Plutonium aus Atomwaffen 26.08.2016, 11:51 Uhr

Schneller Brüter in Russland läuft jetzt mit voller Leistung

Acht Monate nach der ersten Stromerzeugung hat der weltweit größte schnelle Brutreaktor seine Nennleistung von 800 Megawatt erreicht. Russland setzt auf diesen Reaktortyp, weil ihm der Brennstoff nie ausgeht. Der Schnelle Brüter nutzt Plutonium aus alten Atomwaffen.

Der weltweit leistungsstärkste schnelle Brutreaktor im russischen Beloyarsk hat vor wenigen Tagen seine Spitzenleistung von 800 Megawatt erreicht.

Der weltweit leistungsstärkste schnelle Brutreaktor im russischen Beloyarsk hat vor wenigen Tagen seine Spitzenleistung von 800 Megawatt erreicht.

Foto: Rosenergoatom

Der weltweit leistungsstärkste schnelle Brutreaktor hat vor wenigen Tagen seine Spitzenleistung von 800 Megawatt erreicht. Im Dezember hatte der BN-800 im russischen Beloyarsk erstmals Strom erzeugt.

Insgesamt sind es bisher 1,3 Milliarden Kilowattstunden. Bis Jahresende sollen es 3,5 Milliarden werden. Seit der ersten Stromerzeugung wurde der Reaktor intensiv getestet und hochgefahren.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) Konstruktiver Ingenieurbau Schwerpunkt Instandsetzung Die Autobahn GmbH des Bundes
Dillenburg Zum Job 
EF Holding GmbH-Firmenlogo
Betriebsleiter (m/w/d) Stahlwerk im stahlwerkstypischen Umfeld EF Holding GmbH
Salzgitter Zum Job 
Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) für Elektrotechnik Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart
Stuttgart Zum Job 
SATA GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwicklungs- und Konstruktionsingenieur (m/w/d) SATA GmbH & Co. KG
Kornwestheim Zum Job 
RITTAL GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Value Chain Consultant (m/w/d) RITTAL GmbH & Co. KG
Herborn Zum Job 
Rittal-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Produktentwicklung Klimatisierung Rittal
Herborn Zum Job 
H-O-T Härte- und Oberflächentechnik GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Beschichtungstechnik H-O-T Härte- und Oberflächentechnik GmbH & Co. KG
Nürnberg Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Projektingenieurin / Projektingenieur oder Projektleitung (w/m/d) Energieanlagen Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach-Firmenlogo
Professur (m/w/d) für Bauingenieurwesen und Holztechnik Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach
Mosbach Zum Job 
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.-Firmenlogo
Ingenieur/in Luft- und Raumfahrttechnik, Maschinenbau, Physikalische Ingenieurwissenschaften (w/m/d) Fachlich-Wissenschaftliche Leitung des Teams "Systementwurf und Integration des Antriebssystems" Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.
Cottbus Zum Job 
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Strategische Netzplanung Strom, Datennetze, Infokabel, 450 MHz Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
GOLDBECK West GmbH-Firmenlogo
Projektleiter Planung (m/w/d) Hochbau Neubau- und Bestandsprojekte GOLDBECK West GmbH
Bochum, Monheim am Rhein Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Vergabemanager (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Montabaur Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Fachexperte Hochbau (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Montabaur Zum Job 
Evonik Operations GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Meister / Techniker (m/w/d) mit dem Schwerpunkt: Betriebstechnik und Betriebscontrolling Evonik Operations GmbH
Wittenburg Zum Job 
Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)-Firmenlogo
Bauingenieurin / Bauingenieur (m/w/d), Maschinenbauingenieurin / Maschinenbauingenieur (m/w/d) oder Physikerin / Physiker (m/w/d) (Master/Uni-Diplom) Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
Bergisch Gladbach Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur / Experte Vergabe und Vertragsabwicklung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Montabaur Zum Job 
Evonik Operations GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Meister / Techniker (m/w/d) mit dem Schwerpunkt: Betriebstechnik und Betriebscontrolling Evonik Operations GmbH
Wittenburg Zum Job 
KYB Europe GmbH-Firmenlogo
Versuchsingenieur - Fahrzeugabstimmung (m/w/d) KYB Europe GmbH
Aschheim Zum Job 
Stadtwerke Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH-Firmenlogo
Teamleitung Planung Verkehrsinfrastruktur (d/m/w) Stadtwerke Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH
Frankfurt am Main Zum Job 

Schnelle Brüter unterscheiden sich massiv von den weltweit am weitesten verbreiteten Leichtwasserreaktoren. Während diese mit langsamen Neutronen arbeiten – Wasser bremst sie ab –, sind in Schnellen Brütern schnelle, besonders energiereiche Neutronen aktiv. Sie können den Brennstoff Plutonium spalten und so Wärmeenergie erzeugen. Uran, das in Leichtwasserreaktoren eingesetzt wird, ist nahezu immun gegen schnelle Neutronen, zumindest was die Spaltung angeht.

