Stromversorgung in Großbritannien 28.01.2020, 09:37 Uhr

Rolls-Royce will Mini-Kernkraftwerke bauen

Statt mit einer Leistung von 1600 sollen die so genannten SMR nur 400 Megawatt haben. Alle Module werden am Fließband hergestellt. Das soll die Kosten senken. Begründung: Wir brauchen mehr kohlendioxidarme Stromerzeugung.

Rolls Royce in der Wüste

Foto: panthermedia.net/Moodboard

„Unsere Welt braucht mehr kohlendioxidarme Energie als jemals zuvor“, heißt es beim britischen Triebwerkehersteller Rolls-Royce.

Da wird kaum jemand widersprechen. Bei der Art, wie das Unternehmen, das auch kleine Krenkraftwerke für U-Boote baut, das Ziel erreichen will, sträuben sich wohl bei vielen die Haare, vor allem in Deutschland. Rolls-Royce kündigte jetzt an, im eigenen Land mehr als ein Dutzend kleine Kernkraftwerke bauen zu wollen, small modular reactors (SMU). 2029 soll das erste Werk in Betrieb gehen. Die zentralen Komponenten wie der Reaktor selbst und die Dampferzeuger sollen in Fabriken hergestellt und auf der Baustelle nur noch zu einem Ganzen zusammengefügt werden. Sie lassen sich per Bahn, Schiff oder Lkw befördern. Die industrielle Herstellung soll die Kosten senken und die Bauzeit massiv reduzieren. Für die Herstellung der Komponenten veranschlagt Rolls-Royce 500 Tage.

Relativ hoch angereichertes Uran

Das Reaktorgefäß ist 11,3 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 4,5 Metern. Der Dampf erreicht eine Temperatur von 327 Grad Celsius. Die Brennstäbe haben eine Länge von 2,8 Metern. Als Brennstoff dient Uran, das relativ hoch angereichert ist – es enthält zu 4,95 % das spaltbare Uranisotop 235. Nach 18 bis 24 Monaten müssen die Brennelemente gegen Frische ausgetauscht werden. Die Anlagen sind für eine Lebensdauer von 60 Jahren ausgelegt.
Die modernsten Kraftwerksblöcke der Neuzeit wie der European Pressurized Reactor (EPM) des französischen Herstellers Areva haben eine Leistung von 1600 Megawatt und mehr. Die SMU sollen auf lediglich 400 bis 450 Megawatt kommen. Es sind Druckwasserreaktoren, wie sie auch auf U-Booten eingesetzt werden. Sie haben drei Kühlungskreisläufe, sind also redundant ausgelegt. Selbst wenn zwei ausfallen, lässt sich der Reaktorkern noch ausreichend kühlen.

Module werden industriell hergestellt

Der nukleare Teil und die Turbogeneratoren befinden sich in einem Gebäude, das einer aufgeblasenen Halle ähnelt. Die Hülle ist jedoch so stabil, dass sie sogar einen Flugzeugabsturz aushält. Alle anderen Anlagenteile sowie der Kontrollraum befinden sich in einer gewissen Entfernung vom Reaktorgebäude. Eine hohe schräg stehende Mauer verhindert den Zutritt von Unbefugten.

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Die Module werden gewissermaßen am Fließband gebaut. Alle sind gleich, sodass die Genehmigungsprozedur drastisch vereinfacht werden kann. Reicht ein einziges Kraftwerk an einem Standort nicht, soll einfach ein zweites danebengesetzt werden. Kernkraftwerke, die heute gebaut werden wie Hinkley Point in Großbritannien kosten schnell 10 Milliarden Euro. Weniger kapitalkräftige Staaten können sich das meist nicht leisten. SMR sind dagegen weitaus billiger – wie viel sie kosten sagt Rolls-Royce allerdings nicht.

US-Konkurrent NuScale setzt auf 50-Megawatt-Module

Das Unternehmen muss sich vor allem mit einem US-Konkurrenten auseinandersetzen, der 50-Megawatt-Module bauen will, mit NuScale in Portland/Oregon. Der Reaktor soll sich, so wirbt das Unternehmen, bei einer schweren Störung ohne Einwirkung von Außen selbst kühlen, sodass es keine katastrophale Kernschmelze gibt. Schon Anfang dieses Jahrzehnts sollten 12 dieser Anlagen in Betrieb sein. Bisher hat der Bau jedoch noch nicht begonnen.
Anders in Russland. Dort produzieren zwei schwimmende Druckwasserreaktoren mit einer Leistung von jeweils 40 Megawatt Strom für eine abgelegene Region in Sibirien.

Rolls-Royce punktete bereits 2019 beim Wettlauf um Elektroflugzeug. Rund 480 km/h soll das Elektroflugzeug Accel schnell werden. Hier können Sie mehr zu den Plänen erfahren.

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Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

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