Energiequellen in Deutschland 09.07.2019, 14:30 Uhr

Neuer Rekord für Solarenergie im Juni 2019

Solarenergie lieferte im Juni 2019 den meisten Strom – eine neue Renaissance für Photovoltaik? Der deutsche Photovoltaikmarkt wuchs 2018 bereits um 68 %.

Mann mit Warnweste auf Solardach

Foto: panthermedia.net/zstockphotos

Lange Zeit war es verhältnismäßig still um die Solarenergie in Deutschland geworden. Stattdessen bestimmten der Kohleausstieg und Windenergie als Ökostrom-Primus die Nachrichten. Mit dem besonders heißen und sonnigen Juni 2019 hat sich das, so eine Erhebung vom Fraunhofer-Institut, schlagartig geändert.

Die Energiewende ist für Verbraucher teuer, schwingt sich aber zu neuen Rekorden

Die Rekordwerte in der Solarenergie sind für sich betrachtet außergewöhnlich. Generell aber funktioniert der deutsche Ökostrommarkt, zumindest was seine Erträge anbelangt, tadellos. Das erste Halbjahr 2019 markierte für den ökologisch erzeugten Strom einen neuen Rekord, erstmals wurden dank windigem Wetter und ausreichend Sonne 44 % des gesamten Stromverbrauchs abgedeckt – ein Plus von 5 % gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Tatsächlich wird mittlerweile beinahe die Hälfte der Stromerzeugung ohne direkte schädliche CO2-Belastungen errungen.

Eine Untersuchung vom Fraunhofer-Institut, die für das deutsche Unternehmen Solare Energiesysteme ISE durchgeführt wurde, ist für Solar-Fans und -Unternehmen ein Grund zur Freude. Während für gewöhnlich vor allem Windenergie die Ökostromzusammensetzung anführt, avancierten im Juni dieses Jahres Solaranlagen zur neuen Speerspitze. Sie erbrachten 19,2 Prozent der gesamten Nettoleistung, was satten 7,17 Terawattstunden entspricht – zum Vergleich: die Braunkohle kommt auf 18,7 %, Windenergie auf 18 %, der Rest verteilt sich auf die prozentual kleineren Energieträger. Obwohl solche Spitzenwerte in den Sommermonaten erst einmal keine Seltenheit darstellen, gelang es der Solarenergie erstmals vor der Braunkohle zu landen.

Innovationen treiben die Solarenergie weiter voran

Nun, wo die Solarenergie erstmals als ebenbürtig zur Windenergie und Braunkohle wahrgenommen werden darf, möchte man aber nicht nur den heißen und sommerlichen Juni dafür verantwortlich machen. Tatsächlich passiert in der Branche viel, sowohl auf der privaten als auch der gewerblichen beziehungsweise industriellen Seite. Generell sind die Investitionskosten für Solarenergie in den letzten Jahren rückläufig. Öffentliche Ausschreibungen trieben den Wettbewerb voran, wer den Zuschlag erhalten möchte, muss preislich unter der Konkurrenz bleiben – und die gibt es reichlich.

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Deutsche Traditionsunternehmen hat die Begeisterung für Ökostrom zumindest seit der jüngeren Vergangenheit gepackt. Volkswagens radikaler Kurs hin zu Elektromobilität drang auch ins Ausland vor, zudem polieren Unternehmen immer häufiger ihre eigene CO2-Bilanz an Fertigungsstätten auf – beispielsweise über Photovoltaik-Großanlagen, die dann zur Eigenversorgung bei der Produktion verwendet werden. Sie sind für Unternehmen wirtschaftlich vielmals sinnvoll, außerdem können sich Konzerne damit konsequent auf das Einhalten der eigenen CO2-Ziele berufen – ein Marketingeffekt wird nebenher also auch noch mitgenommen.

Für Privatpersonen gibt es mittlerweile ebenfalls innovative Alternativen abseits komplizierter und kostspieliger Verteilersysteme. Mini-Solaranlagen lassen sich direkt an der Steckdose anschließen und sollen direkt nutzbare Solarenergie für den eigenen Haushalt liefern. Zwar befinden sich selbige seit ihrer Einführung zusehends in der Kritik, da sich EEG-Förderungen für solche Minianlagen oft schon zwecks des bürokratischen Aufwands nicht lohnen, während an besonders sonnigen Tagen der erzeugte Strom außerdem nicht effizient verbraucht werden kann, dennoch haben auch sie zweifelsfrei einen Anteil an der Solarenergie in ihrer Ganzheit – und wenn auch nur, weil überschüssiger Strom kostenfrei ins Netz gespeist wird.

Die Entwicklung der Solarenergie geht stetig weiter

Ein Blick über die deutschen Landesgrenzen hinaus zeigt, dass auch außerhalb der Bundesrepublik eifrig an der Solarenergie gefeilt wird. Die Schweizer Eidgenossen haben beispielsweise erst kürzlich einen neuen Wirkungsgradrekord für Solarzellen aufgestellt, in Singapur werden von der deutschen BASF innovative, ultraleichte Strommasten vertrieben und in Griechenland lassen sich Kooperationen zwischen großen Solarunternehmen beobachten. Außerdem ist es noch gar nicht so lange her, dass das weltgrößte Photovoltaikwerk in Abu Dhabi offiziell in Betrieb genommen wurde.

Des Weiteren wird sowohl in Deutschland als auch auf internationalem Boden weiter eifrig an Speichermöglichkeiten gearbeitet. Seit jeher ist das größte Problem, sowohl von Solar- als auch Windenergie, dass in den Spitzenzeiten zu viel Strom produziert wird, der sich dann aber nicht effektiv für die ruhigeren Phasen konservieren lässt. Gerade hier offenbart sich viel Optimierungspotential, sowohl für den einzelnen Verbraucher als auch für die deutsche Gesamtwirtschaft. Aktuell existieren zwar bereits Photovoltaik-Batterien, sie führen im Gesamtsystem aber häufig zu hohen Standby- und Umwandlungsverlusten. Das geht zu Lasten ihrer Rentabilität.

Spätestens dann, wenn hocheffiziente Speichermöglichkeiten marktreif und wirtschaftlich realisierbar sind, wird auch die private Solarenergiebranche einen ganzheitlich neuen Schub erlangen. Zwar gibt es schon heute über Einspeisevergütungen rentable Möglichkeiten, um überschüssigen Strom loszuwerden, an der Gesamtzusammensetzung des deutschen Energiemarktes mit Hinblick auf seinen Verbrauch ändert das aber nichts. Erst wenn Solaranlagen auch im Winter und in der Nacht noch indirekt ihren Dienst leisten, indem zuvor erzeugter, gespeicherter Strom verbraucht werden kann, ist ein neuerlicher Aufbruch hin zur Ökostrommehrheit denkbar. Bis dahin bleibt die Solarbranche, trotz eines besonders sonnigen und ertragreichen Junis, aber hinter ihren Potentialen zurück.

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