Lindner mahnt: Deutschland kann sich Fracking-Verzicht nicht leisten
Bundesfinanzminister Christian Lindner wagt einen neuen Vorstoß beim Thema Fracking. Er befürwortet eine rasche Aufhebung des Verbots, damit Deutschland unabhängiger von teuren Gasimporten wird. Die Antwort der Grünen und der SPD lässt nicht lange auf sich warten. Sie sind weiterhin strikt gegen Fracking in Deutschland.
Fracking ist mit einigen Risiken für die Umwelt behaftet, allerdings ist die Not derzeit groß und wir benötigen dringend bezahlbare Energie. Es droht eine Deindustrialisierung Deutschlands mit massig neuen Arbeitslosen, zumal die Bevölkerung wegen der hohen Energiepreise sowieso bereits arg gebeutelt ist. Finanzminister Christian Lindner wagt daher aktuell einen neuen Vorstoß bei der umstrittenen Fördermethode Fracking. Die Antworten der SPD und der Grünen kommen prompt. Sie lehnen Diskussionen zu diesem Thema weiterhin strikt ab.
Förderung möglich ohne Trinkwassergefährdung?
Fracking aus unkonventionellen Lagerstätten ist eine Möglichkeit für Deutschland, eigenes Erdgas zu fördern und seine Abhängigkeit von anderen zu senken. In den tiefen Schieferschichten Niedersachsens, aber auch im Oberrheingraben in Süddeutschland lagert genügend Erdgas, um unser Land durch vielleicht schwierige Jahre zu bekommen. Russland fällt auf unbestimmte Zeit als Gaslieferant aus. Andere Länder können zwar einspringen, noch mangelt es aber an der nötigen Infrastruktur, um beispielsweise genügend LNG-Gas über die Weltmeere zu schippern. Zumal es sich dabei häufig auch um Fracking-Gas handelt.
Wie in Frankreich, Dänemark oder den Niederlanden ist auch in Deutschland das sogenannte Hydraulic-Fracking verboten. Unter der Kurzzeit-Premierministerin Liz Truss sollte das Fracking-Moratorium in Großbritannien aufgelöst werden. Ihr Nachfolger Rishi Sunak machte den entsprechenden Beschluss wieder rückgängig. Auch auf Drängen der Wirtschaft holt Bundesfinanzminister Lindner das Thema in Deutschland wieder auf die Bildfläche. Den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagte er: „Wir haben in Deutschland erhebliche Gasvorkommen, die gewonnen werden können, ohne das Trinkwasser zu gefährden“.
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„Nicht verantwortbar, aus ideologischen Festlegungen auf Fracking zu verzichten“
Die Gefährdung des Trinkwassers ist das eine, die Gefahr von Erdbeben das andere. Vom enormen Wasserverbrauch beim Fracking ganz zu schweigen. Dennoch kam eine unabhängige Expertenkommission bereits 2021 zu dem Ergebnis, dass Fracking in Deutschlang mit einem geringen Restrisiko möglich sei. Die Technik und Methoden haben sich weiterentwickelt. Die Förderung sei „auch unter ökologischen Voraussetzungen verantwortbar“, erklärte Lindner demnach. „Es wäre eher nicht verantwortbar, aus ideologischen Festlegungen auf Fracking zu verzichten.“
Unterstützung bekommt Lindner von der Industrie, von Teilen der CDU und der AFD. Die GRÜNEN und die SPD sind nach wie vor dagegen, das Thema Fracking auf Wiedervorlage zu legen und darüber zu entscheiden, das Verbot aufzuheben.
„Fracking steht für eine Vielzahl von Bohrlöchern und Folgerisiken“
„Wer heute nationales Fracking fordert, ruft zu teuren Fehlinvestitionen mit gravierenden Nutzungskonkurrenzen auf“, kritisierte die SPD-Energiepolitikerin Nina Scheer am Montag im „Handelsblatt“ den Vorschlag des Bundesfinanzministers Christian Lindner (FDP) vom Wochenende, auch in Deutschland zügig in Fracking einzusteigen. „Fracking steht für eine Vielzahl von Bohrlöchern und Folgerisiken für Trinkwasser, Erdbebengefahren und Klimafolgeschäden und ist deswegen abzulehnen“, warnte Scheer.
Ebenfalls dem Handelsblatt sagte der Grünen-Wirtschaftspolitiker Dieter Janecek: „Die Fracking-Vorkommen in Deutschland zur Anwendung zu bringen, würde Jahre in Anspruch nehmen.“ In der aktuellen Energiekrise nutzen sie Deutschland nichts „und mittelfristig wollen wir ohnehin auf grünen Wasserstoff“ umsteigen.
Fracking eine beherrschbare Technologie
Das sieht der langjährige Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Professor Dr. Hans Joachim Kümpel anders. Im Podcast „bto – beyond the obvious 2.0 – featured by Handelsblatt“ bekräftigte er, dass Fracking in Deutschland aus technischer Sicht innerhalb eines halben Jahres möglich sei. Zumindest wenn man sich Hilfe aus dem Ausland holt, zum Beispiel aus den USA. Generell hält er zudem Fracking für eine beherrschbare Technologie, die einen signifikanten Beitrag unserer Energieversorgung leisten kann.
Tief unter Deutschland lagern rund viele Millionen bis Milliarden Kubikmeter Schiefergas. Nicht alles davon kann gefördert werden, es sollen jedoch rund 800 Milliarden Kubikmeter sein, so die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Derzeit benötigt Deutschland rund 80 Milliarden Tonnen Erdgas pro Jahr, dieser Anteil wird durch den Ausbau der erneuerbaren Energien von Jahr zu Jahr sinken. Würde man 20 Prozent des Energiebedarfs durch Schiefergas decken, wäre man nur noch zu 75 Prozent von Importen abhängig anstatt zu etwa 95 Prozent wie bislang. (mit dpa)
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