Flüssigmetall-Technologie 17.04.2024, 07:00 Uhr

Neuer Hochtemperatur-Wärmespeicher könnte Industrie grüner machen

Grüner Strom plus extrem leitfähiges Flüssigmetall: Auf diese Kombination setzt ein Forschungsteam am Karlsruher Institut für Technologie bei der Entwicklung eines neuartigen Wärmespeichers. Er könnte dazu beitragen, die industrielle Produktion zu dekarbonisieren.

Wärmespeichertechnologie

Aufgeheiztes Flüssigmetall gibt sehr hohe Temperaturen an Keramikkügelchen ab: ein Wärmespeicher-Labormodell des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT).

Foto: KALLA (KIT)

Schmelzen, brennen, trocknen: In vielen Industriebranchen werden rund um die Uhr extrem hohe Temperaturen benötigt. 400 Terawatt Wärme fließen in Deutschland jährlich in die industrielle Produktion – etwa ein Fünftel des gesamten Energieverbrauchs. Das größte Problem dabei: Der Löwenanteil von 90 Prozent stammt noch immer aus klimaschädlichen fossilen Quellen. Das muss sich ändern – aber wie? Schließlich braucht die Industrie stabile Rahmenbedingungen für die Produktion, die das wetterabhängig schwankende Stromangebot der Erneuerbaren allein nicht bietet.

Rund um den Globus forschen derzeit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an neuen Technologien, damit regenerative Energie künftig in ressourcenintensiven Branchen wie der Stahl- oder Zementindustrie besser eingesetzt werden kann. Im Mittelpunkt stehen dabei Hochtemperatur-Wärmespeicher. Für die Nutzung wird Strom zuerst in Wärme umgewandelt und diese gespeichert, damit sie flexibel für die Herstellung bereit steht – bevorzugt mit Temperaturen, die so nah wie möglich an denen der Produktionsprozesse sind. Bei den meisten gilt: je höher, desto besser.

Suche nach geeigneten Materialien für Wärmespeicher

Geforscht wird daher vor allem an Materialien, die möglichst hohe Temperaturen transportieren und speichern können. Flüssigsalze schaffen rund 550 Grad Celsius, Gase können auf bis zu 700 Grad aufgeheizt werden, um ihre Hitze dann beispielsweise an Schlacke oder Stahl zu übertragen. „Das heiße Gas gibt die Wärme jedoch nicht besonders effizient an das Speichermaterial ab“, erklärt Klarissa Niedermeier vom Institut für Thermische Energietechnik und Sicherheit am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

Deshalb arbeitet die Ingenieurin mit ihrem Team am KIT an einer neuartigen Lösung für den Hochtemperaturbereich: einem Wärmespeicher auf Basis einer Flüssigmetallmischung, genauer: Blei-Bismut. Dessen Wärmeleitfähigkeit sei bis zu 100-mal höher als die anderer Materialien, die für Wärmespeicher genutzt würden, sagt Klarissa Niedermeier.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
VTG GmbH Ingenieurbüro-Firmenlogo
Projektleitung Kanalbau / Wasserwirtschaft (m/w/d) VTG GmbH Ingenieurbüro
Haar bei München Zum Job 
Freie Universität Berlin-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) Technischer Betrieb als Referatsleitung für Betriebstechnik u. bauliche Unterhaltung Freie Universität Berlin
Berlin-Wilmersdorf Zum Job 
FUNKE Wärmeaustauscher Apparatebau GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) FUNKE Wärmeaustauscher Apparatebau GmbH
Gronau (Leine) Zum Job 
Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen-Firmenlogo
Ingenieur / Naturwissenschaftler (m/w/d) für den Einsatz im Arbeitsschutz / Umweltschutz / Verbraucherschutz (Bachelor of Science / Bachelor of Engineering / Diplom / FH) Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen
Braunschweig Zum Job 
Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen-Firmenlogo
Ingenieur / Naturwissenschaftler (m/w/d) für den Einsatz im Arbeitsschutz / Umweltschutz / Verbraucherschutz (Master, Diplom Uni) Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen
verschiedene Standorte Zum Job 
Thyssengas GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Projektleiter Leitungsbau (m/w/d) Thyssengas GmbH
Dortmund Zum Job 
Iqony Solutions GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Prozesssimulation/Verfahrenstechnik Iqony Solutions GmbH
Iqony Solutions GmbH-Firmenlogo
Key-Account-Manager:in (m/w/d) Iqony Solutions GmbH
ILF CONSULTING ENGINEERS GERMANY GMBH-Firmenlogo
Lead Ingenieur für Thermische Systeme (m/w/d) ILF CONSULTING ENGINEERS GERMANY GMBH
München Zum Job 
Birkenstock Productions Sachsen GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur für Versorgungstechnik (TGA) (m/w/d) Birkenstock Productions Sachsen GmbH
Görlitz Zum Job 
Berliner Stadtreinigung (BSR)-Firmenlogo
Mitarbeiter:in (w/m/d) strategisches Stoffstrom- und Anlagenmanagement Berliner Stadtreinigung (BSR)
Stadtwerke Essen AG-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker (gn) für Kanal- und Entwässerungsplanung Stadtwerke Essen AG
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Stationsplanung (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Betriebsleiterin / Betriebsleiter (w/m/d) Biogasanlage Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Berlin-Ruhleben Zum Job 
TenneT TSO GmbH-Firmenlogo
Ingenieur als Projektleiter Leitungsbau (m/w/d) TenneT TSO GmbH
Iqony Solutions GmbH-Firmenlogo
Projektleiter:in Energietechnik (m/w/d) - FTE 1 Iqony Solutions GmbH
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Sales Manager (m/w/d) Metering VIVAVIS AG
Ettlingen / Homeoffice Zum Job 
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Sales Manager (m/w/d) im Bereich der Energie- und Wasserversorgung VIVAVIS AG
Vertriebsregion Mitte (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) Zum Job 
BIONORICA SE-Firmenlogo
Projektingenieur Gebäudetechnik / TGA (m/w/d) BIONORICA SE
Neumarkt Zum Job 
VTG GmbH Ingenieurbüro-Firmenlogo
Projektleitung Spezialtiefbau und Rohrvortrieb (m/w/d) VTG GmbH Ingenieurbüro
Haar bei München Zum Job 
VTG GmbH Ingenieurbüro-Firmenlogo
Projektleitung Kanalbau / Wasserwirtschaft (m/w/d) VTG GmbH Ingenieurbüro
Haar bei München Zum Job 
Freie Universität Berlin-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) Technischer Betrieb als Referatsleitung für Betriebstechnik u. bauliche Unterhaltung Freie Universität Berlin
Berlin-Wilmersdorf Zum Job 
FUNKE Wärmeaustauscher Apparatebau GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) FUNKE Wärmeaustauscher Apparatebau GmbH
Gronau (Leine) Zum Job 
Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen-Firmenlogo
Ingenieur / Naturwissenschaftler (m/w/d) für den Einsatz im Arbeitsschutz / Umweltschutz / Verbraucherschutz (Bachelor of Science / Bachelor of Engineering / Diplom / FH) Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen
Braunschweig Zum Job 

