Fertigstellung 2023 15.03.2025, 08:47 Uhr

Immer noch kein Gas: Was ist los am LNG-Terminal Stade?

LNG-Terminal Stade bleibt außer Betrieb. Hohe Kosten, unklare Zeitpläne und fehlende Dokumente verzögern den Start. Kritik und politische Debatte nehmen zu.

LNG-Schiff

Auch zwei Jahre nach der Fertigstellung fahren keine Frachtschiffe das LNG-Terminal Stade an.

Foto: Panthermedia / Altinosmanaj

Ein Jahr nach der Ankunft des schwimmenden LNG-Terminalschiffs „Energos Force“ wartet das Terminal in Stade noch immer auf seine Inbetriebnahme. Obwohl der Anleger bereits seit Ende 2023 fertiggestellt ist, bleibt die Infrastruktur ungenutzt. Die Deutsche Energy Terminal (DET), die bundeseigene Betriebsgesellschaft, konnte bislang keinen Termin für den Start nennen.

Ein DET-Sprecher erklärte auf Anfrage, dass noch Restarbeiten an den technischen Anlagen erforderlich seien. Diese sogenannten Suprastruktur-Anlagen umfassen unter anderem Verladearme und Rohrleitungen, die das Schiff mit dem Gasnetz verbinden. Darüber hinaus fehlen nach wie vor essenzielle Dokumentationen für den sicheren Betrieb. Warum sich die Fertigstellung verzögert und welche konkreten Arbeiten noch ausstehen, blieb jedoch unbeantwortet.

LNG-Terminals als Reaktion auf Energiekrise

Das LNG-Terminal in Stade ist Teil der deutschen Strategie zur Diversifizierung der Gasversorgung. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 sollte der Import von Flüssigerdgas (LNG) helfen, die durch den Wegfall russischer Gaslieferungen entstandene Lücke zu schließen. Das Spezialschiff „Energos Force“ dient dabei als Floating Storage and Regasification Unit (FSRU), die das verflüssigte Gas wieder in gasförmigen Zustand umwandelt und ins Netz einspeist.

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Der Anleger für das Terminal wurde in nur elf Monaten Bauzeit errichtet und Ende 2023 an die Betreiber Deutsche Energy Terminal und Hanseatic Energy Hub übergeben. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf rund 300 Millionen Euro.

Kritik an hohen Kosten

Die Verzögerungen sorgen für Kritik. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bemängelt, dass das Terminal bislang keinen Beitrag zur Versorgungssicherheit leiste, während es gleichzeitig hohe Kosten verursache. Neben den Baukosten verursacht insbesondere das ungenutzte Terminalschiff laufende Ausgaben. Laut DUH belaufen sich die Charterkosten für die „Energos Force“ auf 200.000 bis 400.000 Euro pro Tag. Das würde jährliche Kosten von bis zu 146 Millionen Euro bedeuten. Eine offizielle Bestätigung gibt es dazu jedoch nicht, da die DET keine Angaben zu den Kosten macht.

DUH-Energieexperte Constantin Zerger formulierte es deutlich: „Das LNG-Projekt in Stade ist praktisch gescheitert. Die Kosten für die Steuerzahler wachsen, ein Beitrag zur Versorgungssicherheit ist nicht in Sicht. Die Landesregierung darf nicht weiter tatenlos zuschauen. Das unnötige Terminalprojekt muss abgesagt werden, bevor die Kosten noch weiter aus dem Ruder laufen.“

Landesregierung hält am Projekt fest

Trotz der Verzögerungen und Kritik sieht die niedersächsische Landesregierung das Terminal weiterhin als notwendig an. Ein Sprecher des niedersächsischen Wirtschaftsministers Olaf Lies (SPD) betonte, dass Deutschland mehr Importkapazitäten brauche, als aktuell benötigt werden. Zusätzliche Terminals sollen als Puffer dienen, um die Energieversorgung langfristig abzusichern.

Indes befindet sich die „Energos Force“ nicht mehr im Stader Hafen. Nachdem das Hafenbecken ausgebaggert werden musste, wurde das Schiff vorübergehend auf Reede vor Helgoland verlegt.

Auch Wilhelmshaven betroffen

Nicht nur in Stade gibt es Probleme mit der Inbetriebnahme. Auch das zweite LNG-Terminal in Wilhelmshaven verzögert sich weiter. Ursprünglich war der Start für die erste Jahreshälfte 2024 geplant, doch dieser verschob sich zunächst auf das zweite Halbjahr. Nun wird das Terminalschiff „Excelsior“ erst im Laufe des Aprils in Wilhelmshaven erwartet. (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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