Rauf und runter mit der Kraft der Sonne
Es hat erstaunlich lange gedauert, aber jetzt ist es soweit: In Frankreich hat die US-amerikanische Fahrstuhlfirma Otis in einem Siedlungsprojekt in der Nähe von Nantes den ersten Aufzug installiert, der sich alleine mit der Kraft der Sonne rauf und runter bewegt. Dank Batterieunterstützung fährt der GeN2-Switch auch nachts. Und in Deutschland gibt es ebenfalls bald die ersten Solarfahrstühle.
Seine Dienste leistet der Solaraufzug von Otis in der Nähe von Nantes, genauer im energiepositiven Siedlungsprojekt Bourderies von Atlantik Homes in Rezé. Der Aufzug GeN2 Switch wird über vier Photovoltaik-Module angetrieben, die auf dem Gebäudedach montiert sind. Das macht den Aufzug zu 80 Prozent energieautark. In den sonnenreichsten Monaten von März bis Oktober funktioniert der GeN2 Switch vollständig mit Sonnenkraft.
Batteriesystem stellt rund 100 Fahrten sicher
Der Fahrstuhl kann auch mit einem Windrad betrieben werden. Niemand muss Angst haben, im Falle von Flaute oder in der Nacht im Aufzug stecken zu bleiben.
Bei Stromausfall läuft der Aufzug über ein Batteriesystem. Dieses stellt bis zu 100 Fahrten in einem achtstöckigen Gebäude sicher. Das Fahrstuhlkonzept beinhaltet eine regenerative Antriebsvorrichtung, die durch den Aufzug beim Bremsen generierte Energie auffängt und in das Batteriesystem einspeist. Konsequenterweise bestehen die Batterien zu 97 Prozent aus recyceltem Material.
Aufzug verbraucht weniger Strom als eine Mikrowelle
Der alternative Aufzug ist äußerst stromsparend: Mit dem Batteriesystem verbraucht der GeN2 Switch nur 500 Watt. Zum Vergleich: Eine Mikrowelle verbraucht 700 Watt. Der Aufzug ist eine heimische Produktion, er wird im Werk Gien im Department Loiret hergestellt. Die Herstellungskosten für den GeN2 Switch sind im Vergleich zu einem konventionellen Aufzug etwa zehn Prozent höher.
Schindler versus Otis
Konkurrent in Sachen vertikaler Fortbewegung ist der Schweizer Aufzughersteller Schindler. Auch Schindler bietet inzwischen solarbetriebene Fahrstühle an.
Und die Baugenossenschaft Adlerhorst mit Sitz in Norderstedt bei Hamburg hat zugegriffen. Die Schweizer rüsten einen vierstöckigen Wohnriegel in Norderstedt-Garstedt mit sieben Solaraufzügen aus.
Sieben Solarfahrstühle in Norderstedt
Auch in Norderstedt sind es Photovoltaik-Module auf dem Dach des langgestreckten Neubaus, die die sieben Fahrstühle mit der nötigen Energie versorgen sollen. Überschüssige Energie landet in einer Batterie im Keller. Diese speichert sieben Kilowattstunden, genug Saft für bis zu 400 Aufzugsfahrten – auch bei Nacht oder Stromausfall.
Strommanagement-System steckt auch in der Solar Impulse 2
Die Schindler-Ingenieure nutzen eine ganz spezielle Software, um das Energiemanagement zwischen Fahrstühlen und Batterien zu steuern: Das Strommanagement ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Schindler und den Schweizer Flugpionieren Bertrand Picard und André Borschberg. Diese Software steckt in dem Solarflugzeug Solar Impulse 2, das im Moment in Nanjing in Ostchina steht. Dort bereitet sich Borschberg auf die größte Herausforderung vor: Die 8000 km lange Überquerung des Pazifiks bis nach Hawaii.
Nebenkosten sinken
Bei dieser Etappe wird die Schindler-Software von ganz entscheidender Bedeutung für den Flugerfolg sein. Das Programm verteilt den Stromfluss aus den 17.000 Solarzellen optimal auf die Batterien und auf den Antrieb der vier Elektromotoren des Leichtflugzeuges. Nicht mit Abenteuerlust sondern eher mit großem Pragmatismus kamen die Leute von Adlerhorst zu den sieben Schindler-Solaraufzügen.
Denn dank der selber erzeugten Kilowattstunden können sie die Aufzüge in dem Neubau mit 108 Wohnungen billiger betreiben. Für die Bewohner dieser Wohnungen bedeutet das niedrigere Nebenkosten.
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