Katastrophenhilfe 15.04.2011, 19:52 Uhr

Kollektives Messen im Katastrophenfall

In Japan ist nach der Havarie des Kernkraftkomplexes von Fukushima Daiichi die Sorge vor Verstrahlung groß. Neben den offiziellen Messwerten gibt es inzwischen eine Reihe von Initiativen, die über das Internet Messwerte von Privatpersonen zur Verfügung stellen, um ein besseres Bild von der Lage zu gewinnen.

Außerhalb der Evakuierungszone in Fukushima/Japan wurden sogenannte Hotspots mit stark erhöhten Strahlenwerten gefunden. Daher ist das Interesse an einer möglichst flächendeckenden, hochauflösenden Datenerfassung hoch. Für Tokio gibt es diverse private Messstationen, die per Video oder aktualisierter Grafik ihre Werte veröffentlichen.

Dahinter steht die Befürchtung, dass die japanische Regierung kritische Messwerte unter Umständen unterdrücken könnte – aber auch die Unzufriedenheit über die gegenwärtige Informationslage. So schreiben die Macher des Projekts Geigercrowd.net: „Websites, die aktuelle Messwerte zeigen sollten, sind entweder temporär nicht verfügbar oder zeigen keine validen Werte.“

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Das Projekt will daher die weißen Flecken auf der Strahlenkarte beseitigen. Ziel ist es, eine Strahlenkarte zu liefern, wie sie das Radioaktivitätsmessnetz des deutschen Bundesamts für Strahlenschutz liefert, das allerdings auf 1800 Messsonden zurückgreifen kann.

Flächendeckend kartiert allerdings noch kein Projekt. Die bislang am weitesten fortgeschrittene Karte der Website rdtn.org zeigt immerhin für einzelne Gegenden die aktuellen Messwerte an – setzt sie jedoch nicht in einer Farbkarte um. Aufgesetzt wurde rdtn.org von Entwickler Marcelino Alvarez mit seinen Kollegen vom amerikanischen Softwareunternehmen Uncorked Studios innerhalb von nur 72 h. Aktuell zeigt sie Daten von staatlichen Behörden, zivilgesellschaftlichen Initiativen und privaten Wissenschaftlern und wird mittlerweile auch vom japanischen Forschungsministerium unterstützt, das Daten zur Verfügung stellt. Die unterschiedlichen Quellen werden auf der Karte unterschiedlich farbig markiert.

Seit dem Start wurden weitere Initiativen gestartet. Unter anderem ruft Alvarez über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter nun zu Spenden auf, um 600 weitere Geigerzähler in betroffene Gegenden bringen zu können. Das Projekt Radiocial versucht die Stärken der sozialen Netzwerke zu nutzen, um weltweit die Sensibilität für Strahlengefahren zu erhöhen. Auf einer „global radiation awareness map“ lassen sich die Werte vieler privater Messstationen abrufen, auch aus Deutschland.

Alle alternativen Messprojekte setzen auf Crowdsourcing nach dem Wikipedia-Prinzip: Viele Menschen stellen ihre Informationen für weitere Analysen zur Verfügung. Zahlreiche Wissenschaftler haben inzwischen auf private Initiative Geigerzähler angeschafft, um Messwerte in den verschiedensten Regionen zu erheben.

Die Daten von rdtn.org werden außerdem über die Open-Data-Plattform Pachube zur Verfügung gestellt. Sie katalogisiert Messwerte von Geräten, Häusern und Umweltmessstationen wie Wetterstationen, die Unternehmen, Organisationen und Bürger aus aller Welt zur Verfügung stellen.

Pachube versucht auf diese Weise das „Internet der Dinge“ weiterzuentwickeln, indem es die Messdaten für weitere Dienste in verschiedenen Datenformaten zur Verfügung stellt. Ähnliche Initiativen gibt es auch von IBM und HP.

Inzwischen gibt es fast 400 Datenfeeds auf Pachube, die ständig aktualisierte Strahlenmesswerte anzeigen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Mithilfe dieser Daten können nun für viele Standorte auch der historische Verlauf und nicht nur der jeweils aktuelle Wert ausgewertet und gezeigt werden. Mehrere Anwendungen wurden bereits von Programmierern aus aller Welt entwickelt, die auf die Pachube-Daten zugreifen.

Die meisten Projekte verwenden wie rdtn.org Google Maps, das standardmäßig die Orte der Messgeräte anzeigen kann. Eine Ausnahme ist hier eine 3-D-Umsetzung für Google Earth, die mit magentafarbenen Säulen die Höhe der Messwerte anzeigt.

Vielleicht weil die Entwicklung der Kernkraft unter militärischem Vorzeichen begann und weil sie sowohl für militärische wie zivile Zwecke eingesetzt werden kann, werden auch im zivilen Bereich bis heute viele Daten geheim gehalten. Dazu gehören auch Informationen, wie sie zur Entwicklung eigener Messgeräte notwendig wären. Schon lange gibt es daher Initiativen, die nach Alternativen suchen. In Koblenz beispielsweise entwickelten Umweltaktivisten in der Auseinandersetzung um das Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich ein eigenes Messgerät, um die offiziellen Daten zu überprüfen. Nachdem das Kraftwerk stillgelegt werden musste, wurde das Gerät in die Nähe der Bahnstrecke aufgestellt, um Castor-Transporten auf die Schliche zu kommen.

Die Zusammenführung vieler solcher Daten via Internet strebt eine bislang ungekannte Transparenz an, die Regierungen wie Betreiber selbst zu mehr Offenheit im Umgang mit den Daten zwingen könnte. CHR. SCHULZKI-HADDOUTI

Ein Beitrag von:

  • Christiane Schulzki-Haddouti

    Freie Journalistin und Buchautorin in Bonn. Scherpunktthemen: Bürgerrechte, Informationsfreiheit, Datenschutz und Medienethik.

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