Rekord bei Mini-Solaranlagen – mehr Freiheiten für Mieter
Der Bestand von Mini-Solaranlagen, den sogenannten Balkonkraftwerken, steigt immer rasanter. Und es sind weitere Erleichterungen geplant, die insbesondere Mieter freuen wird.
In Deutschland nimmt die Anzahl der Balkonkraftwerke rapide zu. Die Mini-Solaranlagen erleben derzeit einen enormen Boom und sollen in Zukunft noch weiter gefördert werden. Der Bundestag plant, es Mietern und Wohnungseigentümern einfacher zu machen, Balkonkraftwerke zu installieren. Dieser Schritt folgt auf ein Rekordquartal, in dem die Zahl der neu installierten Anlagen alle bisherigen Bestmarken übertraf.
Rekordzahlen im zweiten Quartal
Nach Angaben des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur wurden im zweiten Quartal dieses Jahres mehr Balkonkraftwerke installiert als jemals zuvor. Vom 1. April bis zum 30. Juni gingen mehr als 152.000 dieser Anlagen ans Netz. Dies stellt eine Steigerung von 52 Prozent im Vergleich zum bisherigen Rekordquartal dar. Insgesamt sind nun rund 563.000 Balkonkraftwerke registriert, wobei die tatsächliche Zahl noch höher sein dürfte, da es eine Nachmeldefrist gibt und manche Anlagen nicht gemeldet werden.
Der Bundestag wird am Donnerstag, den 04. Juli über Änderungen im Miet- und Wohnungseigentumsrecht abstimmen. Bisher benötigen Mieter und Wohnungseigentümer die Zustimmung ihres Vermieters oder der Eigentümergemeinschaft, um ein Balkonkraftwerk zu installieren. Diese Zustimmung konnte bislang ohne sachlichen Grund verweigert werden. Künftig soll die Installation von Steckersolargeräten zu den privilegierten baulichen Maßnahmen zählen, die nicht ohne weiteres blockiert werden können. Zu diesen Maßnahmen zählen bereits Umbauten zur Barrierefreiheit und zum Einbruchschutz.
Recht auf Sonnenstrom
Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft, begrüßt die geplanten Änderungen. Er spricht von einem „Recht zur Ernte von Sonnenstrom“, das gesetzlich verankert wird. Daniel Föst, bau- und wohnungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, betont, dass die neuen Regelungen die Hürden für Balkonkraftwerke abbauen. Dies ermögliche große Energieeinsparungen in den Haushalten.
Katrin Uhlig, Energiepolitikerin der Grünen, lobt die Änderungen ebenfalls. Sie erleichterten die Installation von Steckersolargeräten und ermöglichten es mehr Menschen, aktiv an der Energiewende teilzunehmen. Der SPD-Abgeordnete Daniel Rinkert sieht in den neuen Regelungen eine Stärkung der Energiewende in den eigenen vier Wänden. Mieter und Eigentümer könnten nun einfacher entscheiden, ob sie ein Balkonkraftwerk installieren möchten. Dies senke nicht nur die Energiekosten, sondern ermögliche auch einen unbürokratischen Zugang zur eigenen Stromerzeugung.
Bereits beschlossene Vereinfachungen
Bereits im vergangenen Quartal gab es Erleichterungen für Balkonkraftwerke. Seit dem 1. April ist die Registrierung der Geräte vereinfacht worden. Eine vereinfachte Anmeldung im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur reicht nun aus. Zudem trat ein Solarpaket in Kraft, das unter anderem die Nutzung normaler Steckdosen für die Anlagen ermöglicht. Auch der vorübergehende Einsatz alter, nicht digitaler Zähler und eine erhöhte Leistung von 800 Watt am Wechselrichter sind nun erlaubt.
Carsten Körnig hebt hervor, dass der Abbau von Bürokratie stets zu einer erhöhten Nachfrage führe. Auch die günstigen Preise in Baumärkten tragen zum aktuellen Boom bei. Balkonkraftwerke waren zuletzt teils für wenige Hundert Euro zu haben.
Rentabilität von Balkonkraftwerken
Balkonkraftwerke sind kleine Solaranlagen, die über eine Steckdose mit dem Haushaltsnetz verbunden werden. Sie müssen nicht zwingend am Balkon montiert sein. Der erzeugte Strom reduziert den Stromverbrauch und damit die Stromrechnung der Betreiber. Überschüssiger Strom fließt unentgeltlich ins öffentliche Netz. Ob sich die Anschaffung lohnt, hängt vom Preis, dem Standort und dem Verbrauchsverhalten ab.
Laut einer Studie der RWTH Aachen im Auftrag von Eon rentieren sich Balkonkraftwerke im Durchschnitt nach drei bis sechs Jahren Betriebszeit. Damit stellen sie eine langfristig lohnende Investition dar, die nicht nur die Energiekosten senkt, sondern auch einen Beitrag zur Energiewende leistet. (mit Material der dpa)
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