Photovoltaikanlage schmückt triste Fassade
Das Bemühen um Energieeinsparung im Gebäudebereich führte unter anderem zur Entwicklung von Photovoltaikfassaden und -dächern. Über die Fassade eines Duisburger Industriebaus informiert in München die Bau?“03. Auch auf den Dächern der dortigen Messehallen prangt eine neue Photovoltaikanlage.
Photovoltaik (PV) ist auf der „Bau “03″ ein besonderes Thema. So informiert Aussteller ThyssenKrupp-Bausysteme, Dinslaken, über ein Mitte Oktober 2002 in Duisburg ans Netz gebrachtes Fassadenkraftwerk, während auf den Dächern der Münchner Messe die weltweit größte Photovoltaik-Aufdachanlage für sich spricht. Ende November letzten Jahres wurde die Münchener Aufdachanlage komplettiert. Die Photovoltaikfassade des Duisburger Industriegebäudes von ThyssenKrupp-Stahl (TKS) bietet eine Nennleistung von 51,06 kW, was – so der Bausystemanbieter – dem Jahresenergiebedarf von sieben bis acht Einfamilienhäusern entspreche. Auf den Dächern der Münchener Messe werde – so die dortigen Stadtwerke – eine Spitzenleistung von rund 2,1 MW erzeugt. Das decke den Stromverbrauch von rund 700 Privathaushalten ab.
Die 24 m hohe Südfassade der Warmbandspaltanlage steht in Duisburg in Sichtweite der Rheinbrücke der Autobahn A 42. In die grüne Stahlblechfassade des Duisburger Industriegebäudes hatte ThyssenKrupp-Bausystme auf einer Fläche von 1400 m2 besonders lichtempfindliche und dünnschichtige Photovoltaik-Elemente integriert. Das Ergebnis: Energieerzeugung und optische Verbesserung. Mit dem hier zur Geltung kommenden Grün seiner neuen Farbkollektion hat Designer Friedrich Ernst von Garnier die Großfassade des Zweckbaus der Uferzone des Niederrheins angepasst.
TKS-Vorstand Dr. Jost A. Massenberg sieht in dem Umweltprojekt ein Beispiel für das Potenzial, das im „Hightech-Werkstoff Stahl“ stecke. Unabhängig vom Wetter und dem Einfallwinkel der Sonne spende die „Thyssen-Solartec“-Fassade trotz ihrer vertikalen und damit unter energetischen Gesichtspunkten nicht optimalen Ausrichtung genau so viel Energie wie herkömmliche PV-Anlagen auf schrägen Dachflächen. Grund dafür sei das von der ThyssenKrupp-Bausysteme angewandte Lizenzverfahren, bei der auf farbige Stahltrapezprofile als Innovation die Photovoltaik-Folie von „Unisolar“ auflaminiert werde.
Die Folie besteht aus drei aufeinander liegenden Solarzellen mit mehreren hauchdünnen Schichten nanokristallinem Silizium. Bereits in der Herstellungsphase werden die einzelnen Zellen miteinander mit Bypass-Dioden verschaltet, um komplette Modulausfälle bei Teilabschattungen bzw. –ausfällen zu vermeiden. „Mit diesem Material lassen sich UV-Strahlen auch aus jenen Spektralbereichen auffangen und nutzen, die bislang für Solartechnik verloren waren“, erläutert TKS-Geschäftsführer Ullrich Finger. Das garantiere eine wesentlich höhere Stromausbeute von bis zu rund 20 %. Die Jahresleistung betrage mindestens 30 MWh.
In Duisburg Beeckerwerth wurden 14 t beidseitig bandverzinktes und kunststoffbeschichtetes Stahlblech mit integrierten Solarzellen verbaut. Quer über die 300 m lange Seitenfront der Halle sind wellenartig 1004 „Solartec“-Module in den klassischen Farben dunkelblau bis violett angeordnet, die sich von den Grün-Tönen des Garnier-Designs abheben. Eintönige, betongraue Fabriken oder Lagerhallen würden so zum Blickfang, freut sich der TKS-Geschäftsführer. Diese Zweckbauten erschlössen darüber hinaus Reserven für die alternative Energiegewinnung.
Der Dinslakener Hersteller gibt für „Thyssen-Solartec“ eine Leistungsgarantie von 20 Jahren auf 80 % der Nennleistung und berät auch bei kleinteiligen Solarvorhaben über entsprechende Förderprogramme von Bund und Ländern. Dünnschichtige PV-Module seien – so Finger – auch von Häuslebauern gefragte Bauelemente, die sich auf vorhandene Unterkonstruktionen aufgeschrauben oder auch an Fassaden anbringen ließen. Die gerade auf dem Markt gekommene Neuentwicklung – ein solares Sandwichblech mit Polyurethan-Füllung – ziele mit zusätzlicher Wärmedämmung auf solche Anwendungen. Außerdem planten Solarhersteller, Schallschutzwände an Autobahnen und Schnellstraßen mit ihren alternativen Stromerzeugungsmodulen auszurüsten.
Seit dem 26. November 2002 speist ein zusätzliches Sonnendach der Messe München Solarstrom in das Netz der Stadtwerke München ein. Das von der Phönix Sonnen Strom AG als Generalunternehmer in nur 40 Arbeitstagen errichtete Solarkraftwerk bildet zusammen mit der bereits 1997 auf den Dächern der Neuen Messe München installierten Schwesteranlage die größte Photovoltaik-Aufdachanlage der Welt.
Bereits 1997 war eine 1-MW-Photovoltaikanlage auf den Dächern der nördlichen Messehallen in Betrieb gegangen. Auf einer Gesamt-Dachfläche von 63000 m2, verteilt auf den südlichen sechs Messehallen, sind nun zusätzlich 7560 Solarmodule der Firma Shell Solar mit einer Spitzenleistung von 1,058 MW montiert. Damit werde – so die Messe München – der Ausstoß von jährlich 2000 t CO2 vermieden, der bei der Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen entstehen würde.
Die Baukosten der Anlage von rund 5,5 Mio.€) werden über ein Bürger-Beteiligungsmodell finanziert, an dem sich interessierte Bürger, die alternative Anlageformen suchen, beteiligen können. Verantwortlich für die Projektfinanzierung zeichnet die Phönix Projekt & Service AG, eine Tochter der Phönix Sonnen Strom AG.
Neben der Landeshauptstadt München haben sich auch die Stadtwerke München, die Messe München, die Shell Solar und der von E.ON-Bayern betreute Solarenergieförderverein Bayern an diesem Projekt beteiligt, das – so die Münchener Messe – mit einer Spitzenleistung von rund 2,1 MW den Stromverbrauch von rund 700 Privathaushalten abdeckt. E. W.
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