Offshore-Windparks: Dong legt Projekt Riffgrund II auf Eis
Hinter den Kulissen arbeiten Spitzenvertreter aus Politik, Stromkonzernen und Infrastrukturbetreibern eifrig daran, die Planungszeiten beim Ausbau der Stromnetze deutlich zu verkürzen. So soll wieder Schwung in den Ausbau der Offshore-Windkraft kommen. Da es jedoch an einer klar koordinierten Roadmap mangelt, die Windenergie auf dem Meer zu vertretbaren Kosten und Risiken zu erschließen, rächen sich nun die Versäumnisse der Vergangenheit.
Das staatliche dänische Energieunternehmen Dong hatte kürzlich angekündigt, zum neuen Marktführer bei Offshore-Windparks in Deutschland zu avancieren. Vor der Nordseeinsel Borkum baut das Unternehmen bereits den Windpark Riffgrund I, der rund 1,25 Mrd. € kosten soll. Nun stehen die Zeichen auf Sturm. Denn die Dänen haben ihre Ausbaupläne für den zweiten Bauabschnitt (Riffgrund II) vorerst auf Eis gelegt.
„Der Grund dafür liegt neben der mangelnden finanziellen Kompensation in der zeitlich nicht klaren Netzanbindungszusage“, erläutert Christoph Mertens, Geschäftsführer Dong Renewables Germany GmbH. Nun ziehe das Unternehmen erst einmal ein anderes Investitionsvorhaben in Großbritannien vor. Am deutschen Standort wolle man jedoch weiter festhalten.
Im Fokus der öffentlichen Debatte steht derzeit zweifellos der niederländische Netzbetreiber Tennet. Dessen deutsche Tochter Tennet TSO GmbH nimmt hierzulande eine zentrale Rolle ein, soll doch der Großteil der in der deutschen Nord- und Ostsee geplanten Windparks in sein Netz einspeisen.
Offshore-Windkraft: Tennet braucht zusätzliches Kapital für Netzausbau
Um die hohen Kosten zu stemmen, die mit dem Ausbau von Netz und Leitungen auf der See einhergehen, benötigt Tennet TSO vor allem zusätzliches Kapital. Völlig unklar sei jedoch, wie die grundsätzlichen Finanzierungsprobleme für die Regelzone der deutschen Tennet an Land und auf See kurzfristig lösbar seien, gibt Christoph Mertens zu bedenken.
Als Kapitalgeber im Gespräch sind neben ausländischen Global Playern wie Mitsubishi oder dem US-Unternehmen Anbaric auch institutionelle Infrastruktur- und Energiefonds, um die Roadmap bei der Offshore-Windenergie auf eine neue Planungsgrundlage zu heben.
Tennet-TSO-Chef Lex Hartman bestätigte am Montag den Kontakt zum US-Unternehmen Anbaric, das Investoren bündelt. Bis zu 4 Mrd. € könnten diese für die Anbindung von Windfarmen bereitstellen.
Offshore Windkraft: Ausbauziele sind wohl nicht mehr realisierbar
Bis zum Jahr 2020 will man an der deutschen Küste immerhin rund 10 GW an neuer Windkapazität installieren. Nur ein Bruchteil dessen ist jedoch bislang mit dem Testgebiet Alpha Ventus auf den Weg gebracht. „Wir werden die ehrgeizigen Ausbauziele wohl nicht mehr halten können“, erklärt deshalb Jörg Kuhbier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Offshore-Windenergie.
Um das Vertrauen in Industrie und Bevölkerung zurückzugewinnen, gelte es nun, das von der Bundesregierung auf 1 Mrd. € geschätzte Haftungsvolumen durch zusätzliche im Gesetz verankerte Maßnahmen zur Schadensminimierung auf die Hälfte zu reduzieren.
„Dazu eignen sich verschiedene Maßnahmen zur Risikominimierung, wie verbindliche Realisierungsfahrpläne, Netzanschlussmanagement, temporäre Anschlussvarianten und die Verbindung der Konverterstationen, die gesetzlich verankert werden müssten“, so Kuhbier weiter. Bis zum Jahresende sollen entsprechende Gesetzesvorhaben spruchreif sein.
Stiftung Offshore-Windenergie empfiehlt stärkeres Engagement der KfW
Darüber hinaus empfiehlt die Stiftung Offshore-Windenergie ein stärkeres Engagement der staatlichen Förderbank KfW bei der Finanzierung der nächsten drei bis vier Offshore-Netzanbindungssysteme. Mittel- und langfristig bedürfe es einer leistungsfähigen Organisationsstruktur, um die anstehenden Investitionen an Land und auf See technisch und finanziell sicherzustellen.
Für einige mittelständische Unternehmen, die bereits in die Zukunftstechnologie investiert haben, könnten neue Maßnahmen zum besseren Risikomanagement freilich zu spät kommen. So trat Mitte Oktober der Emdener Hersteller von Fundamenten für die Offshore-Windenergie, die Siag-Nordseewerke, den Gang zum Insolvenzrichter an. Dort stehen jetzt 700 Arbeitsplätze auf dem Spiel.
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