Roboter findet in Fukushima geschmolzene Brennstäbe
Bei der Aufarbeitung des Atomunglücks in Fukushima ist die Betreibergesellschaft Tepco offenbar einen wichtigen Schritt weitergekommen: Erstmals konnte ein Roboter vermutlich geschmolzenen Brennstoff lokalisieren – für die Bergung des seit März 2011 strahlenden Mülls die entscheidende Voraussetzung.
Mehr als sechs Jahre Arbeit, rund zwei Millionen Euro Kosten täglich – und bisher vor allem Nachrichten vom Scheitern. Seit März 2011 war es noch nicht einmal gelungen, Bilder aus dem Inneren eines der drei havarierten Atomreaktoren von Fukushima zu erhalten. Zuletzt blieb im Frühjahr ein Kameraroboter auf dem Weg ins Innere eines Reaktors stecken.
Jetzt aber kann die Betreibergesellschaft Tepco endlich einen Erfolg melden. Sehr wahrscheinlich jedenfalls handelt es sich bei den Objekten, die ein Roboter in Reaktor drei aufnahm, um geschmolzenen Brennstoff – ausführliche Analysen der Bilder müssen das noch bestätigen. Wenn sie das tun, steht fest: Strahlender Brennstoff liegt, vermischt mit Trümmern, auf dem Boden eines Sicherheitsbehälters unter Reaktor drei.
Roboter kann in alle Richtungen manövrieren
Die Ortung der Brennelemente ist die wichtigste Voraussetzung für ihre langfristige Bergung und die Sanierung des Geländes. Allerdings ist sie nur einer von vielen Schritten. Unter anderem deshalb, weil die Strahlung aus den Reaktoren immer noch so hoch ist, dass Menschen nicht in ihre Nähe können. Deshalb wurden eigens Roboter entwickelt, die dank ihrer Propeller sowohl in der Luft als auch unter Wasser in alle Richtungen manövrieren können und die mit Kameras sowohl an der Vorder- wie an der Rückseite ausgestattet sind.
Tepco betont, dass durch das Einbringen des Roboters keine Gefahr entstehe. Das Gerät in der Größe eines Laibes Brot sei durch ein Rohr eingebracht worden, das keine Strahlung nach außen dringen lasse.
Bergungskonzept soll entwickelt werden
Experten wollen nun aufgrund der Aufnahmen ein Bergungskonzept für den Brennstoff entwickeln. Eine der offenen Fragen dabei ist, wie man das meterhoch stehende, extrem strahlende Wasser entfernen kann, ohne die Umgebung zusätzlich zu belasten. Außerdem ist noch völlig offen, ob und wann auch die beiden anderen, direkt benachbarten Reaktoren entsprechend untersucht werden können.
Für den kompletten Rückbau der Anlagen in Fukushima veranschlagen die japanischen Experten etwa 40 Jahre. Die Kosten werden auf umgerechnet etwa 165 Milliarden Euro geschätzt. Angesichts der bisherigen Entwicklung halten viele Beobachter beide Schätzungen für eher zu niedrig. Außerdem sind in dieser offiziellen Summe sogar die Entschädigungen für Betroffene der Atomkatastrophe eingerechnet. Und die liegen bislang schon bei rund 57 Milliarden Euro. Gerade hat Tepco von dem dafür eingerichteten Fonds den bereits 66. Antrag auf eine weitere Rate für Entschädigungen bewilligt bekommen – die umgerechnet etwa 240 Millionen Euro sollen bis August reichen.
Ein Beitrag von: