Pumpspeicherkraftwerk im Einklang mit Gesellschaft und Natur
Landauf, landab stellen sich Ingenieure den Herausforderungen der politisch eingeleiteten Energiewende. Bei der Mitgliederversammlung des VDI BV Ostwestfalen-Lippe wurden am Beispiel eines Pumpspeicherkraftwerks die komplexen Zusammenhänge zwischen technischem Fortschritt und gesellschaftlicher Akzeptanz diskutiert.
„Das Trianel Wasserspeicherkraftwerk an der Nethe. Baustein der Energiewende in Ostwestfalen-Lippe“ – so betitelt war der Auftaktvortrag von Markus Hakes von den Trianel Wasserspeicherkraftwerken Deutschland im Rahmen der Mitgliederversammlung des VDI Bezirksvereins Ostwestfalen-Lippe.
In den Räumen der Stadtwerke Bielefeld berichtete Hakes über Möglichkeiten, Hintergründe und den aktuellen Projektstand von Pumpspeicherkraftwerken in Deutschland. Mit Markus Hakes diskutierten 160 Ingenieure über effiziente Speicherlösungen für die Energie von morgen.
Ein Pumpspeicherkraftwerk ist immer auch ein Eingriff in die Landschaft
Hakes weiß, wovon er spricht. Der promovierte Ingenieur ist langjähriger Projektleiter bei Trianel. Der Stadtwerkeverbund hat sich auf die Zusammenarbeit mit Kommunen und öffentlichen Projektträgern für die Planung und Errichtung von Anlagen zur Erzeugung und Nutzung alternativer Energien spezialisiert. „Offene und frühzeitige Kommunikation sind bei diesem Thema und bei einem solchen Bauvorhaben besonders wichtig“, so Hakes, „schließlich ist ein solcher Speicher immer auch ein Eingriff in die Landschaft.“
Es sei notwendig, dass Bewohner, Naturschutz und Behörden den Zusammenhang mit der Energiewende und erneuerbaren Energien erkennen und die Ingenieure vor Ort besonders dialogbereit seien, erläuterte Hakes in seinem Vortrag.
Dies scheint im Kreis Höxter gut zu gelingen. Die bisherigen Planungen für den Standort Beverungen-Amelunxen laufen in Konsens mit allen Beteiligten. Nach Überwindung der ersten Hürde wird der Bau eines 390 MW-Speicherkraftwerks für das Jahr 2016 angestrebt.
Energiekonzepte mit mehr Bürgerbeteiligung umsetzen
Begrüßt wurde das Publikum von Ingo Kröpke, Leiter Erzeugung bei den Stadtwerken Bielefeld. In einem Workshop für die VDI-Mitglieder berichtete Kröpke von seinen eigenen Erfahrungen mit der Umsetzung eines neuen Energiekonzepts der Stadtwerke Bielefeld. Auch sein Unternehmen setze auf Bürgerbeteiligung, wenn es um Windkraftanlagen, Holzheizkraftwerke oder den Ausbau des Fernwärmenetzes geht. Gemeinsam mit der Stadt Bielefeld wurden Bürgerforen in den Stadtteilen veranstaltet, um die Ideen in bestehende Konzepte zu integrieren.
Volker Vorwerk, der Gründer der Online-Wissensplattform Bürgerwissen, berichtete aus einem ganz anderen Bereich. Vorwerk unterstützt deutsche Städte und Kommunen mit der Aufstellung von sogenannten Bürgerhaushalten. Auch hier geht es darum, komplexe Zusammenhänge zu einem entscheidungsfähigen Projekt zu machen. Immer einen Konsens zu finden, sei allerdings eine Illusion. Darauf sollte man nicht setzen. „Vielmehr kommt es darauf an, Entscheidungen gut mit allen Beteiligten vorzubereiten und demokratisch durchschaubar zu machen“, so Vorwerk. Erfahrungsgemäß würden solche Entscheidungsprozesse akzeptiert.
Ingenieure als Aktivposten bei der Technikvermittlung
In der Industriegesellschaft und besonders in Ostwestfalen-Lippe seien Ingenieure Aktivposten, sagte der OWL-Vorsitzende Klaus Meyer: „Die von den mehr als 3600 Mitgliedern durchgeführten knapp 200 Fachveranstaltungen im vergangenen Geschäftsjahr zeigen die gute Vernetzung und hohe Aktivität des VDI in OWL. 16 Facharbeitskreise in ganz Ostwestfalen-Lippe bringen die Menschen rund um die Themen Gebäudetechnik, Fördertechnik, Energie, Fahrzeugtechnik, Mischtechnik oder virtuelle Produktentwicklung zusammen. Und dabei arbeiten alle rein ehrenamtlich mit“, bilanzierte Meyer. „Und wir wachsen: Die stärksten Mitgliederzuwächse haben wir bei den Unterdreißigjährigen und bei den Ingenieurinnen.“
Die Mitgliederversammlung des VDI OWL hat sich zu einem zentralen Treffpunkt der Ingenieurinnen und Ingenieure in der Region entwickelt. Hier diskutieren die Mitglieder gemeinsam mit Gästen die Rolle der Ingenieure und ihres Netzwerks in Ostwestfalen-Lippe. So wurde in einem weiteren Workshop die sich wandelnde Berufsidentität von Ingenieuren in Zeiten von Bachelor und Master diskutiert.
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