Ökologisch sauber, ökonomisch sinnvoll
Unternehmen sind gut beraten, sich Ökologie-Fachleute ins Haus zu holen. Das rechnet sich nicht nur, es tut auch dem Image gut. VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 2. 10, ws
Wenn Jörn Niewiadomsky mit seinen Mitarbeitern einen Betrieb in Augenschein nimmt, dann tut er das wachen Auges und mit vielen, manchmal allzu banal scheinenden Fragen. Die Gefahr der Betriebsblindheit ist bei dem 37-Jährigen nicht gegeben, denn Niewiadomsky ist ein externer Berater, der Unternehmen finanziell unterstützen und ihnen ökologisch auf die Sprünge helfen will.
Der Geschäftsfeldleiter der Unternehmensberatung Growtth Consulting Europe mit Sitz in Starnberg hat im Sommer vergangenen Jahres die Initiative „Lean and Green“ ins Leben gerufen. „Mit Lean and Green schauen wir uns nicht nur die technischen Lösungen an, die meistens mit Investitionen verbunden sind und dementsprechend erst spät für die Unternehmer attraktiv werden.“
Niewiadomsky verspricht seinen Kunden Einsparungen im Verhältnis von mindestens 2:1 zu seinem Honorar, 60 000 € soll der Kunde im schlechtesten Fall an dem Geschäft verdienen. „Die Unternehmen schauen nicht auf die vermeintlichen Kleinigkeiten im Produktionsprozess, achten nicht darauf, was in der Nachtschicht an überflüssigen Energiequellen im Einsatz ist.“ Ob etwa eine Absauganlage länger als nötig läuft, die Halle über Gebühr beheizt und beleuchtet wird oder ob Dämmung und Müllentsorgung den aktuellen Anforderungen entsprechen.
Um die Quellen des Energieüberschusses auszumachen, durchforsten Lean-and-Green-Fachleute – Ingenieure, Physiker oder ehemalige Betriebsleiter – fünf Tage lang im Rahmen einer „Grünen Woche“ sämtliche Hallen, Korridore und Büros ihres Kunden. „Der Clou ist: Die Verbesserungsvorschläge stammen aus der Industrie und sind für die Industrie.“ Den Beratern aus Starnberg stehen Unternehmen wie Vaillant, Veolia und Carcoustics zur Seite.
Nach Aussprache mit dem Kunden präsentieren die Growtth-Berater „unter dem Banner unserer Partner-Unternehmen“ (Niewiadomsky) ihre Lösungsvorschläge. „Die müssen sich innerhalb eines Jahres amortisieren, Längerfristiges interessiert die Kunden nicht“, weiß Niewiadomsky. Lean and Green liefere mit seinen unmittelbar messbaren Leistungen mehr als nur Strategien.
Der Betriebswirtschaftler mit Ausbildung im internationalen Management sucht für sein Unternehmen Ingenieure aller Schattierungen. Sie müssen komplexe Sachverhalte erkennen und diese auf das „Simple herunterbrechen können“. Vor allem bodenständig müssten sie sein, denn beim Kunden käme das Bild vom glatten und windigen Berater mit teurer Krawatte und protziger Armbanduhr nicht gut an. „Wir suchen keine Titel, sondern Charaktere.“
Schon bevor man die Gebäude der Druckstudio GmbH in Düsseldorf-Reisholz betreten hat, signalisiert die Solaranlage auf dem Dach, dass hier ökologisch gedacht und gehandelt wird. Das Unternehmen wurde für sein Umweltengagement vor einigen Wochen zusammen mit zehn weiteren Unternehmen der Stadt als Ökoprofit-Betrieb ausgezeichnet.
Die Experten für Offset-Druck, die aufwändige Magazine ebenso drucken wie Broschüren und Bücher, ließen ihr Unternehmen nicht allein aus Liebe zur Umwelt auf den neuesten ökologischen Stand bringen, sondern weil sich solches Engagement auch in Zahlen niederschlägt. „Durch die Projektteilnahme konnten wir unseren Energieverbrauch um 25 % zum Vorjahr senken“, verweist Geschäftsführer Werner Drechsler auf den ökonomischen Ertrag. Aber auch der Imagegewinn sei nicht zu unterschätzen. “ Auch in unserer Branche achten die Kunden inzwischen genau darauf, ob unsere Produktion ökologisch sauber arbeitet.“
Druckstudio bekam einen beratenden Ingenieur zugewiesen, der im ständigen Kontakt zum Umweltteam des Unternehmens stand. „Grundsatz war, an allen Stellen Energie und Ressourcen weiter zu vermeiden oder zu verringern, an denen es wirtschaftlich Sinn macht.“
Während das Unternehmen im Dreischicht-Betrieb, also rund um die Uhr, läuft, sind sämtliche Laser-Drucker, Rechner und Lampen, die in der Nachtschicht nicht gebraucht werden, auf „Aus“ geschaltet. Das Einfahrtstor schließt automatisch, um nicht zu viel Raumwärme entweichen zu lassen. Es ist geplant, die Abwärme der Druckmaschinen durch Wärmerückgewinnung zu nutzen.
Man sei verblüfft gewesen, wie viele Einsparmöglichkeiten noch nicht genutzt wurden, sagt Drechsler. Energiesparlampen allein machten es nicht aus. „Es ist die Summe aller Maßnahmen, die zählt.“ ws
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