Wie der neue Wärmespeicher funktioniert

Im Versuchs-Wärmespeicher der KIT-Forschungsgruppe wird flüssiges Blei-Bismut in einem Kreislauf erhitzt – mit Strom. Die aufgeheizte Metallmischung sickert dann in einem Stahltank zwischen zwei Millimeter kleine Keramikkügelchen hindurch und gibt die Temperatur an sie ab. Wird die gespeicherte Hitze gebraucht, kehrt man den Prozess um: Dann läuft das abgekühlte Flüssigmetall im Kreislauf zwischen den Kügelchen zurück, die ihre Speicherhitze wieder an die Blei-Bismut-Mischung abgeben. Die Keramikkugeln fungieren also als Speichermaterial, das Flüssigmetall als „Transportmittel“.

Die Verfahrenstechnikerin Klarissa Niedermeier forscht seit sechs Jahren an der Technologie. Sie ist überzeugt davon, dass ihr Wärmespeicher mit Flüssigmetall als Wärmeleiter ein riesiges Potenzial habe, energieintensive Industriebranchen „grüner“ zu machen – vorausgesetzt, der eingesetzte Strom stammt aus erneuerbaren Energien.

Flüssigmetall: eine neue Option

Aber warum sind Flüssigmetalle bisher kaum im Gespräch für den Einsatz in Wärmespeichern? Laut Klarissa Niedermeier hat dies vor allem logistische Gründe: Es gebe weltweit nur wenige Kreisläufe, um diese Speichermethoden zu testen. Im Flüssigmetalllabor KALLA des KIT steht Forschenden seit über zwanzig Jahren ein großer Blei-Bismut-Kreislauf zur Verfügung, der ursprünglich für die Kernkraftforschung gebaut wurde. Heute wird er unter anderem für Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien genutzt – auch für den Wärmespeicher mit Flüssigmetall.

Dass ihre Innovation funktioniert, hat das Team um Klarissa Niedermeier gezeigt. Es seien aber noch viele Forschungsfragen offen, so die Ingenieurin. Derzeit optimieren die Forschenden das System, suchen kostengünstigeres Speichermaterial und versuchen, die Energiedichte weiter zu verbessern. Zudem wollen sie Pumpen und Ventile für geschmolzenes Blei-Bismut bei Temperaturen über 500 Grad Celsius testen.

Der KIT-Wärmespeicher auf der Hannover Messe 2024

Auf der Hannover Messe 2024 (22. bis 26. April) wird das Team eine Nachbildung seines Wärmespeichers vorstellen, die etwa halb so groß ist wie der Versuchs-Speicher am KIT. Dieser  ist für die Speicherung von 100 Kilowattstunden Wärme ausgelegt. Die Forschenden haben ihn bisher bei Temperaturen bis 400 Grad Celsius getestet. „Das ist der erste Flüssigmetall-Wärmespeicher dieser Art weltweit mit einer solchen Kapazität“, so Klarissa Niedermeier.

Ein Beitrag von:

  • Maike Petersen

    Maike Petersen

    Nach dem Geschichtsstudium ließ sich Maike Petersen bei der Deutschen Presseagentur dpa in Hamburg zur Mediendokumentarin in Recherche und Lektorat ausbilden und machte später einer Ausbildung zur Redakteurin an der Journalistenschule Axel Springer. Seit vierzehn Jahren arbeitet sie freiberuflich und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen:  Medizin und Energie.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.