EU-Geld für Mafiaprojekte 06.07.2013, 12:00 Uhr

Italienische Mafia investiert Schwarzgeld in Windkraftanlagen

Laut Europol hat die italienische Mafia eine neue Möglichkeit entdeckt, ihre illegalen Milliarden zu waschen: Camorra und Co investieren offenbar in die Windkraft. Das Geniale: Sie kassieren auch noch Fördergelder von Staat.

Die italienische Mafia steigt nach Erkenntnissen der Ermittlungsbehörde Europol verstärkt ins Geschäft mit Windparks ein, um Schwarzgeld zu waschen und von Subventionen zu profitieren.

Die italienische Mafia steigt nach Erkenntnissen der Ermittlungsbehörde Europol verstärkt ins Geschäft mit Windparks ein, um Schwarzgeld zu waschen und von Subventionen zu profitieren.

Foto: 2K

Es ist auf dem ersten Blick ein Brüller und ein lustiges Farbenspiel: Die Mafia nutzt grünen Strom, um ihr Schwarzgeld weißzuwaschen. Auf dem zweiten Blick ist es allerdings mehr als logisch, dass die Mafia genau das macht. Denn diese Investitionen rentieren sich doppelt: Zum einen ermöglichen sie es, „die Erträge der Kriminalität über legale Geschäfte zu waschen“, warnen die Fahnder der Brüsseler Behörde Europol in einem aktuellen Lagebericht zu Italien.

Zum anderen kassiere die Mafia auch noch Zuschüsse  vom Staat, so Europol. „Solche Projekte  bieten attraktive Möglichkeiten, von großzügigen Zuschüssen der Mitgliedsstaaten und der EU sowie Steuervorteilen zu profitieren“, notieren die Ermittler.

Vom Elektriker zum Milliardär in wenigen Jahren

Einen der wohl wichtigsten Verbindungsmänner in die legale Welt, Vito Nicastri, hat die Mafia inzwischen wohl für immer verloren. Dem gelernten Elektriker und heutigen Milliardär legte die italienische Anti-Mafia-Behörde DIA am frühen Morgen des 3. April 2013 spektakulär das unsaubere Handwerk und sorgte mit dieser Aktion für die größte Beschlagnahmung der italienischen Polizeigeschichte.

43 Firmen aus der Ökostrombranche, 98 Immobilien, sieben Autos und Boote sowie 66 Konten stellten die Mafiajäger Anfang April sicher und konfiszierten so Vermögen im Wert von sagenhaften 1,3 Milliarden Euro. Mit einem Schlag war der „König des Windes“, wie der 57-jährige auf Sizilien genannt wird, entthront. Die Fahnder aus Palermo jubelten und freuten sich über den „Schlag ins Herz der grauen Zone von Cosa Nostra“.

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Und nicht nur in deren Herz. Die Behörden gehen davon aus, dass Nicastri Beziehungen zu den meisten relevanten Untergrundorganisationen in Italien unterhielt: Zur Cosa Nostra in Catania, Messina und Palermo und zur Ndrangheta in Kalabrien soll er Kontakte gepflegt haben. „Nacastri scheint die Hauptperson im Betrug mit Windfarmen in Italien zu sein“, sagt ein Ermittler.

Der „König des Windes“ machte die Drecksarbeit und kassierte viel Geld dafür

Der größte Windkraftunternehmer Süditaliens begann seine Karriere als Projektentwickler. Er verfügte über exzellente Kontakte zur sizilianischen Unterwelt, zu korrupten Lokalpolitikern und Beamten. So schaffte er es, sich zu einem wertvollen Partner auch von ausländischen Multis zu machen, die in Sizilien und Kalabrien investieren wollte. Der „König des Windes“ besorgte die geeigneten Ländereien, er kümmerte sich um die auch in Italien notwendigen Genehmigungen und räumte Dank seiner exzellenten Kontakte geräuschlos die bürokratischen Hürden aus dem Weg.

Er überzeugte erst die Bauern, ihm ihre Felder für den Bau von Windkraftanlagen zu überlassen. Das war meistens ganz einfach, da es heutzutage oft sehr viel rentabler ist, sich mit der Pacht Geld zu verdienen, als mühsam Oliven oder Wein anzubauen.

Die italienische Anti-Mafiabehörde DIA hat einen Mafia-Boss verhaftet, der durch Geschäfte mit Windkraftanlagen ein Vermögen von 1,3 Milliarden Euro erwirtschaftet  hat. Europol vermutet, dass die Mafia derzeit massiv in die Windkraft investiert.

Die italienische Anti-Mafiabehörde DIA hat einen Mafia-Boss verhaftet, der durch Geschäfte mit Windkraftanlagen ein Vermögen von 1,3 Milliarden Euro erwirtschaftet  hat. Europol vermutet, dass die Mafia derzeit massiv in die Windkraft investiert.

