirkungen und Risiken ionisierender und nichtionisierender Strahlung" Bundesamt für Strahlenschutz
Oberschleißheim (bei München) Zum Job 
Stadt Köln-Firmenlogo
Fachkraft für Arbeitssicherheit (m/w/d) beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement Stadt Köln
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
(Senior) Expert*in Verkehrssteuerung Großprojekte Mobilität (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieurgeologe/in als Sachbearbeiter/in Abfall (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 

Buchanan rode in Liberia abgestorbene Gummibaumplantagen, verarbeite das Holz zu Hackschnitzeln und verschiffe es an Vattenfall, so Hönemann. „Die Plantagen werden anschließend neu angelegt. So entstehen Arbeitsplätze und der Wirtschaftsprozess dort kommt nach den langen Kriegsjahren wieder ins Laufen.“ Außerdem bemühe man sich derzeit um eine Nachhaltigkeitszertifizierung.

Der Run aufs Holz beginnt erst. Denn Holz-Mitverbrennung ist nicht nur wegen seiner Kohlenstoffneutralität verlockend: Es lässt sich, wann immer nötig, verfeuern und kann so das fluktuierende Angebot regenerativer Stromerzeugung mit Wind und Sonne ausbalancieren.

Obwohl in Deutschland pro Sekunde 1,6 m3 Holz nachwachsen, werde das Angebot die Nachfrage in wenigen Jahren nicht mehr decken, prognostizierte Helmut Lamp. „Bald wird sich die Diskussion um eine zuverlässige Versorgung drehen, nicht mehr um Kohlendioxid“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Bioenergie (BBE) anlässlich des 10. Internationalen Fachkongresses Holzenergie in Augsburg. Dann schlage die Stunde des Holzes.

Allein Großbritannien werde, so Marktdaten von www.forestenergymonitor.com, im Jahr 2020 durch die Verfeuerung von Biomasse in Großkraftwerken 26,8 TWh Strom erzeugen – viel davon Importware, etwa aus Kanada.

Den Einsatz in alten Kohlekraftwerken lehnen auch Verfechter der energetischen Holznutzung wegen schlechter Effizienz ab. „Verstromt man Holz, sollte dabei unbedingt auch die Wärme genutzt werden“, sagt Heinz Kopetz vom Europäischen Biomasseverband Aebiom. „Es mit nur etwa 40 % Effizienz zu verheizen, ist nicht sinnvoll.“

Ganz ähnlich Martin Kaltschmitt, Leiter des Instituts für Umwelttechnik und Energiewirtschaft der TU Hamburg-Harburg und des Deutschen Biomasse-Forschungszentrums in Leipzig: „Wenn Holz in Kraft-Wärme-Kopplung bei Gesamtwirkungsgraden von 70 % und mehr Prozent genutzt wird, ist das vergleichsweise effizient.“ Ohnehin werde aus ökonomischen Gründen nur das Holz verbrannt, das anderweitig nicht zu gebrauchen sei.

„Wir brauchen die energetische Holznutzung – sie ist im Konzert der regenerativen Energien unverzichtbar“, glaubt Kaltschmitt. Schon heute werden global 50 EJ (1 EJ = 1018 J) bis 60 EJ an Biomasse – das heißt primär Holz – als Energieträger genutzt, vor allem in Entwicklungsländern aber oft ineffizient. Holzanbau für die Verbrennung berge Chancen für ländliche Räume und sei auch umweltverträglich, solange die gängigen Nachhaltigkeitskriterien eingehalten würden.

Corinna Hölzel, Wald-Campaignerin bei Greenpeace, sieht das anders: „Co-Firing von Holz verschärft insgesamt die Konkurrenz der Anwendungen um den Rohstoff und erhöht so den Druck auf die Ressourcen.“ Schwächere Nutzergruppen wichen dann auf Primärwald aus. Das Mengenproblem sei kaum zu lösen, selbst wenn mehr Holzplantagen zertifiziert werden.

Der BBE möchte dennoch in der nächsten Fassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) eine ausgeweitete Förderung für das Verbrennen von Holz. Ein Bonus (s. Kasten) für die energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe soll auch dann gezahlt werden, wenn eine Anlage eine Mischung förderungswürdiger und nicht förderungswürdiger Stoffe verbrennt. Heute müssen alle verbrannten Stoffe auf einem Betriebsgelände den Anforderungen der einschlägigen Vorschriften genügen, um zu kassieren. „Das führt zu Holztourismus, nur weil vor Ort keines verfügbar ist“, kritisiert BBE-Chef Lamp.

Gegen dererlei wendet sich der Verband der der Holzwerkstoffindustrie. Das Verbrennen von Holz als primäre Nutzung zumindest in Kraftwerken solle grundsätzlich ausgeschlossen sein: „Holz ist zu wertvoll, um es in den Ofen zu stecken, ohne vorher etwas anderes damit anzufangen“, sagt Geschäftsführer Peter Sauerwein. Das verbrannte Holz fehle anderswo. ARIANE RÜDIGER

Ein Beitrag von:

  • Ariane Rüdiger

    Freie Journalistin in München. Schwerpunktthemen: Betriebliche IT-Themen (IT-Infrastruktur und ihr Management, Telekommunikation, Rolle des CIO), Nachhaltige Informationstechnik – Green IT (Virtualisierung, Recycling, nachhaltiges IT-Design…), Erneuerbare Energien (Smart Grid, Photovoltaik, Wind, Solarthermie, Pellets) und ökologisches Bauen, Nachhaltiges Wirtschaften und nachhaltige Stadtentwicklung, Queer Culture.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.