Schwimmendes Kraftwerk 02.10.2024, 08:37 Uhr

Hybrid-Energie: Dieses Floß fängt Wind-, Solar- und Wellenkraft ein

Ein innovatives Energiefloß nutzt Wind-, Wellen- und Solarenergie gleichzeitig. Damit lässt sich fast rund um die Uhr Strom erzeugen.

Noviocean

Dieses Floß fängt Wind-, Wellen- und Solarenergie ein und produziert fast durchgängig Strom.

Foto: NoviOcean

Ein schwedisches Unternehmen hat eine spannende Lösung entwickelt, um die Kraft der Natur effizient und nachhaltig zu nutzen. Das neuartige Energiefloß kombiniert Wind-, Sonnen- und Wellenenergie und bietet eine vielversprechende Möglichkeit, erneuerbare Energien wirtschaftlich zu erzeugen. Insbesondere in Offshore-Windparks könnte das System eine entscheidende Rolle spielen und den Weg für eine neue Generation der Stromerzeugung ebnen.

Die Entstehung des Hybrid Energy Converters

Die Idee, ein Floß als schwimmendes Kraftwerk zu nutzen, stammt von der Firma NoviOcean. Ihr sogenannter Hybrid Energy Converter (HEC) vereint verschiedene Formen erneuerbarer Energien. Angetrieben von Meereswellen, Wind und Sonne liefert das Floß zuverlässig und kontinuierlich Strom.

„Unsere NoviOcean-Maschine maximiert die erneuerbare Energie, indem sie Wellen-, Wind- und Solarenergie in einer einzigen Lösung kombiniert und so die Energieerzeugung auch dann sicherstellt, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht“, erläutert Jan Skjoldhammer, CEO von NoviOcean.

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Funktionsweise des schwimmenden Kraftwerks

Der Hybrid Energy Converter ist ein technisches Wunderwerk. Das 38 Meter lange und 9 Meter breite Floß ist fest im Meer verankert. An seiner Oberfläche befinden sich sechs vertikal ausgerichtete Windturbinen, die zusammen eine Leistung von bis zu 300 kW erbringen können. Ergänzt wird dieses System durch Solarmodule, die eine zusätzliche Leistung von 50 bis 80 kW erzeugen. Herzstück des Systems ist jedoch die Nutzung der Wellenenergie.

Unter dem Floß befindet sich ein großer Zylinder, der über einen Kolben und ein Seil mit dem Meeresboden verbunden ist. Wenn die Wellen das Floß anheben, pumpt der Zylinder Wasser durch eine Turbine. Diese Bewegung erinnert an eine Gartenpumpe und erzeugt Strom. Das ausgeklügelte System nutzt die kinetische Energie der Wellen optimal aus, um eine kontinuierliche Stromerzeugung zu gewährleisten.

Effiziente Energienutzung bei jedem Wetter

Das Besondere an diesem Hybridkonzept ist seine Flexibilität. Während herkömmliche Windkraftanlagen auf starken Wind angewiesen sind und Solaranlagen nur bei Sonnenschein arbeiten, kann das Energiefloß auch bei ungünstigen Wetterbedingungen Strom liefern. Die Energiequellen ergänzen sich: Wellenenergie macht rund 65 % der Stromerzeugung aus, Windkraft 30 % und Solarenergie 5 %.

Auch wenn der Anteil der Solarenergie aufgrund der geringen Oberfläche des Floßes relativ gering ist, trägt er doch zur Gesamtleistung und Stabilität bei. „Im Wellenkraftwerk selbst wird Wasser in einem kreisförmigen Fluss in den Zylinder gepumpt. Es funktioniert nach dem Prinzip einer alten Gartenpumpe. Wenn das Floß, das bis zu 600 Tonnen wiegt, nach oben geht, wird auch das Wasser nach oben gepumpt“, erklärt Skjoldhammer. Mit dieser Methode kann das Floß täglich bis zu 10.000 Pumpbewegungen ausführen und dabei unermüdlich Strom erzeugen.

Die Vorteile der Kombination von Wind, Sonne und Wellen

Das Energiefloß von NoviOcean bietet eine bemerkenswerte Effizienz. Auf einem Quadratkilometer können bis zu 15 dieser schwimmenden Kraftwerke installiert werden, die zusammen 15 MW Strom erzeugen. Zum Vergleich: Offshore-Windkraftanlagen können auf der gleichen Fläche etwa 10 MW erzeugen. Beide Systeme können aber auch nebeneinander betrieben werden und so 25 MW Strom erzeugen. Diese Synergie bietet nicht nur eine höhere Energiedichte, sondern spart auch Kosten, da alle Anlagen die gleiche Infrastruktur nutzen können.

„Zusammen können wir bis zu 25 MW erreichen und die Kosten für das Seegebiet und das Kabel an Land teilen“, betont Skjoldhammer. Ein weiterer Vorteil: Die Wellen erzeugen auch noch Strom, nachdem der Wind nachgelassen hat. Diese kontinuierliche Stromversorgung ist insbesondere in Küstenregionen von Vorteil, da die Wellenkraftwerke ohne optische Beeinträchtigungen der Landschaft nah an der Küste positioniert werden können.

Herausforderungen und der Weg zur Serienreife

Obwohl das Konzept vielversprechend ist, steht NoviOcean vor einigen Herausforderungen. Der nächste Schritt für das Unternehmen ist die Durchführung eines groß angelegten Pilotprojekts. Dazu plant das Unternehmen Partnerschaften mit Betreibern von Offshore-Windparks, um die Technologie im großen Maßstab zu testen. Besonders interessant sind dabei die Küsten Nord- und Südamerikas, wo die Wellenbedingungen ideal sind.

Ein großes Problem bleibt jedoch die Finanzierung. „Die größte Herausforderung ist das Kapital“, erklärt Skjoldhammer. Obwohl das Unternehmen bereits Fördergelder in Höhe von rund 30 Millionen SEK (etwa 2,6 Millionen Euro) von der EU und schwedischen Behörden erhalten hat, ist die Entwicklung solcher Technologien kostenintensiv. Zudem erfordert die Arbeit auf dem offenen Meer langlebige und widerstandsfähige Materialien, um den rauen Bedingungen standzuhalten.

Nachhaltigkeit und Zukunftsperspektiven

Das Energiefloß von NoviOcean könnte die Zukunft der Offshore-Energieproduktion revolutionieren. Dank seines modularen Aufbaus und der Kombination verschiedener Energiequellen bietet es eine nachhaltige und wirtschaftliche Lösung für die erneuerbare Energieerzeugung. „Wir hoffen, dass unsere Hybridtechnologie weltweit in Offshore-Windparks zum Einsatz kommt“, blickt Skjoldhammer optimistisch in die Zukunft.

Durch die enge Zusammenarbeit mit Offshore-Windparks könnten die schwimmenden Kraftwerke bereits in den nächsten Jahren in Betrieb gehen und damit einen erheblichen Beitrag zur weltweiten Energiewende leisten.

Hier geht es zur Website von NoviOcean

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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