Zehn Megawatt Leistung 07.05.2014, 08:58 Uhr

In Feldheim entsteht Deutschlands größter Batteriespeicher

Den größten Batteriespeicher der Bundesrepublik baut das Unternehmen Energiequelle derzeit in Feldheim. Das kleine Dorf in Brandenburg lebt seit dem Jahr 2010 energieautark. Überschüssigen Strom seiner 43 Windräder kann es zukünftig in der zehn Megawatt starken Lithium-Ionen-Batterie speichern. 

43 Windräder versorgen Feldheim mit Strom. Seit 2010 ist das kleine Dorf in Brandenburg das erste und einzige energieautarke Dorf Deutschlands. 

43 Windräder versorgen Feldheim mit Strom. Seit 2010 ist das kleine Dorf in Brandenburg das erste und einzige energieautarke Dorf Deutschlands. 

Foto: Energiequelle

Der Ortsteil Feldheim der Stadt Treuenbrietzen mit seinen 128 Einwohnern im Südwesten Brandenburgs darf sich seit 2010 mit dem Titel „erstes und einziges energieautarkes Dorf Deutschlands“ schmücken. Die Feldheimer versorgen sich seitdem selbst mit Strom, den sie zum Beispiel mit 43 Windrädern erzeugen. Jetzt sorgt der Ort erneut für Schlagzeilen. Ab Mitte Juni beginnt der Bau des größten Batteriespeichers Deutschlands.

Die Feldheimer Anlage hat eine Leistung von zehn Megawatt und eine Speicherkapazität von fünf MWh. Damit wollen die Feldheim Strom, der nicht gleich ins Netz eingespeist werden kann, nutzbar machen, sagt René Just von der Energiequelle GmbH, die die Anlage gemeinsam mit dem Auricher Windkraftanlagen-Hersteller Enercon aufbaut. Diese zehn Megawatt entsprechen in etwa der Leistung von sechs kleineren Windrädern. Bisherige Batteriespeicher kommen nur auf ein oder zwei Megawatt Leistung.

Projekt hat ein Budget von 13 Millionen Euro

In das innovative Feldheimer Projekt fließen etwa 13 Millionen Euro. Rund 40 Prozent davon stammen aus Fördermitteln des Landes Brandenburg und der Europäischen Union. Vier Millionen konnten Just und seine Mitstreiter über Kredite bereitstellen, der Rest stammt aus Eigenkapital. „Die Banken waren ziemlich ablehnend, deshalb ist unser Zeitplan in Verzug geraten“, erklärte Just den Potsdamer Neuesten Nachrichten.

Die Zurückhaltung der Banken hat einen Grund: Derzeit ist der Markt für Stromspeicher in Deutschland noch ziemlich unreguliert. So schwankt die Summe, die die Feldheimer künftig pro Megawatt und Woche erhalten, zwischen 2300 und 3000 Euro. Insgesamt werden in Deutschland auf diese Weise 600 Megawatt an Speicherkapazität gehandelt – ein Sechzigstel davon liefern schon bald die Feldheimer Energierebellen.

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Herzstück des Stromspeichers ist eine Lithium-Ionen-Batterie

Kern des Stromspeichers ist eine Lithium-Ionen-Batterie, die mitsamt Reglern und Transformatoren in einer 17 mal 30 Meter großen Halle am Ortsrand stehen wird. „Technologisch ist die Anlage nicht anders aufgebaut als ein Handy-Akku, nur viel größer“ erklärt René Just. „Nach acht Monaten Bauzeit wird die Batterie an den hiesigen Windpark angeschlossen.“

Feldheim verfügt auch über ein eigenes Wärmeverteilzentrum mit einer Gesamtanschlussleistung von 1600 Kilowatt. 

Feldheim verfügt auch über ein eigenes Wärmeverteilzentrum mit einer Gesamtanschlussleistung von 1600 Kilowatt. 

