Ökostrom in Afrika: „Kosten pro Kilowatt sind relativ hoch“
In Afrika sieht Dolf Gielen, Direktor der International Renewable Energy Agency (Irena) in Bonn, viel Potenzial für neue Energien. Doch Kosten und das politische Umfeld begrenzen das Wachstum.
Gielen: Im Allgemeinen sind die Potenziale der erneuerbaren Energien in den Ländern gut, aber sehr unterschiedlich verteilt – wie auch die Kosten. Klar ist, dass die große Wasserkraft unter den erneuerbaren Energien in Afrika die billigste Lösung ist. Nur ist nicht überall ausreichend Wasser vorhanden …
Genug Wasser ist dort ein Problem. In Afrika können bis 2030 jedoch bis zu 150 GW Wasserkraftwerksleitung installiert werden. So gesehen gibt es noch ein sehr signifikantes Ausbaupotenzial. Das gilt für die Demokratische Republik Kongo in Zentralafrika, etwas weniger für Kamerun und Gabun im Westen, mehr dafür im Süden für Angola und Mosambik und im Osten für Äthiopien, wo zurzeit ganz stark gebaut wird. Wind- und Sonnenenergie sind dagegen Optionen in Nordafrika.
Ja, außer an den Küsten Afrikas weisen im ostafrikanischen Rift Valley Äthiopien und Kenia hohe Windenergiepotenziale auf. Seit letztem Jahr erzeugt in Äthiopien Adama I, der größte Windpark der Subsahara, 51 MW elektrischer Leistung.
Wir haben eine Kostenanalyse für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien durchgeführt. Was wir da fanden, ist, dass die Kosten pro Kilowatt bei neuen Technologien in Afrika relativ hoch sind. So liegen sie bei Windenergie onshore im Schnitt bei 2000 $/kW, während es in Europa durchschnittlich 1600 $/kW sind.
Die Märkte sind nicht entwickelt oder für einen Windpark müssen Straße und Stromleitung gebaut werden. Dazu gibt es zu wenige Händler vor Ort. Zölle für Importwaren und hohe Transportkosten fallen an. Diese Faktoren erhöhen die Kosten. Hinzu kommt, dass es relativ wenige hundertprozentig kommerzielle Projekte gibt. Die meisten Projekte schließen einen Entwicklungsfaktor ein und richten sich auf die erhöhte Stromproduktion und lokale Wirtschaftsentwicklung zugleich.
Entwicklungshilfe kann sehr hilfreich sein, aber das hängt davon ab, wie die Gelder angewendet werden. Studien, Kapazitätsaufbau, Vorzeigeprojekte, Risikominderung usw. sind gut. Aber Entwicklungsprojekte, die mit kommerziellen Projekten konkurrieren, und sogenannte „tied aid“-Projekte können problematisch sein, weil sie den Markt schädigen (Anm. d. Red.: Bei „tied aid“-Projekten fließen Gelder für Dienste und Güter in die Geberländer zurück).
Ebenso wichtig ist das politische Umfeld. In der Kostenanalyse zeigt sich hier, dass die Etatkosten infolge von Risiken im Durchschnitt bei 15 % bis 20 % pro Jahr liegen, was deutlich höher ist als in Deutschland. Dies wirkt sich auf kapitalintensive Technologien wie die erneuerbaren Energien aus. Wenn der Stromsektor zudem nicht wirtschaftlich arbeitet und Strom unter Produktionskosten verkauft, gibt es kein Darlehen, und das betreffende Land hängt von multilateralen Finanzierungsorganisationen ab.
Ob erneuerbare Energien so viel teurer sind, muss sich noch zeigen. Solarenergie ist sicher teurer, aber Windenergie und Wasserkraftimporte, was derzeit diskutiert wird, könnten günstiger sein. Das Problem in Südafrika war, dass sie nur die Kohlekosten eingerechnet haben, aber die Kosten für die Reinvestitionen nicht. So kamen sie auf 2 Cent/kWh. Mit den Reinvestitionen sind es rund 7 Cent/kWh.
Für uns ist Afrika sehr wichtig, erstens weil das Potenzial sehr groß ist, zweitens weil viele dezentrale Lösungen gebraucht werden, die eine ganz wichtige Rolle spielen können, und drittens weil die Stromproduktion ausgebaut werden muss. Bis 2030 ist hier eine Verdreifachung von jetzt 150 GW auf 450 GW nötig. JOSEPHINE BOLLINGER-KANNE
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