MAN baut die Batterien für seine E-Trucks und E-Busse künftig selbst
In der neuen Fertigungshalle in Nürnberg baut MAN ab sofort Batterien für elektrische Busse und Lkw in Großserien.

Bislang hat MAN in Nürnberg bereits Batterien in Kleinserien gebaut, mit der neuen Fertigungshalle sind Großserien möglich.
Foto: MAN Truck & Bus SE
Der Nutzfahrzeughersteller MAN baut seine Kompetenzen im Bereich Elektromobilität weiter aus. In Nürnberg ist eine neue Fertigungshalle entstanden, in der ab sofort Batterien für elektrische Lkw und Busse hergestellt werden sollen. Das Projekt ist Teil einer umfassenden Strategie, mit der MAN die Transformation hin zu klimafreundlichen Antrieben vorantreibt.
Inhaltsverzeichnis
Großer Schritt Richtung Eigenfertigung
Die neue Produktionsstätte für Hochvolt-Batterien wurde innerhalb eines Jahres errichtet. Am 11. April 2025 wird sie offiziell eingeweiht. Bereits im Dezember 2024 feierte MAN das Richtfest der Halle. Rund 100 Mio. € investierte das Unternehmen in den Aufbau. Die Fertigung soll jährlich bis zu 50.000 Batterien hervorbringen, mit der Option, die Kapazität bis 2030 auf 100.000 Einheiten zu verdoppeln.
Auf 17.000 Quadratmetern wird in über 50 Montagezellen gearbeitet – teils manuell, teils automatisiert. Entstehen sollen dort Batterien, die MAN in seine vollelektrischen Lkw und Busse einbaut. Die Anlage ist ein wichtiger Meilenstein in der Elektrifizierungsstrategie des Unternehmens.
Forschung und Entwicklung im Fokus
Die neue Halle in Nürnberg ist nicht nur Produktionsstandort. Sie dient auch der Weiterentwicklung der Batterietechnologie. Unterstützt wird MAN dabei vom Freistaat Bayern, der knapp 30 Mio. € für Forschungsprojekte zur Verfügung stellt. In Kooperation mit der Technischen Universität München will MAN unter anderem das Laserschweißen verfeinern. Diese Technik ermöglicht es, Batteriezellen besonders präzise miteinander zu verbinden.
Ingo Essel, Standortleiter in Nürnberg, erklärt: „Wir verfügen hier über langjährige Erfahrung in der Motorenproduktion. Diese Kompetenzen nutzen wir nun, um ein Kompetenzzentrum für alternative Antriebstechnologien aufzubauen.“
Elektrische Lkw von MAN bereits europaweit unterwegs
Schon jetzt sind elektrische Lkw von MAN europaweit unterwegs. Seit Anfang 2025 fahren über 150 E-Trucks bei Logistikunternehmen wie DB Schenker, Dachser oder Duvenbeck. Insgesamt haben die Fahrzeuge bereits rund 1 Mio. km zurückgelegt. Der Verbrauch liegt bei durchschnittlich etwa 106 kWh pro 100 km – trotz winterlicher Bedingungen.
Bei ausschließlicher Nutzung von Strom aus erneuerbaren Quellen konnten die E-Trucks bereits mehr als 800 t CO2 einsparen. In einem Fahrzeugleben von rund 1,2 Mio. km ergibt sich ein Einsparpotenzial von über 120.000 t Treibhausgasen.
Die Fahrzeuge stammen aus einer Vorserie von 200 E-Lkw, mit denen MAN und seine Kundschaft erste Erfahrungen sammeln. Dr. Frederik Zohm, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei MAN, sagt dazu: „Wir sehen, dass sich unser Konzept aus hoher Batteriemodularität und gleichzeitig langer Reichweite sehr bewährt.“
Elektrische Lkw im Einsatzalltag
Die vollelektrischen Lkw absolvieren täglich Strecken von 400 km bis 600 km. Ein Fahrzeug legte sogar 800 km pro Tag zurück – dank Zwischenladen. Der Energieverbrauch bleibt dabei stabil und zeigt die Effizienz des Systems.
Auch William Kratsch von DB Schenker zieht ein positives Fazit: „Das Fahrzeug läuft reibungslos und zeigt einen geringeren Verbrauch als andere Modelle auf vergleichbaren Strecken.“
Dekarbonisierung der eigenen Lieferketten
MAN will nicht nur Fahrzeuge liefern, sondern auch die eigene Logistik nachhaltiger gestalten. Im sogenannten Inbound-Netzwerk fahren die Lkw jährlich bis zu 165 Mio. km. In Zukunft sollen diese Strecken zunehmend von batterieelektrischen Fahrzeugen übernommen werden. Eine entsprechende Ausschreibung für knapp 40 Routen wurde bereits gestartet.
Michael Kobriger, im Vorstand zuständig für Produktion und Logistik, betont: „Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, wie E-Mobilität in der Logistik funktionieren kann.“
Ladeinfrastruktur als Schlüsselfaktor
Parallel zum Ausbau der Fahrzeugflotte wird auch die Ladeinfrastruktur erweitert. Im Werk München wurde sie gezielt ausgebaut. In Karlsfeld entstehen vier neue Ladestationen mit je 400 kW Ladeleistung – auch für große Gespanne geeignet. Weitere Standorte in Dachau, Nürnberg und Salzgitter wurden ebenfalls ausgestattet.
MAN arbeitet hier mit Eon zusammen. Gemeinsam sollen rund 170 Standorte in Europa entstehen, mit etwa 400 Ladepunkten. Auch Fahrzeuge anderer Hersteller können dort laden. In Deutschland allein sind 125 Standorte geplant.
Beratung für Unternehmen
MAN unterstützt seine Kundschaft beim Umstieg auf Elektromobilität. Das „eMobility Consulting“ umfasst individuelle Analysen zur Fahrzeugnutzung und Infrastruktur. Ergänzt wird das Angebot durch digitale Services, Finanzierungslösungen und spezielle Wartungsverträge.
Mit Tools wie dem „eReadyCheck“ prüfen Unternehmen, ob ihre Lieferstrecken elektrisch fahrbar sind. Der Ladeservice „Charge & Go“ ermöglicht einfaches Laden und Abrechnen über Grenzen hinweg.
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