Photovoltaik-Unternehmen setzen auf Mittelmeerraum
Dünnschichtsolarmodule mit einer Nennleistung von bis zu 1 GW soll eine nahe der sizilianischen Hauptstadt Catania eröffnete Solarfabrik jährlich herstellen. Eigner ist 3Sun, ein Joint Venture des japanischen Solarspezialisten Sharp, des italienischen Energiekonzerns Enel Green Power und der Schweizer Halbleiterschmiede STMicroelectronics.
Nicht nur Deutschland, sondern auch Italien hat sich von der Kerntechnik verabschiedet; nun müssen Energiealternativen schneller als gedacht vorangetrieben werden. Kein Wunder, dass der sonnenreichen Mittelmeerraum, in dem noch dazu teilweise häufig Arbeitslosigkeit herrscht, in den Fokus der internationalen Solarindustrie rückt.
Die Eröffnung einer neuen Fabrik für Dünnschichtsolarmodule in Sizilien ist ein Beleg dafür. Sie könnte der von Arbeitslosigkeit gebeutelten Region dauerhaft Arbeitsplätze und Einnahmen bringen. Das Bauvorhaben wurde denn auch mit 49 Mio. € vom interministeriellen italienischen Komitee für ökonomische Planung subventioniert.
Photovoltaik soll Arbeitsplätze in Sizilien schaffen
Beteiligt am Fabrikeigner 3Sun sind die drei Unternehmen Sharp Solar Energy, Enel Green Power und STMicroelectronics zu gleichen Teilen: Für Enel Green Power, den Nachhaltigkeitszweig des italienischen Energieriesen Enel, bedeutet die Beteiligung den direkten Zugriff auf Dünnschichtmodule.
„Wir möchten bis 2020 bis zu 30 GW solare Energieerzeugung in Italien realisieren und außerdem in angrenzende Länder Europas und an der afrikanischen Küste des Mittelmeeres expandieren“, sagte Francesco Starace, Geschäftsführer von Enel Green Power.
Dieser Ausbau soll jedoch nicht nur auf Dünnschichttechnologie fußen. STMicroelectronics bringt seine Fähigkeiten in der Fertigung und Entwicklung elektronischer Bauelemente ein. Die Schweizer sehen in der Solartechnik einen wichtigen neuen Markt.
Sharp steigt auf dem europäischen Photovoltaik-Markt ein
Sharp war nach Daten von Photon International mit 1240 MW weltweit Nummer vier bei Solarzellen und mit 200 MW bei Dünnschichtzellen Nummer zwei. Das Unternehmen verschafft sich durch die Beteiligung an 3Sun ein Standbein auf europäischem Boden, auch mit kurzen Wegen zum erwachenden afrikanischen Markt, der ebenfalls von hier aus bedient werden soll.
Sharp hat außerdem zusammen mit Enel Green Power ein weiteres Joint Venture, ESSE (Enel Green Power und Sharp Solar Energy), gegründet, das bis 2016 Solarkraftwerke mit Zellen aus Catania in einer Größe von mehr als 500 MW errichten soll. Weitere Kraftwerksbauten im europäischen Raum und in Afrika sind geplant. Das Vorhaben dokumentiert das Streben vieler Teilnehmer auf dem Solarmarkt, möglichst alle Stufen der Wertschöpfungskette abzudecken – bis hin zur Stromerzeugung.
Solarenergie soll in Südeuropa Gewinne sprudeln lassen und zum Jobmotor werden
Mit der Entdeckung des südeuropäischen Marktes steht Sharp nicht allein. Ein Beispiel dafür ist der türkische Solardistributor GSR Enerji, der 2011 Module für rund 230 MW absetzen möchte. Nach Berichten des türkischen Business-Portals PatronlarDunyasi.com plant das Unternehmen, noch 2011 Module des spanischen Produzenten Isofoton zur Erzeugung von bis zu 2 MW für einen Umsatz von rund 5 Mio. € nach Griechenland zu verkaufen. Für später denke man auch an die gemeinsame Entwicklung von Kraftwerksprojekten und die gemeinsame Zellproduktion direkt in der Türkei.
In Catania bei 3Sun laufen bereits zwei Produktionslinien für je 80 MW. Gefertigt werden vorläufig zweischichtige (Tandem) Dünnschichtzellen. In einem nächsten Schritt erfolgt noch im laufenden Jahr die Umrüstung auf Zellen mit drei Schichten, die ein breiteres Lichtspektrum in Energie umsetzen können. Anschließend können im selben Gebäude weitere vier Produktionslinien untergebracht werden, bis dessen Maximalkapazität von 480 MW erreicht ist.
Photovoltaik-Werk in Catania (Sizilien) wird 280 Mitarbeiter beschäftigen
„Wir können die Kapazitäten durch ein gleichartiges Gebäude bis auf knapp 1 GW erhöhen“, erklärt 3Sun-Präsident Andrea Cuomo. Die Effizienz der gefertigten Zellen liegt derzeit bei etwas über 10 %. „Hier sehen wir mittelfristig Reserven von 30 % bis 40 %“, meint Sharp-Vorstand Toshishige Hamano. Hinsichtlich der Fertigungskosten sei man im Labor schon bei 50 Cent/kW.
Das Werk in Catania zog das Konsortium innerhalb von nur acht Monaten hoch, was allerdings auch der Tatsache geschuldet ist, dass STMicroelectronics einen Teil der Gebäude in das Joint Venture einbrachte. 280 ständige Mitarbeiter werden dort vorläufig Beschäftigung finden, weitere 500 hatten während der Bauphase hier zu tun. Durch die mögliche Expansion 2012 bis 2014 könnten noch einmal einige Hundert Arbeitsplätze hinzukommen. Das Investitionsvolumen lag bei rund 260 Mio. €, wobei die drei Partner jeweils 70 Mio. € in bar oder Sachwerten einbrachten.
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