Japan setzt nach Fukushima verstärkt auf Erdwärme
Japan will zwei Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima verstärkt Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen. Neuerdings rückt auch die Erdwärme als Energiequelle in den Fokus. Das Potential im Land ist riesig, jetzt beginnen Probebohrungen für neue Kraftwerksbauten.
Eigentlich hätte Japan schon lange auf Erdwärme setzen können. Das Land bietet ideale Bedingungen, um Erdwärme großtechnisch nutzen zu können. Japan liegt an einem Grabenbruch, schon in ein bis vier Kilometern Tiefe kommen Temperaturen von 250 bis 380 Grad Celsius vor. Wegen seiner vielen Vulkane hat Japan Schätzungen zufolge eine Kapazität von 23 470 Megawatt Erdwärme. Das sind nach Indonesien und den USA die größten Potentiale weltweit.
Doch diese idealen Bedingungen konnten sich nie entfalten, weil das Land schon früh auf die Atomkraft setzte. In Japan arbeiten 17 Erdwärmekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 520 MW, die sich auf die Regionen Hokkaido und Tohoku im Norden sowie die südlich gelegene Insel Kiyushu konzentrieren. Sie liefern nur 0,2 Prozent des Stromes. Das letzte Geothermie-Kraftwerk ging 1996 ans Netz.
Schon in Kürze vielfältige Probebohrungen
Doch seitdem fast alle der 54 Atomreaktoren abgeschaltet sind und Japan große Mengen fossiler Rohstoffe für konventionelle Kraftwerke importieren muss, rücken die natürlichen Energievorkommen stärker in den Mittelpunkt. So wollen Japans Ölkonzerne die Energiepotentiale der Erdwärme erforschen, die meist in den japanischen Nationalparks liegen.
Bislang war die Energiegewinnung in geschützten Gebieten streng verboten. Jetzt hat die Regierung Probebohrungen erlaubt, das Umweltministerium versteht sich sogar als Förderer erneuerbarer Energien und will deren Potenzial möglichst ausschöpfen. Deshalb hat das Ministerium die Erkundung von Standorten für Geothermiekraftwerke stark erleichtert.
Ein Konsortium aus neun Firmen, darunter die Bohrexperten Idemitsu Kosan Co., Mitsui Oil Exploration Co. (MOECO) und Inpex, hat mit Testbohrungen im Norden Japans begonnen. Dabei haben die Unternehmen in Kurikoma, einem Nationalpark in Yuzawa in der Präfektur Akita, sowie im Amemasudake-Gebiet Explorationsbohrungen von 2000 Metern niedergebracht.
Bis 2016 sollen weiteren Bohrungen gesicherte Daten über die dort vorhandenen Geothermie-Ressourcen bringen. Sollte die Nutzung geothermischer Energie die umliegenden heißen Quellen nicht beeinträchtigen, rechnen Experten damit, dass die geothermale Energiegewinnung in Japan künftig forciert wird. Neben dem Kurikoma Nationalpark stehen auch der Akan Nationalpark in Hokkaido sowie der Bandai-Ashi Nationalpark in der Präfektur Fukushima auf dem Plan.
Japans Ressourcen vor allem in Forsten und Nationalparks
Die meisten Ressourcen liegen in staatlichen Forsten und Naturparks, wo jegliche kommerzielle Projekte bisher extremen Restriktionen unterlagen. Das Umweltministerium hat inzwischen aber jene Zonen erweitert, in denen Unternehmen nach Quellen für Erdwärme suchen dürfen. Wie das Wirtschaftsministerium kürzlich mitteilte, ist an die Verwirklichung von 21 geothermalen Projekten gedacht. Laut Shinichiro Fukushima, zuständig für geothermale Energie im Wirtschaftsministerium, ist das Interesse an den neuen Projekten vor allem durch die staatlichen Anreize für saubere Energiegewinnung deutlich gewachsen.
Durch die erleichterte Exploration sowie die relativ hohen Einspeisetarifen für Strom aus Erdwärme könnte hofft Japan, die Erdwärme-Kapazität rasch ausbauen zu können. sich dies aber schnell ändern. Wie der Sprecher des Wirtschaftsministeriums erklärt, lohnen sich inzwischen auch kleinere Anlagen. Die Einspeisevergütung für Geothermie liegt bei umgerechnet 27 EuroCent je Kilowattstunde (KWh) für größere Anlagen mit einer Kapazität von mindestens 15 000 Kilowatt und bei 42 EuroCent für kleinere Anlagen.
Die Nutzung der geothermischen Energie basiert auf Wasserdampf, der von Magmaschichten im Erdinneren aufsteigt und Turbinen antreibt. Geothermie gilt als besonders nachhaltig. Im Gegensatz zu Solar- und Windenergie, deren Aufkommen stark schwankt, steht Erdwärme ständig zur Verfügung – bei minimalen Treibhausgas-Emissionen.
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