Kleinkraftwerke sollen Kerntechnik eine Zukunft geben
Nach der durch Erdbeben und Tsunami im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Daiichi ausgelösten Katastrophe suchen Energieunternehmen und Wissenschaftler in aller Welt nach Wegen, die Akzeptanz der Kernenergie wieder zu verbessern. Kleine, modular aufgebaute Kraftwerkstypen sollen die Zukunft darstellen – industriell herstellbar, nach dem Vorbild der Energiequellen für Atom-U-Boote.
Wenigstens 25 neue Kernkraftwerke konventioneller Größe kommen laut Prognose der International Atomic Energy Agency, der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA), in Südostasien bis 2025 ans Netz – ganz abgesehen von China und selbst Japan, wo nach und nach auch ein Teil der älteren Kernkraftwerke wieder angefahren werden soll.
Indonesien, Malaysia, Thailand und Vietnam haben weit entwickelte Nuklearpläne. Singapur dagegen, so Temasek, das staatliche Investment-Unternehmen, hält bisher in dem wirtschaftlich boomenden Stadtstaat nukleare Großtechnik für nicht geeignet.
Kleine Kernkraftwerke für den lokalen Einsatz
Das könnte sich schnell ändern. Paul Genoa, Politikdirektor des Nuclear Energy Institute, hält sogenannte Small Modular Reactors (SMR), kleine Kernkraftwerke mit zwischen 10 MW und 311 MW elektrischer Leistung, für einen künftigen Königsweg. Denn die einzelnen Module ließen sich zu größeren oder kleineren Einheiten zusammenstellen – je nach Bedarf und dem lokalen Umfeld.
Während konventionelle, große Kernkraftwerke der Gigawattklasse immer vor Ort gebaut werden müssten – oft nach schwieriger Standortsuche und schier endlosen Genehmigungsverfahren – ließen sich die SMR in Serie in Fabriken und damit entsprechend billiger produzieren, so Genoa.
Jose Reyes, als Mitgründer von Nu-Scale Power in den USA, selbst einer der potenziellen Produzenten kleiner Kernkraftwerke, sieht nur Vorteile in der modularen Bauweise. „Statt für den Austausch der Brennstäbe wie bisher das ganze große Kraftwerk stilllegen zu müssen, ist immer nur ein Modul außer Betrieb“, betont er.
Modelle gibt es schon reichlich. Etablierte wie wenig bekannte Hersteller haben kleine Kernkraftwerke im Programm.
In sehr vielen der Konsortien arbeiten West und Ost, Nord und Süd zusammen. Ihnen allen geht es darum, eine möglichst breit akzeptierbare, wirtschaftliche Form der Kernkraftnutzung zu finden.
Sie argumentieren, dass seit gut 60 Jahren schon kleine Kernkraftwerke beispielsweise U-Boote und Flugzeugträger antreiben, die die Weltmeere befahren. Ähnlich sicher, wenn nicht noch sicherer sei ihr Betrieb an Land.
Industrie sieht kleine AKWs als ideal für entlegene Gebiete
Mit den vielen Möglichkeiten, die SMR zu kühlen – neben Wasser, Luft und Gas auch Salz und Metalle mit niedrigen Siedepunkten – eigneten sich die kleinen Reaktoren auch als ideale Stromquelle in einsamen, nur schwer zugänglichen Gebieten. Das ist einer der Gründe, warum Stiftungen wie die Bill Gates Foundation jetzt begonnen haben, die Entwicklung serienreifer SMR zu fördern.
Die US-Regierung unterstützt zudem innerhalb der nächsten fünf Jahre mit 452 Mio. $ (ca. 400 Mio. €) einen Prozess, nach dem zwei SMR-Modelle bis 2022 eine Standardzulassung bekommen sollen. Damit würden sie die Hürde der Zertifizierung durch die amerikanische Nuclear Regulatory Commission überspringen, der als sehr streng geltenden US-Atombehörde. Die Kraftwerksbauer haben sich verpflichtet, bei den Fördermitteln für die Zulassung mindestens mit der amerikanischen Regierung gleichzuziehen.
Erst vergangene Woche unterzeichneten das U.S. Department of Energy (DOE) und mPower, eine Tochter von Babcock & Wilcox (B&W), einen Vertrag, um die SMR-Technik von mPower weiterzuentwickeln. Jetzt können in einer ersten Phase 79 Mio. $ Fördergelder des DOE fließen. Ziel von B&W, so dessen CEO E. James Ferland, ist es, die weltweit erste kommerzielle Fabrik für SMR in den USA zu errichten.
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