Quelle: BMU

Auch auf der Ebene der Genehmigungsbehörden bewegte sich der 57-jährige Elektriker aus Alcamo im Westen Siziliens wie der sprichwörtliche Fisch im Wasser. Er wusste immer, wie er wen zu schmieren hatte: Mal war es ein Bürgermeister, dem er Geld für seine nächste Wahlkampagne versprach, mal ein kleiner Funktionär in irgendeiner Behörde, der einfach nur einen sicheren Arbeitsplatz für seinen Sohn wollte. Wenn es dann darum ging, die Windräder aufzustellen, wusste Nicastri, welche Firmen er zu beauftragen hatte. Für all diese Gefälligkeiten kassierte Nicastri für ein mittleres Windparkprojekt 15 bis 20 Millionen Euro.

Dieser Saubermann ist nun der dickste Fisch, der dem Kriminalamt zur Bekämpfung der Mafia DIA ins Netz gegangen ist. Der Elektriker aus Alcamo bei Trapani gilt als Strohmann des Paten Matteo Messina Denaro, der seit 20 Jahren im Untergrund lebt, so schöne Spitznamen wie Diabolik oder Rolex trägt und weltweit auf der Fahndungsliste der gefürchtetsten Verbrecher immerhin an vierter Stelle steht. Der 50-jährige Mafiaboss ist ein Anführer der sizilianischen Cosa Nostra, der seit der Verhaftung von Salvatore Lo Picolo im Jahre 2007 als Nummer eins der sizilianischen Mafia gilt.

Die Beschlagnahme des Eigentums des „Herr der Winde“ mache dem obersten Mafioso Siziliens Matteo Messina Denaro „das Leben sicherlich schwieriger“, sagte DIA-Chef Arturo de Felice. Der Unternehmer selbst wurde für drei Jahre unter Hausarrest an seinem Wohnsitz in der Ortschaft Alcamo gestellt. Seine Vermögenswerte unterstünden jetzt einem Justizverwalter, sagte Felice und betonte, dass die Einnahmen daraus dem Staat zugute kämen. Und der kann in der Tat wohl derzeit jeden Euro gebrauchen.

Verbindungen nach ganz Europa und auch nach Deutschland

Europol sieht in den italienischen Mafiaclans eine „heimtückische Bedrohung“ für ganz Europa und warnt: „Die Aktivitäten mögen im Vergleich zu anderen kriminellen Gruppierungen weniger sichtbar sein. Aber das Bild an Informationen, das sich auf Basis unseres Netzwerkes an Kontakten in Europa ergibt, ist klar.“ Abseits ihrer gut vernetzten Heimat versuchen die Clans nach Möglichkeit, unsichtbar zu bleiben. Die italienische Anti-Mafia-Behörde DIA warnt vor Torschlusspanik und zeigt sich besorgt um die Energiewende. „Alternative Energien sind die Zukunft. Wir dürfen ihre Unterwanderung nicht mit einem Stopp für Windkraft und Fotovoltaik bekämpfen.“ Wohl wahr: Hierzulande wird ja auch nicht jede italienische Pizzeria geschlossen, nur weil die Ndrangheta in Duisburg im Sommer 2007 wegen einer Familienfehde sechs Menschen vor einem Italiener faktisch hinrichtete.

Fakt ist: Die Mafia-Clans aus Italien, die Ndrangheta und die Camorra, schwimmen im schwarzen Geld, was sie dank des Handels mit Kokain und anderen Drogen, mit Schutzgelderpressungen und dem Verkauf von gefälschten Markenprodukten illegal verdienen. Und dieses schwarze Geld muss die Farbe wechseln, es muss weiß werden, indem es in die Realwirtschaft eingeschleust wird.

Der klassische Tummelplatz für die Herren der Unterwelt war schon immer die Bauwirtschaft. Die lahmt aber gerade extrem, während die erneuerbaren Energien boomen.  Trotz der Riesen-Wirtschaftskrise will die italienische Regierung bis zum Jahre 2020 jährlich 900 Millionen Euro an Subventionen in den Ausbau der Erneuerbaren investieren. Für neue grüne Energiequellen und natürlich auch für Jobs.

„Die Mafia kann nur dort investieren, wo Transparenz schwer zu erreichen ist, wo man Firmen leicht verschachteln kann“, umschreibt die CSU-Europaabgeordnete Monika Holmeier das Problem. „Wir müssen endlich nachvollziehbar machen, woher das Geld kommt, wie es verdient wird.“ Sie warnt vor Verbindungen der Mafia auch in deutsche Windpark-Projekte: „Es gibt Verbindungen nach Deutschland in Bezug auf Windparkprojekte. Wie sie im Detail aussehen, ist noch nicht gesichert.“

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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