Plötzlich sind die Förderschläuche verstopft
VDI nachrichten, Trier, 30. 3. 07, rok – Nicht nur bei der Wärmeerzeugung mit Holzpellets, auch bei Lagerung und Transport des Brennstoffes fallen Staubemissionen an. Während bei der Verfeuerung der Ausstoß denkbar gering bleibt, bedeutet die Staubentwicklung bei der Lagerung von Pellets sogar ein fördertechnisches Problem.
Bei aktuellen Feinstaubdiskussionen geraten nicht zuletzt Holzfeuerungen ins Kreuzfeuer der Kritik. Hinsichtlich moderner Pelletheizungen könne indes Entwarnung gegeben werden, versichert Beate Schmidt, Vorsitzende des Deutschen Energie-Pellet-Verbands (DEPV). Neueste Forschungsergebnisse aus der Schweiz und Österreich bestätigten sowohl niedrige Staubemissionen wie auch geringe Toxizität des hauptsächlich aus löslichen Salzen bestehenden Feinstaubs. Anders sieht es hingegen bei der Lagerung von Pellets aus.
Im Zusammenhang mit der Aufbewahrung des alternativen Brennstoffs gebe es ein ernst zu nehmendes Staubproblem, warnt in Luxemburg der Firmenverbund Omnium Technic. Falsche Verfahren der Lagerung könnten – so Werner Ameling, Professor an der FH Trier und Verfasser einer entsprechenden Studie – zur Staubbildung führen, woraus nicht zuletzt ein Verstopfungsproblem bei der Materialförderung resultiere. Hauptfehler sei eine ungeeignete Geometrie des Lagerraums. In der Studie stellt der Verfasser fest, dass man in einigen Fällen die Gestaltung des Lagerraums nicht korrekt auf das Pellet-Saugsystem abstimmt habe.
Ein Beispiel: Sauglanzen, die sich üblicherweise für hohe und quadratische Lagerräume eignen, arbeiteten uneffektiv, wenn der Lagerboden nicht trichterförmig mit einer Schräge von 40 % bis 45 % geneigt sei. Bei niedrigen, rechteckigen Bunkerräumen, deren Form sich gar einem umgekehrten Pyramidenstumpf annäherten, sei es nicht auszuschließen, dass mit abnehmendem Füllstand die Absaugung der Pellets unterbrochen werde.
Laut Ameling könne es auch beim Einblasen und Absaugen der Pellets in und im Umfeld der Lagerräume stauben. Das führe neben der Luftverunreinigung zur Verstopfung der Sauglanze oder des Förderschlauches. „Die Staubbildung lässt sich durch glatte Wände und Decken verringern,“ rät Ameling, weil dann mit weniger Abrieb beim Befüllen des Bunkers zu rechnen sei. Um den Abrieb weiter zu verringern, empfiehlt der Verfasser der Studie einen möglichst kurzen Füllschlauch, der außerdem gerade verlaufen solle. Sinnvoll sei es demnach, den Anschlussstutzen für den Silowagen zur Straßenseite hin zu verlegen.
Überdies ist es immer wieder zu beobachten, dass im Pellets-Vorratsraum Teppichböden zweckentfremdet werden, und zwar zur Nutzung als „Prallplatten“. Das Material löse sich indes nach etlichen Füllvorgängen in seine Bestandteile auf und blockiere dann – so die Studie – das Pellet-Austragsystem. Entsprechend empfiehlt Ameling die Verwendung von Prallplatten aus widerstandsfähigem Gummi.
Unverzichtbar sei neben dem Befüllstutzen ein Abluftstutzen, damit im Vorratsraum kein Überdruck beim Füllvorgang entstehe, betont der Verfasser der Studie. Bunkerseitig müsse der Abluftstutzen stets frei sein vom zu lagernden Gut, auch beim Erreichen des maximalen Füllstands. Der Abstand zwischen Füll- und Abluftstutzen soll laut Studie mindestens 50 cm betragen und der Füllstutzen mindestens 30 cm weiter in den Raum hineinreichen als der Abluftstutzen. Das verhindere, dass beim Befüllen die Pellets in unerwünschter Weise von der Entlüftung angesaugt würden.
Derweil meldet der DEPV, dass die Preise für Holzpellets in den vergangenen zwei Monaten in Deutschland deutlich gesunken seien und sich wieder auf einem stabilen Niveau einpendelten. „Die Aufstockung der Produktionskapazitäten für Pellets sowie der sinkende Preis für Sägemehl haben dazu geführt, dass der Pelletpreis um über 30 % gesunken ist und sich jetzt je Tonne zwischen 190 € und 210 € bewegt,“ so die DEPV-Vorsitzende. Entsprechend empfiehlt der Verband den Verbrauchern, diese Entwicklung zur Auffüllung ihrer Lager zu nutzen. Der Vorratsbunker müsse aber staubdicht ausgeführt sein, warnt Ameling in diesem Zusammenhang. Übliche Stahltüren, die womöglich über keine Dichtung verfügten, seien denkbar ungeeignet.
Hinsichtlich der Verfeuerung des alternativen Brennstoffs kann hingegen durchgeatmet werden. Rund 70 000 Pelletheizungen, die Ende 2006 in Deutschland installiert waren, emittieren bei der Wärmeerzeugung jährlich nur rund 84 t Feinstaub.
Umgerechnet auf den bundesweiten Ausstoß von rund 184 000 t trügen Pelletheizungen damit weniger als 0,05 % zur deutschen Gesamtfeinstaubbelastung bei, rechnet die DEPV-Vorsitzende vor. Damit sei klar: „Pelletfeuerungsanlagen haben kein Feinstaubproblem.“ Gerne würde man dieses aber der umweltfreundlichen Technik „andichten“.
Tatsächlich hatte ein Beitrag der ARD-Sendung „Plus, Minus“ vom 23. Januar 2007 Pelletfeuerungen in Zusammenhang mit Feinstaubbelastungen gebracht. Beate Schmidt stellte gleich am folgenden Tag fest: „Die Aussagen in der Sendung basieren nicht auf aktuellem Wissenstand“. Man habe pauschale Äußerungen zu Pelletheizungen und Holzheizungen miteinander vermengt. Der DEPV schreibt: „Alle häuslichen Holzheizungen, also Kamin-, Scheidholz- und Pelletfeuerungen zusammen, tragen 15 % bis 20 % zu den gesamten Feinstaubemissionen bei.“ Pelletfeuerungen machten 1% bis 2% dieses Feinstaubs aus und würden in der Außenwirkung „vollkommen überbewertet“.
Würden alle bestehenden Holzheizungen durch moderne Pelletheizungen ersetzt, reduziere sich der Ausstoß von Feinstaub durch Holzheizungen um mehr als 50%, so der Feinstaubexperte Volker Lenz vom Institut für Energetik und Umwelt (IE) in Leipzig. Die aus Pelletheizungen emittierten Feinstäube seien überdies aufgrund der Hauptbestandteile aus anorganischen Salzen in ihrer Toxizität deutlich geringer zu bewerten als beispielsweise Ruß aus Dieselmotoren oder herkömmlichen Holzheizungen.
Neue wissenschaftliche Gutachten – erstellt von Prof. Thomas Nußbaumer im Schweizer Ingenieurbüro Verenum – zeigen, dass Feinstäube aus vollständiger Pelletverbrennung fast keine biologische Reaktivität aufzeigen und in den menschlichen Atemwegen fast vollkommen gelöst werden.
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