Kontrollzentrale des Schnellen Brüters in Beloyarsk: Der Reaktor nutzt das Plutonium aus verschrotteten Atombomben.

Kontrollzentrale des Schnellen Brüters in Beloyarsk: Der Reaktor nutzt das Plutonium aus verschrotteten Atombomben.

Quelle: Rosenergoatom

Flüssiges Natrium zum Kühlen

Als Kühlmittel setzt die russische Atomindustrie flüssiges Natrium ein. Es transportiert die Wärme aus dem Reaktorkern in einen externen Wärmetauscher, in dem Wasser in Dampf verwandelt wird. Er treibt einen Turbogenerator zur Stromerzeugung an. Der Vorteil dieses Reaktortyps: Er erzeugt nebenbei neuen Brennstoff.

Außer Plutonium befindet sich im Reaktorkern nicht spaltbares Uran 238. Dessen Atome fangen Neutronen ein. Dadurch verwandelt es sich in spaltbares Plutonium. Was für Leichtwasserreaktoren Abfall ist, nämlich abgereichertes Uran, in dem nur noch wenig spaltbares Uran 235 vorhanden ist, ist für Schnelle Brüter ein Rohstoff zur Brennstoffherstellung.

Reaktor schaltet sich bei einer Panne selbstständig ab

Schnelle Brüter gelten wegen der Plutoniumnutzung bei vielen als besonders gefährlich, obwohl sie bauartbedingt zumindest einen großen Vorteil haben. Wenn die Pumpen ausfallen, die das Natrium umwälzen, schaltet sich der Reaktor ohne Zutun von Menschen oder Sicherheitssystemen ganz allein ab.

Neben dem Schnellen Brüter BN-800 arbeitet in Beloyarsk seit rund 30 Jahren der BN-600, ein Brüter mit einer elektrischen Leistung von 600 Megawatt.

Neben dem Schnellen Brüter BN-800 arbeitet in Beloyarsk seit rund 30 Jahren der BN-600, ein Brüter mit einer elektrischen Leistung von 600 Megawatt.

Quelle: Rosenergoatom

In Leichtwasserreaktoren schmilzt dagegen der Reaktorkern, wie im amerikanischen Harrisburg und im japanischen Fukushima. Gefahr geht allerdings vom Natrium aus. Wenn es, etwa bei einem Leck, mit Luft in Berührung kommt, fängt es explosionsartig Feuer.

„Was ich hier gesehen habe sind hoch-professionelle Mitarbeiter, die sich äußerst intensiv für die technische Entwicklung einsetzen“, sagte Juan Carlos Lentijo, bei der Internationalen Atomenergieorganisation zuständiger Direktor für nukleare Sicherheit nach einem Besuch in Beloyarsk. „Sie sind ebenso engagiert, was die Sicherheit angeht. Das ist für mich besonders wichtig.“

Atommüll strahlt nicht mehr so lange

Während in Deutschland, den USA, Frankreich und Japan die Entwicklung Schneller Brüter aus technischen oder politischen Gründen gescheitert ist, hält Russland an diesem Reaktortyp fest, weil der Brennstoff praktisch nie ausgeht, die Versorgung also für unabsehbare Zeit gesichert ist. Auch der atomare Abfall aus Leichtwasserreaktoren lässt sich in diesen Anlagen verwerten. Allerdings müssen zuvor in einer Wiederaufarbeitungsanlage Uran und Plutonium vom wirklichen Atommüll getrennt werden. Was einen entscheidenden Vorteil hat: Was übrig bleibt strahlt nur noch ein paar 100 statt 100.000 Jahre.

Die Brüter-Technik, die im Westen gescheitert ist, wird von Russland massiv ausgebaut. Nach dem jetzt in Betrieb genommenen BN-800 soll am gleichen Standort der noch größere Brüter BN-1200 gebaut werden. 

Die Brüter-Technik, die im Westen gescheitert ist, wird von Russland massiv ausgebaut. Nach dem jetzt in Betrieb genommenen BN-800 soll am gleichen Standort der noch größere Brüter BN-1200 gebaut werden. 

Quelle: Rosenergoatom

In Beloyarsk läuft seit rund 30 Jahren BN-600, ein Brüter mit einer elektrischen Leistung von 600 Megawatt. Nach dem jetzt in Betrieb genommenen BN-800 soll am gleichen Standort BN-1200 gebaut werden. Damit ein Brüter in Gang kommt, benötigt er Plutonium. Daran besteht in Russland kein Mangel. Es stammt aus Atombomben, die verschrottet werden.

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.