Li-Tec-Gründer: Deutschland verliert bei Zellfertigung für Elektroautos den Anschluss
Der Batterieexperte Andreas Gutsch vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) warnt eindringlich vor der Abwanderung der Zellfertigung für Lithium-Ionen-Akkus von Elektroautos aus Deutschland nach Asien.
„Es tut weh, das anzusehen“, sagte der einstige Li-Tec-Gründer den VDI nachrichten mit Blick auf das bevorstehende Aus des letzten verbliebenen deutschen Zellherstellers Li-Tec im sächsischen Kamenz.
Bei der 2006 ambitioniert gestarteten Firma, inzwischen eine 100-prozentige Daimler-Tochter, will der Autobauer Ende diesen Jahres den Betrieb einstellen. Hauptgrund dafür ist der Preisverfall für Stromspeicher angesichts massiver Überproduktion von Lithium-Ionen-Zellen für den europäischen Markt, in erster Linie eine Folge der unter den Erwartungen zurückbleibenden Nachfrage nach Elektro- und Hybridfahrzeugen.
Produktions-Know-how geht verloren
Damit gehe eine unwiederbringliche Abwanderung deutscher Batterie-Entwickler und des Produktions-Know-hows nach Asien einher, warnte Gutsch im Gespräch mit der Wochenzeitung. Der Forscher hatte als Leiter einer Evonik-Forschungstochter die Li-Tec Battery GmbH in Sachsen selbst gegründet. Heute koordiniert er im KIT-Projekt „Competence E“ die Forschungsanstrengungen rund um die Elektromobilität.
Gutsch glaubt nicht mehr daran, dass sich in den nächsten Jahren eine Zellfertigung in Deutschland, dem selbst ernannten „Leitanbieter“ für Elektromobilität, aufbauen lässt. „Die Lastenhefte für die Modelle, die 2020 auf den Markt kommen, werden dieser Tage geschrieben“, warnte der Experte. Ohne eigene Fertigung überlasse Deutschland den Batteriemarkt somit kampflos den marktbeherrschenden Top 3 der Branche, Samsung SDI, Sanyo-Panasonic und LG Chem.
Gutsch sieht darin eine gefährliche „Abhängigkeit von asiatischem Know-how“. Hinzu kommt die sechs Milliarden US-Dollar teure Großfabrik von Elektroautopionier Tesla in den USA, die 2017 die Produktion aufnehmen will.
Rückkehr der Zellproduktion wird dauern
Mit einer Rückkehr der Zellproduktion nach Europa rechnet Gutsch in absehbarer Zeit nicht: „Erst wenn die Kosten von Logistik, Management und gebundenem Kapital zu hoch werden, wird eine world-scale Lithium-Ionen Fertigung in der EU gebaut“, so seine Prognose. Ob das in Deutschland geschehe, oder ob das erforderliche Investment von ein bis zwei Milliarden Euro in strukturschwache Förderregionen Ost- oder Südeuropas fließen werde, sei noch nicht klar.
Die Batterie gilt als Schlüsselkomponente der E-Mobilität. Auf sie entfällt bis zu ein Drittel der Wertschöpfung eines Elektroautos.
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