Kraftwerke 13.04.2012, 11:58 Uhr

Investionsbedingungen für GuD-Anlagen derzeit ungünstig

Die deutsche Energiewende – eines der Megathemen der Hannover Messe 2012 vom 23. bis 27. April 2012 – braucht vor allem flexible Gaskraftwerke. Doch die Investitionsanreize fehlen offenbar. So bleiben etwa bei Siemens neue deutsche Aufträge aus, Stadtwerke zögern mit Investitionen. Andere arbeiten daran, mit einer neuen Stahlsorte für Braunkohlekessel diese Grundlastkraftwerke flexibler fahren zu können.

Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke (GuD) gelten als bestens geeignete Technik, um Schwankungen im Stromnetz auszugleichen. Sie können ihre Leistung relativ schnell hoch- und herunterfahren, haben einen hohen Wirkungsgrad und stoßen wenig CO2 aus.

Die Energiewende der Bundesregierung, die auf steigende Anteile unsteter erneuerbarer Energien an der Stromversorgung setzt, sollte daher den Bau solcher Anlagen beflügeln. Doch bei einem GuD-Spezialisten wie Siemens schlägt sich dies noch nicht so recht im Auftragsbuch nieder. Zuletzt hatten die Münchner in Deutschland für den Energiekonzern E.on eine neue Anlage mit 578 MW Stromleistung im bayerischen Irsching gebaut, Inbetriebnahme war Juli 2011. Mit einem Stromwirkungsgrad von 60,75 % hält sie Siemens zufolge den Weltrekord bei den GuD-Anlagen.

Derzeit errichtet Siemens für Statkraft das GuD-Kraftwerk Knapsack II in Hürth bei Köln, das Mitte 2013 mit einer Stromleistung von 430 MW und einem Stromwirkungsgrad von 59 % in Betrieb gehen soll. Eine Wärmeauskopplung ist nicht vorgesehen.

Windstrom verhindert Investionen in GuD-Kraftwerke

Die Chancen, neue Aufträge für Gaskraftwerke in Deutschland zu erhalten, beurteilt Lothar Balling, Leiter Gaskraftwerke bei Siemens, zurückhaltend: „Wegen der heutigen Kosten-Nutzen-Struktur sind die Investitionsbedingungen derzeit nicht sehr attraktiv.“ Und er ergänzt: „Je mehr Windstrom erzeugt wird, der durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz finanziell gefördert wird, desto weniger Betriebsstunden erreichen GuD-Kraftwerke und desto weniger attraktiv wird die Investition.“

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Der aktuelle Marktpreis für Strom, der wesentlich durch die Braunkohleverstromung auf etwa 5,8 Cent/kWh gedrückt werde, reiche für die Neuinvestition in ein technologisch anspruchsvolles GuD-Kraftwerk kaum aus, so Balling.

Eine Möglichkeit, den Neubau von GuD-Anlagen wirtschaftlich zu gestalten, sieht der Siemens-Experte in Kapazitätszahlungen. Dabei wird für die Bereitstellung jederzeit rasch zuschaltbarer Kraftwerke ein Beitrag gezahlt. Nach Angaben der Wirtschaftsberatung AT Kearney wurde 2010 in Russland ein Kapazitätsmarkt für solche Zahlungen an Kraftwerke eingeführt. Auch Spanien soll bereits Erfahrungen damit haben. Die britische Regulierungsbehörde Ofgem denkt über die Einführung eines solchen Instruments nach.

„8KU“ zählen zu möglichen Investoren in GuD-Kraftwerke

Zu potenziellen Investoren in Gaskraftwerke gehören die acht Stadtwerke des Verbunds „8KU“. Thomas Prauße, Geschäftsführer der SWL Stadtwerke Leipzig und Sprecher der 8KU, kündigte im November in einem Zeitungsinterview an, dass die Unternehmen des Verbunds in zehn Jahren 10 Mrd. € in neue Kraftwerke investieren könnten. Dafür seien bestimmte Rahmenbedingungen nötig, die er nicht näher beschrieb.

Auf Anfrage teilte SWL jetzt mit, man plane selbst seine Kraftwerksleistung um 300 MW auszubauen. Im Vordergrund sollen dabei Windkraftanlagen an Land stehen. Außerdem seien „klassische“, flexible und gut regelbare Erzeugungseinheiten, möglichst mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), geplant.

Am Ausbau seines Kraftwerksparks arbeitet derzeit Vattenfall Europe. Im Kraftwerk Boxberg hat der neue Block R mit 675 MW Stromleistung im Februar erstmals Strom in das öffentliche Netz gespeist und soll im Herbst 2012 den Dauerbetrieb aufnehmen. Den Wirkungsgrad von 44 % bezeichnet Vattenfall als „weltweit führend“ für Braunkohlekraftwerke. Auch hier ist keine Wärmeauskopplung vorgesehen. Der Bau des Blocks dauerte allerdings zwei Jahre länger und wurde mit 1 Mrd. € um ein Viertel teurer als ursprünglich geplant.

Vattenfall baut Kraftwerkpark aus

Die Ursache liegt darin, dass Vattenfall und sein Kesselbauer HPE Hitachi Power Europe beim Block R mit Schwierigkeiten der neuen Hochleistungsstahlsorte T24 zu kämpfen hatte, die in Kraftwerkskesseln höhere Temperaturen und damit höhere Wirkungsgrade als bisher ermöglichen soll.

2011 war bekannt geworden, dass sich in mehreren deutschen Kohlekraftwerken bei T24-Kesseln Risse an den Schweißnähten gebildet hatten. Auch im Boxberger Block R entdeckten Techniker mehrere undichte Stellen im Bereich der Verdampferspirale, in denen T24 verbaut war. Deshalb wurde die Inbetriebsetzung des Blocks für ein Jahr unterbrochen, der undichte Stahl durch ein nicht näher bezeichnetes Alternativmaterial ersetzt.

Ende 2011 hat Vattenfall die Inbetriebsetzung des Blocks wieder aufgenommen. Seitdem habe sich gezeigt, dass das eingesetzte Material die besonderen Anforderungen bei hohen Temperaturen und Drücken erfülle, so das Unternehmen. Das treffe auch auf einen Teil des Kessels zu, in dem T24-Stahl verbaut sei. Als Frischdampfparameter wurden eine Temperatur von 600 °C und ein Druck von 285 bar genannt.

Der neue Block soll auch seine Stromproduktion wesentlich schneller ändern als bisherige Braunkohleblöcke des Unternehmens. Vattenfall geht derzeit davon aus, dass der Block binnen 20 min von der Höchstlast bei 675 MW auf eine Mindestlast von 330 MW heruntergefahren werden kann. Ebenso schnell soll er wieder seine Höchstlast erreichen.

Zwar wäre Block R damit noch weit von der Regelfähigkeit eines GuD-Kraftwerks wie in Irsching entfernt. Aber immerhin könnte er schon deutlich besser geregelt werden als Nachbarblock Q, der im Jahr 2000 in Betrieb gegangen war. Er kann von seiner Höchstlast bei 900 MW nur auf eine Mindestlast von 630 MW heruntergefahren werden.

Ein Beitrag von:

  • Stefan Schroeter

    Stefan Schroeter verfasst fachjournalistische Berichte über die Energiewirtschaft.

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