Niederlande bauen 600-Megawatt-Windpark auf hoher See
85 Kilometer vor der Küste Groningens entsteht in der niederländischen Nordsee der Windpark Gemini. Siemens ergatterte den Auftrag für 150 Windgeneratoren mit einem Volumen von 1,7 Milliarden Euro. Sie sollen jährlich 2,6 Milliarden Kilowattstunden ins Netz des Stromnetzbetreibers Tennet einspeisen.
Im Juli 2015 stechen Aelus und Belus zu ihren ersten Dienstreisen in See. Die brandneuen Spezialschiffe rammen in einer Wassertiefe von 28 bis 36 Metern die Fundamente für 150 Windgeneratoren in den Meeresboden – Basis des ersten Hochseewindparks der Niederlande. Jedes Schiff schafft vier Fundamente am Tag, so dass die Aktion nach drei Monaten abgeschlossen sein wird.
Neue Flügelform hält selbst kleinen Stürmen stand
Dann rückt Siemens mit einem eigenen Spezialschiff und einem Hubschrauber an, um die Generatoren auf die Fundamente zu setzen. Der Technologiekonzern hat die Mühlen für den Gemini genannten Windpark, der aus zwei benachbarten Hälften besteht, eigens neu konstruiert. Die Flügel bekommen eine neue Form, die sie selbst leichten Stürmen trotzen lässt. Der Trick: Die Spitzen der Rotorblätter biegen sich bei starkem Wind. Erst bei Windstärke zwölf müssen die Generatoren abgeschaltet werden. Andere machen schon bei Windstärke neun oder zehn schlapp.
Außerdem hat Siemens die Flügel um fünf auf 65 Meter verlängert, so dass der Durchmesser der Rotoren 130 Meter beträgt. Dadurch erhöht sich die Leistung der Anlagen von 3,6 auf vier Megawatt.
Einen Vertrag über Lieferung und Wartung der Anlagen für 15 Jahre hat Siemens gerade mit dem Gemini-Konsortium abgeschlossen, dessen Hauptanteilseigner der kanadische Stromversorger Northland Power ist. Siemens ist mit 20 Prozent beteiligt. Das Auftragsvolumen liegt bei 1,7 Milliarden Euro. Die Montagekosten betragen weitere 1,1 Milliarden Euro, die Netzanbindung 550 Millionen Euro. Bereits 2016 sollen die ersten Mühlen Strom liefern. Ein Jahr später sind alle am Netz.
Gemini wird jährlich 2,6 Milliarden Kilowattstunden ins Netz einspeisen
Anders als bei den meisten deutschen Offshore-Windparks wird die elektrische Energie nicht in Form von Gleich-, sondern von Drehstrom an Land geschafft. Eine Umspannstation transformiert den erzeugten 33.000-Volt-Strom auf 220.000 Volt. Durch zwei rund 100 Kilometer lange Kabel fließt er an Land. In Eemshaven wird er auf 360.000 Volt hochtransformiert und ins Netz des Stromnetzbetreibers Tennet eingespeist.
Jährlich wird Gemini, so die Berechnung von Siemens, 2,6 Milliarden Kilowattstunden in das Tennet-Netz einspeisen. Der Netzbetreiber unterhält auch in Deutschland Hochspannungsleitungen und muss noch Windpark in der deutschen Nordsee ans Netz anschließen, ist da allerdings in Verzug. Die Kohlendioxideinsparung beziffert der Betreiber des Parks auf 1,25 Millionen Tonnen pro Jahr. Die CO2-Emissionen, die durch die Produktion der Anlagen im Windpark entstehen, sollen sich innerhalb von gerade einmal drei Monaten amortisiert haben.
Mit dem neuen Park, der später durch einen dritten mit 275 Megawatt ergänzt werden soll, steigt die Offshore-Windleistung der Niederländer von derzeit 245 auf 845 Megawatt. Bis 2023 sollen es 4450 Megawatt werden. Das Projekt Gemini soll eine wichtige Rolle bei der Erreichung der Ziele spielen, die die EU in ihrer Erneuerbare-Energien-Richtlinie verbindlich für die Niederlande vorgegeben hat. Demnach soll der Anteil der Energie aus erneuerbaren Quellen dort bis 2020 auf 14 Prozent steigen.
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