Schwimmendes Kraftwerk für New York
In New York ersetzen emissionsarme Gasturbinen aus Deutschland ein altes Kraftwerk. Die neue Anlage stopft Stromlücken durch wetterbedingte Schwankungen – die Metropole am Hudson bezieht ihre Energie zunehmend aus Sonne und Wind.
Seit den frühen 1970er Jahren wird New York teilweise von Kraftwerken mit Strom versorgt, die in der Upper Bay schwimmen, einer Bucht zwischen Brooklyn und dem US-Bundesstaat New Jersey. Jetzt wird die Gowanus Generating Station mit einer Leistung von 640 Megawatt durch 2 schwimmende Anlagen ersetzt. Sie weisen einen um 50 % höheren Wirkungsgrad aus als die betagten aktuellen Kraftwerke. Die neuen Stromerzeuger liefert Siemens. Sie werden auf zwei Bargen installiert, das sind Schwimmkörper, auf denen Waren transportiert oder eben Kraftwerke errichtet werden können.
Sechs Kraftwerke werden stillgelegt
Nicht nur der erheblich höhere Wirkungsgrad des künftigen Kraftwerks senkt die Umweltbelastung. Anders als die Gowanus Generating Station, die mit Öl und Gas betrieben wird, setzt Siemens ausschließlich auf Erdgas. Das natürliche Gasgemisch hat von allen fossilen Brennstoffen die geringsten Auswirkungen auf die Umwelt. Jedes der schwimmenden Kraftwerke besteht aus 4 Gasturbinen, die einen Wirkungsgrad von 41,8 % haben. Gemeinsam haben sie eine Leistung von 600 Megawatt. Außer den 4 Gowanus-Bargen nimmt der Stromversorger Astoria Generating Company noch 2 schwimmende Kraftwerke in der nahegelegenen Narrows Station außer Betrieb. Die Leistung der beiden neuen Anlagen wird niedriger sein als die der heute noch laufenden schwimmenden Stromerzeuger, weil die Versorgung der US-Metropole mit Ökostrom ausgebaut worden ist.
Aus diesem Grund haben die beiden neuen Kraftwerke, für die Siemens neue Bargen bauen lässt, unter anderem die Aufgabe, wetterbedingte kurzzeitige Stromlücken zu überbrücken. Die Gasturbinen lassen sich sehr schnell hoch- und runterregeln, sodass sie das Netz stabilisieren. „Die neuen SeaFloat Power Barges helfen, Emissionen in New York City zu reduzieren“, sagt Karim Amin, CEO Power Generation bei Siemens Gas and Power. „SeaFloat vereint die Vorteile unserer Kraftwerkstechnik mit der bei Spitzenlasten erforderlichen Mobilität und Flexibilität.“
Schwimmende Kraftwerke werden remote überwacht
Siemens ist nicht nur Lieferant der beiden Kraftwerke, sondern auch 20 Jahre lang für deren störungsfreien Betrieb verantwortlich. Das haben die Partner vereinbart. Die Anlage wird dazu mit Fernüberwachungs- und -diagnosetechnik ausgestattet.
„Da New Yorks Energiemarkt zunehmend auf fluktuierende Quellen wie Wind- und Solarenergie setzt, müssen wir eine zuverlässige Versorgung sicherstellen“, sagt Mark Sudbey, CEO der Astoria Generating Company. Das Unternehmen habe sich für die schwimmende Lösung entschieden, weil es so keine Probleme mit sich ändernden Wasserständen gebe. „Zudem können wir die Kraftwerke anderswo hinschleppen, wenn Bedarf besteht“, so Sudbey.
Auch die DomRep bekommt eine SeaFloat-Anlage
Im Dezember vergangenen Jahres erhielt Siemens den ersten Auftrag für eine SeaFloat-Anlage. Sie wird im Auftrag der Seaboard Corporation, einer Tochter des unabhängigen Stromerzeugers Transcontinental Capital Corporation (Bermuda) vor der Küste Santo Domingos stationiert, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik. Sie wird mit zwei Gas- und einer Dampfturbine ausgestattet sein. Diese Kombination kommt auf einen Wirkungsgrad von rund 60 %. In derartigen Anlagen wird die Abwärme der Gasturbinen zur Umwandlung von Wasser in Dampf genutzt, der die zweite Turbine antreibt. Gemeinsam schaffen sie eine Leistung von 145 Megawatt.
Siemens stattet die Barge zusätzlich mit einem Batteriespeicher aus, der eine Leistung von 5 Megawatt und eine Kapazität von 10 Megawattstunden hat. Dieser sorgt für die Überbrückung kleiner Stromlücke. 2021 soll die Anlage im Karibischen Meer in Betrieb gehen.
Sauberer Strom für Kreuzfahrtschiffe
Auch in Deutschland gibt es ein schwimmendes Kraftwerk. Es ist auf einer Barge montiert und versorgt im Hamburger Hafen liegende Kreuzfahrtschiffe mit Strom. Der Vorteil: Die Schiffe können die bordeigene Stromversorgung durch Dieselgeneratoren während der Liegezeit abstellen. Das reduziert die Emissionen von Ruß, Kohlendioxid und Schadstoffen. Das Kraftwerk im Hamburger Hafen hat eine Leistung von 7,5 Megawatt. Auch andere Häfen wie Kiel planen, mobile Stromversorgungen aufzubauen, um so Kreuzfahrtschiffe wie Frachter während ihrer Hafenzeit auf Trab halten zu können.
Russland setzt auf Kernenergie
Russland setzt bei schwimmenden Kraftwerken auf Kernenergie. In diesem Monat soll die „Akademik Lomonossow“ an ihrem Bestimmungsort festgemacht werden. Sie hat 2 Druckwasserreaktoren mit je 35 Megawatt Leistung an Bord. Es sind Weiterentwicklungen von Anlagen, die für die Stromversorgung in diversen Eisbrechern genutzt werden. Bestimmungsort des neuen Kraftwerks ist Pewek, eine Kleinstadt mit gut 4.000 Einwohnern. Der auf dem Wasser produzierte Strom soll die ganze Region versorgen, vor allem jedoch Bohrplattformen. In den USA arbeiten Forscher des Massachusetts Institute of Technology in Cambridge ebenfalls an einem schwimmenden Kernkraftwerk.
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