Radioaktives Wasser bändigen 04.06.2014, 15:55 Uhr

In Fukushima starten Arbeiten zum Bau einer riesigen Eismauer

Im havarierten Atomkraftwerk in Fukushima haben die Arbeiten für den Bau einer gigantischen Mauer aus Eis begonnen. Sie soll verhindern, dass weiter radioaktives Wasser ins Meer fließt und Grundwasser in die Anlage eindringt. 

Gut drei Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima hat Betreiber Tokyo Electric Power (Tepco) die Folgen noch längst nicht im Griff. Aktuell wird mit dem Bau einer Eismauer begonnen, die verhindern soll, dass radioaktives Wasser ins Meer gelangt. Gleichzeitig soll sie aber auch verhindern, dass Grundwasser in den Reaktorbereich dringt. Eine kostspielige Angelegenheit, deren Erfolg nicht sicher ist. 

Gut drei Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima hat Betreiber Tokyo Electric Power (Tepco) die Folgen noch längst nicht im Griff. Aktuell wird mit dem Bau einer Eismauer begonnen, die verhindern soll, dass radioaktives Wasser ins Meer gelangt. Gleichzeitig soll sie aber auch verhindern, dass Grundwasser in den Reaktorbereich dringt. Eine kostspielige Angelegenheit, deren Erfolg nicht sicher ist. 

Foto: dpa/JMSDF

Gut drei Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima hat Betreiber Tokyo Electric Power (Tepco) die Folgen noch längst nicht im Griff. Zwar ist die Gefahr gebannt, dass der Reaktorkern weiter schmilzt. Doch dazu sind täglich 400.000 Liter Kühlwasser nötig, die teilweise ins Meer fließen, zu einem weiteren Teil Kontakt mit dem Grundwasser haben und dieses verseuchen. In den Reaktorbereich einströmendes Grundwasser verschärft das Mengenproblem. Trotz des Baus von Auffangbehältern und Recyclinganlagen für verseuchtes Kühlwasser sind diese Gefahren nicht gebannt.

Deshalb haben die japanische Regierung und Tepco einen beinahe utopisch anmutenden Plan entwickelt, dessen Umsetzung gerade begonnen hat. Vier im Rechteck angeordnete Eismauern mit einer Gesamtlänge von 1400 Metern werden gebaut, die das Kühlwasser im Kraftwerksbereich zurückhalten und Grundwasser am Eindringen hindern sollen. Solche Mauern sind bisher meist ring- oder zylinderförmig errichtet worden, um Tunnel- und Schachtbauten zu stabilisieren, bis die Innenwände mit Spritzbeton verkleidet und damit stabilisiert waren. Eine fachmännisch Bodenvereisung genannte Sicherung aus Eis mit einer Länge von 1400 Metern ist noch nicht einmal ansatzweise erreicht worden.

In Fukushima haben die Arbeiten zum Bau einer Eismauer begonnen. 

In Fukushima haben die Arbeiten zum Bau einer Eismauer begonnen.

Quelle: Tepco

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Die Mauer entsteht mit Hilfe von rund 1400 Bohrungen im Abstand von einem Meter in einem Rechteck um die Reaktoren ein bis vier. Sie sollen eine Tiefe von fast 30 Metern erreichen. Eingebracht werden jeweils zwei Rohre, durch die anfangs flüssiger Stickstoff zirkuliert, der eine Temperatur von rund minus 200 Grad Celsius hat. Er entzieht der Umgebung Wärme – der Spalt zwischen Bohrlochwand und Rohren wird zuvor mit feuchten Sand verfüllt –, sodass sich nach und nach um jede Bohrung herum ein Eiszylinder bildet. Dazu muss der Boden natürlich einen relativ hohen Wasseranteil haben. Die Zylinder wachsen zusammen und bilden etwa nach ein bis zwei Jahren eine stabile, drei Meter dicke Mauer.

Eisschutz muss möglicherweise Jahrzehnte halten

Diese Mauer muss über Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte halten, also ständig weiter gekühlt werden. Dazu ist auf Dauer kein superkalter Stickstoff nötig, sondern eine oberirdisch ständig auf etwa minus 30 bis 50 Grad Celsius heruntergekühlte Salzlösung (Sole), etwa Natrium-, Calcium- oder Magnesiumchlorid. Nach vorsichtigen Schätzungen kostet allein der Aufbau der Eiswand umgerechnet 220 bis 300 Millionen Euro. Dazu kommen die noch nicht absehbaren Energiekosten für Kühlen und Pumpen der Sole, die pro Monat mit rund 750.000 Euro Stromkosten zu Buche schlagen soll. Geplant und gebaut wird die Mauer von der japanischen Ingenieursgesellschaft Kajima Corporation. Skeptiker befürchten, dass sich Kühl- und Grundwasser Wege unter der Eismauer suchen, sodass das Problem erhalten bleibt, wenn auch möglicherweise nicht in gleicher Intensität.

 

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

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