Quelle: Energiequelle

Die fünf MWh an Speicherkapazität sind nicht viel – jedenfalls viel zu wenig, um eine Windflaute von mehreren Tagen zu überbrücken. „Die Preise für Batterien sinken zwar stark“, betont Just. „Aber es wird sich wohl finanziell nie lohnen, Speicher mit noch mehr Kapazität zu bauen.“ Zum Vergleich: Ein Pumpspeicherkraftwerk hat eine Kapazität von 1000 MWh und mehr. Trotzdem gelten solche Batterien wie in Feldheim als Schlüssel auf dem Weg zur Energiewende.

Batterie soll Netzschwankungen ausgleichen

Es geht darum, mit Hilfe der Megabatterie kurzfristige Netzschwankungen auszugleichen. Weht zu viel Wind für den Eigenverbrauch der Feldheimer, fließt der Strom in die Batterie, herrscht Flaute, gibt die Batterie Energie in das Netz. Der Batteriespeicher reagiert dabei binnen Sekunden. „Unsere Batterie steht wie die Feuerwehr zum Einsatz bereit, wenn es Netzschwankungen gibt“, verdeutlicht Just. Abgerechnet wird über den sogenannten Primärregelleistungsmarkt, auf dem Netzbetreiber Stromkapazitäten ausschreiben, die schnell verfügbar sein müssen.

Die Feldheimer haben für ihre Stromversorgung 43 Windräder gebaut, die noch von einer Biogasanlage und einer Holzhackschnitzelverbrennungsanlage flankiert sind. Das ist deutlich überdimensioniert, denn die Bürger nutzen derzeit weniger als ein Prozent des erzeugten Stroms selbst. Den Rest verkaufen sie an das allgemeine Stromnetz.

Stromspeicher sollen Energiewende beflügeln

Energiequelle-Geschäftsführer Michael Raschemann möchte mit dem Stromspeicher die Energiewende weiter beflügeln. Er hat schon weitere Standorte für Batteriespeicher im Blick. So könnte ein weiterer Speicher im Zusammenhang mit dem geplanten Bau des Windparks Feldheim-Nord entstehen. „Er könnte perspektivisch dazu beitragen, auch weitere Teile der Stadt Treuenbrietzen mit dem hier vor Ort erzeugten Strom zu versorgen“, kündigte Raschemann an. „Der Standort des Speichers im Netz ist dabei fast beliebig“, erklärte Just.

Neben 43 Windrädern und einer Holzhackschnitzelverbrennungsanlage steht in Feldheim auch diese Biogasanlage. Doch weniger als ein Prozent des erzeugten Stroms benötigen die Einwohner selbst. Einen Teil des Überschusses können sie zukünftig speichern. 

Neben 43 Windrädern und einer Holzhackschnitzelverbrennungsanlage steht in Feldheim auch diese Biogasanlage. Doch weniger als ein Prozent des erzeugten Stroms benötigen die Einwohner selbst. Einen Teil des Überschusses können sie zukünftig speichern. 

Quelle: Energiequelle

Die Superbatterie wird nicht nur Strom aus den Feldheimer Windkraftanlagen aufnehmen. Auch der Energiekonzern Vattenfall wird hier Strom einspeisen oder aus der Batterie in das eigene Netz leiten. Die Energiequelle GmbH hat dazu mit dem großen Versorger einen Vertrag geschlossen. „Der Konzern sichert uns mit seiner Energie aus konventionellen Kraftwerken ab“, sagt Just.

Doch der Diplom-Ingenieur hat bereits klar vor Augen, wie der nächste Schritt aussieht, um in einigen Jahren die Leistungsschwankungen bei den Erneuerbaren Energien ohne den Rückgriff auf Braunkohle in den Griff zu bekommen: „In den meisten Regionen Deutschlands gilt: Entweder es scheint die Sonne oder es weht Wind“, erklärt er.

Deshalb seien künftig Solaranlagen notwendig, um die Speicher bei Flaute auffüllen zu können. „Man muss sich genau anschauen, wie die richtige Mischung aus Solar- und Windkraft aussehen könnte“, formuliert Just die Aufgabe für die Zukunft. Die Energierebellen von Feldheim scheinen für diese Zukunft gut aufgestellt zu sein.

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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