Mit Wasser gefüllte Fundamente für Offshore-Anlagen stehen auf dem Meeresgrund
Die Fundamente, auf denen die Windräder im künftigen Windpark vor der Normandie stehen, haben es in sich: Sie sind gefüllt mit Wasser und stehen einfach auf dem Meeresgrund. Erfinder dieser Technik ist die norwegische Firma Seatower. Sie verspricht deutlich schnellere und günstigere Montage von Windkraftanlagen auf hoher See.
Das Prinzip kennt man von der heimischen Terrasse: Der Ständer für den Sonnenschirm wird an der gewünschten Stelle platziert, mit Wasser oder Sand gefüllt und hält wegen seines tiefen Schwerpunktes die Position – auch bei stärkerem Wind. So einfach funktioniert auch das Fundament des norwegischen Unternehmens Seatower, das Anfang kommenden Jahres erstmals eingesetzt wird. Ein französisches Konsortium will die Technik im neuen Windpark Fécamp vor Le Havre nutzen.
Das Fundament der neuartigen Türme besteht aus Beton und Stahl. Weil es hohl ist, kann es von Schleppern an den gewünschten Standort gebracht und muss nicht von großen Schiffen und gewaltigen Kranen bewegt werden. Erst am Ziel wird das Fundament mit Sand und Wasser gefüllt und so versenkt.
Die Technik soll deshalb nicht nur viel billiger sein, sondern auch schneller aufzubauen. „Unsere Technologie wird die Errichtung von Offshore-Windparks erleichtern und beschleunigen und dies zu einer Zeit, da Kostenreduktionen und Verringerung von Risiken erforderlich sind, um auch an schwierigeren Orten Windparks errichten zu können“, verspricht Patter Kral, CEO von Seatower. Für die bisher genutzten Fundamente, die im Meeresboden verankert werden müssen, brauchte man mehrere Tage ruhiges Wetter. Deshalb ist die Installation gerade in der rauen Nordsee oft heikel.
Zudem erzeugt das Einrammen der Fundamente konventioneller Anlagen in den Meeresboden einen enormen Lärm unter Wasser, der vor allem die Tierwelt schädigt.
Meeresboden muss tragfähig sein
Nach Angaben des Herstellers schont die neue Technik auch die Natur. Der Meeresboden und die Tierwelt würden weitaus weniger belastet als bisher, denn bei den meisten Anlagen werden Stahlpfeiler in den Boden gerammt. Ob sich die Entwicklung von Seatower durchsetzt, bleibt allerdings abzuwarten. Denn sie setzt eine besonders gute Tragfähigkeit des Meeresbodens voraus, die nicht überall gegeben ist. Außerdem muss der Boden vor dem Versenken entsprechend vorbereitet werden, damit es keine bösen Überraschungen etwa durch Absacken und Kippen der Konstruktion gibt.
Es existieren bereits ähnliche Fundamente anderer Hersteller, die beispielsweise in Dänemark eingesetzt werden, die aber mit teuren und wetterempfindlichen Schwimmkranen bewegt werden müssen. Als Nachteil dieser Technik gilt, dass die Betonhüllen in tiefem Wasser enorm groß dimensioniert sein müssen. Eine Alternative dazu sind schwimmende Fundamente, die auch mit Schleppern zum Standort gezogen werden können, dann aber nicht versenkt, sondern mit Stahlseilen im Boden verankert werden. Relativ kostengünstig sind auch so genannte Bucket-Fundamente: Offene Stahlkonstruktionen, die mittels Unterdruck in den Boden eingesaugt werden.
Günstige Serienfertigung der Fundamente aus Beton und Stahl
Seatower setzt indes vor allem auf das Kostenargument. Nur Beton und Stahl in Standardqualität seien notwendig, und die Fundamente könnten automatisiert und damit in großer Stückzahl hergestellt werden. Zudem werden die Betonfüße in der Nähe des Einsatzortes produziert. So stellt der französische Baukonzern Eiffage die Fundamente für den Windpark Fécamp vor der Normandie in Le Havre her.
Anfang 2015 werden Schlepper die Fundamente 13 Kilometer weit ins Meer ziehen. Während der Absenkung und Flutung der Fundamente in mehr als 30 Metern Wassertiefe werden die Windgeschwindigkeiten und andere Messdaten erhoben, um Daten für die Optimierung der Bautechnik zu gewinnen.
Die drei Unternehmen EDF Energies Nouvelles, Dong Energy und der Bremer Projektentwickler wpd bauen gemeinsam den neuen Windpark vor der Küste der Normandie. Er soll mit 83 Turbinen mit jeweils 6 MW eine Kapazität von 500 MW erreichen. Die Turbinen liefert der französische Alstom-Konzern.
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